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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Hunnen #1 (123 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 07.04.2024 um 13:51 Uhr (Zitieren)
Ammianus Marcellinus XXI 2, 1-11:
Das Volk der Hunnen ist den alten Schriften nur wenig bekannt. Es wohnt jenseits des Mäotischen Sees (1), nahe dem Eismeer, und lebt im Zustand unbeschreiblicher Wildheit. Da gleich nach der Geburt in die Wangen der Kinder mit dem Messer tiefe Furchen gezogen werden, damit der zu bestimmter Zeit auftretende Bartwuchs durch die runzligen Narben gehemmt wird, werden sie unbärtig alt und ähneln, jeglicher Schönheit bar, den Eunuchen.

Alle besitzen sie gedrungene und starke Glieder und einen muskulösen Nacken und sind so entsetzlich entstellt und gekrümmt, daß man sie für zweibeinige Bestien oder für Figuren aus Blöcken halten könnte, wie sie für die Seitenbegrenzung von Brücken roh behauen werden.

Bei ihrer reizlosen Menschengestalt sind sie durch ihre Lebensweise so abgehärtet, daß sie keines Feuers und keiner gewürzten Speise bedürfen, sondern von den Wurzeln wilder Kräuter und dem halbrohen Fleisch von jedwedem Getier leben, das sie zwischen ihre Schenkel und den Pferderücken legen und etwas erwärmen. Sie kennen niemals den Schutz von Gebäuden, meiden solche vielmehr wie Gräber, die vom allgemeinen Verkehr völlig abgeschieden sind. Auch kann man bei ihnen nicht einmal eine mit Rohr gedeckte Hütte finden. Sondern ruhelos schweifen sie durch Berge und Wälder und sind von klein auf gewöhnt, Kälte, Hunger und Durst zu ertragen. Nur wenn äußerste Notwendigkeit sie zwingt, gehen sie in der Fremde unter ein Dach, denn sie glauben, unter Dächern nicht sicher zu sein.

Sie kleiden sich in linnene Gewänder oder solche, die aus Fellen von Waldmäusen [siluestres mures (2)] zusammengenäht sind, und haben keine besondere Kleidung für den Hausgebrauch und außerhalb des Hauses, sondern wenn sie einmal den Kopf in ein solches Hemd aus schmutziger Farbe gesteckt haben, legen sie es erst ab oder wechseln es, wenn es durch langen Verschleiß in Fetzen aufgelöst und zerfallen ist. Den Kopf bedecken sie mit einer runden Kappe und schützen die behaarten Beine mit Ziegenfellen. Ihre Schuhe werden nicht auf Leisten gepaßt und hindern sie daran, frei auszuschreiten. Deswegen sind sie zu Fußkämpfen ungeeignet, aber auf ihren abgehärteten, doch unschönen Pferden sitzen sie wie angegossen und reiten auf ihnen bisweilen im Frauensitz, wenn sie ihre natürlichen Bedürfnisse erledigen.

Von seinem Pferd aus kauft und verkauft jedermann in diesem Volk bei Tag und Nacht, nimmt sein Essen und Getränk zu sich und gibt sich, auf den schmalen Hals des Tiers gebeugt, tiefem Schlaf hin und erlebt dabei die verschiedensten Träume. Wenn eine Beratung über wichtige Dinge angesetzt ist, beraten sie alle gemeinsam in dieser Haltung. Sie lassen sich aber durch keine königliche Strenge führen, sondern begnügen sich mit improvisierter Führung von Häuptlingen, und so überwinden sie jedes Hindernis [aguntur autem nulla seueritate regali, sed tumultuario primatum ductu contenti perrumpunt, quidquid inciderit].

(1) heute: Asowsches Meer an der Krim
(2) Gemeint sind Eichhorn, Marder, Iltis und Zobel.
 
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