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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Gespenster #3 (204 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 19.02.2024 um 14:00 Uhr (Zitieren)
2. C. Plinius Secundus, Briefe XXVII:
C. Plinius grüßt seinen Sura

Die Muße gibt mir die Möglichkeit, etwas zu lernen, und Dir, mich zu belehren. Also: ich möchte gar zu gerne wissen, ob Du glaubst, daß es Gespenster [phantasmata] gibt und daß sie eine eigene Gestalt und irgendeine Wirksamkeit haben oder leere, eitle Gebilde sind und nur in unserer Furcht Gestalt gewinnen.

Ich glaube an ihre Existenz, und dazu bestimmt mich vornehmlich, was, wie ich höre, Curtius Rufus passiert ist. Noch unbekannt und in dürftigen Verhältnissen lebend, befand er sich im Gefolge des Statthalters von Afrika. Eines Tages ging er gegen Abend in einer Wandelhalle spazieren. Da trat ihm eine weibliche Gestalt von übernatürlicher Größe und Schönheit entgegen; betroffen hörte er sie sagen, sie sei Afrika und kenne die Zukunft; er werde nach Rom gehen, dort zu Ehrenstellen emporsteigen, dann als Statthalter nach Afrika zurückkehren und dort sterben. Alles ist eingetroffen! Als er in Karthago landete und aus dem Schiffe stieg, soll ihm überdies dieselbe Gestalt am Ufer erschienen sein. Jedenfalls erkrankte er bald, und von der Vergangenheit auf die Zukunft, vom Glück aufs Unglück schließend, ließ er alle Hoffnung auf Genesung fahren, während alle seine Angehörigen nicht daran zweifelten.

Ist nicht auch folgende Geschichte, die ich Dir erzählen will, wie ich sie gehört habe, ebenso grausig und ebenso wunderbar? Da war in Athen ein weitläufiges, geräumiges, aber verrufenes, Unheil bringendes Haus. In der Stille der Nacht hörte man Eisen klirren, und wenn man schärfer hinhörte, Ketten rasseln, zuerst in der Ferne, dann ganz in der Nähe. Schließlich erschien ein Gespenst, ein alter Mann, abgemagert und von Schmutz starrend, mit langem Bart und struppigen Haaren; an den Beinen trug er Fußfesseln, an den Händen Ketten, die er schüttelte.

Infolgedessen durchwachten die Bewohner aus Angst trostlose, grausige Nächte; die Schlaflosigkeit führte zu Krankheiten und bei zunehmender Angst zum Tode. Denn auch bei Tage war das Gespenst zwar verschwunden, gaukelte aber in ihrer Phantasie vor ihren Augen, und die Angst hielt länger vor als deren Ursache. Schließlich wurde das Haus aufgegeben, zur Verödung verdammt und gänzlich jenem Unhold überlassen; immerhin wurde es ausgeboten, falls es jemand in Unkenntnis jener Schrecknisse kaufen oder mieten wollte.

Da kommt der Philosoph Athenodor nach Athen, liest den Anschlag, fragt nach dem Preise, und da er ihm verdächtig niedrig vorkommt, forscht er nach, erfährt alles und mietet das Haus trotzdem, ja, nun erst recht [nihilo minus, immo tanto magis conducit].

 
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