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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Wenn Alexander der Große Italien angegriffen hätte #4 (142 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 28.03.2024 um 14:21 Uhr (Zitieren)
Livius IX 17-19:
Er selbst hätte das Meer mit altgedienten Makedonen überquert, mit nicht mehr als 30000 Mann und 4000 Reitern, vor allem Thessalern – das waren ja seine Kerntruppen. Wenn er noch Perser, Inder und andere Völkerschaften dazugetan hätte, hätte er mehr ein Hindernis mit sich geschleppt als eine Hilfe. Man nehme noch dazu, daß den Römern daheim Ersatz zur Verfügung gestanden hätte, Alexander dagegen, wie es später Hannibal erging, das Heer alt und grau geworden wäre, während er in fremdem Land Krieg führte.

Als Waffen hatten jene den Rundschild und Sarisen, der Römer den Langschild, der dem Körper größeren Schutz bot, und das Pilum, eine Waffe, die bei Stoß und beim Wurf erheblich wirksamer ist als die Lanze. Auf beiden Seiten kämpfte der Soldat an seinem Platz und hielt Reih und Glied; aber jene Phalanx war starr und einförmig, die römische Schlachtordnung dagegen stärker gegliedert, aus mehreren Teilen bestehend, leicht aufzuteilen, wo es nötig war, und leicht zu vereinigen. Beim Schanzen vollends, welcher Soldat ist da dem römischen gleich, welcher zum Ertragen von Strapazen tauglicher?

Wenn Alexander eine einzige Niederlage erlitten hätte, wäre der Krieg für ihn verloren gewesen. Welche Schlacht hätte dagegen den Römer gebrochen, den Caudium, den Cannae nicht gebrochen hat? Wahrlich, jener hätte sich, auch wenn zuerst alles gut gegangen wäre, oft nach den Persern, den Indern und dem unkriegerischen Asien zurückgesehnt und gesagt, bisher habe er nur mit Weibern Krieg geführt, was auch Alexander, der König von Epirus, gesagt haben soll, als er, von der tödlichen Wunde getroffen, die Art der Kriege, die dieser junge Mann in Asien führte, mit der Art seines Krieges verglich.

Wenn ich daran denke, daß im Ersten Punischen Krieg 24 Jahre lang zur See gekämpft worden ist, glaube ich, daß Alexanders Lebenszeit kaum für einen einzigen Krieg gereicht hätte. Er wäre aber vielleicht in einen Krieg mit Karthago und Rom zugleich verwickelt worden, da aufgrund alter Verträge der karthagische Staat mit dem römischen verbündet war und gleiche Angst vor dem gemeinsamen Feind die beiden an Waffen und Männern mächtigsten Städte hätte zu den Waffen greifen lassen.

Als Alexander zwar nicht mehr ihr Führer und die Macht der Makedonen auch nicht mehr ungeschmälert war, haben die Römer sich aber doch mit dem makedonischen Feind gemessen in den Kriegen mit Antiochos, Philipp und Perseus, nicht nur ohne jede Niederlage, sondern sogar ohne Gefahr für sich.

Möge mir niemand meine Worte verargen, und die Bürgerkriege mögen beiseite bleiben: Wir sind niemals durch feindliche Reiter, niemals durch Fußsoldaten, niemals im offenen Kampf, niemals auf günstigem Gelände – jedenfalls niemals in unserem Land – in Bedrängnis geraten; Pfeile dagegen, unwegsame Bergwälder und für den Nachschub unpassierbares Gelände kann auch ein schwerbewaffneter Soldat fürchten; 1000 Schlachtreihen, furchtbarer als die der Makedonen und Alexanders, hat er abgewehrt und wird er abwehren, wenn nur die Liebe zum Frieden, in dem wir jetzt leben, und die Sorge um die innere Eintracht andauert [modo sit perpetuus huius, qua vivimus, pacis amor et civilis cura concordiae].

(Livius: Römische Geschichte. Buch VII-X. Lateinisch-deutsch ed. Hans Jürgen Hillen. Darmstadt 1994, S. 268-279)

Der Text gilt als Beispiel für kontrafaktische Geschichtsschreibung aus der Antike.
 
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