Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 00:06 Uhr (Zitieren)
(Genesis 3, 5)
Manchmal findet man ein θεός, wo man den Plural erwartet, manchmal ein θεοὶ, wo man den Singular im Ohr hatte.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 18.05.2009 um 08:15 Uhr (Zitieren)
Ist die gesamte Schöpfungsgeschichte nicht voll von Göttern? Allein der Schöpfergott ist eigentlich ein Plural (elohim).
Aber, wahrlich interessant: καλὸν, nicht ἀγαθόν!
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 08:34 Uhr (Zitieren)
Die jüdische Religion ist ja eigentlich nicht monotheistisch, sondern monolatristisch.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 18.05.2009 um 10:07 Uhr (Zitieren)
Der Schöpfergott hat zwar eine Pluralform (-im ist der Plural), seine Prädikate stehen aber im Singular. An dieser Stelle vielleicht ein verkappter oder verschütteter Monolatrismus.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 11:52 Uhr (Zitieren)
Eine deutlich monolatristische Stelle ist:
(Deuteronomium 6)
Daß der hebräische Begriff für "Gott" ein Plural ist, ist ja in diesem Zusammenhang auch bemerkenswert.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 16:03 Uhr (Zitieren)
Die von mir benutzte deutsche Übersetzung des Tanach (~ AT) ist übrigens die von Martin Buber und Franz Rosenzweig, auf die ich einmal aufmerksam machen möchte - weil von jüdischer Seite öfters behauptet wird, christliche Übersetzungen der Heiligen Schrift der Juden seien tendenziös. (Bsp.: "Auge um Auge, Zahn um Zahn", was wohl eine Fehlübersetzung ist, die Juden in einem ungünstigen Licht stehen läßt.)
Es gibt auch noch eine jüdische Übersetzung von Moses Mendelssohn, die natürlich wesentlich älter ist.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 18.05.2009 um 21:39 Uhr (Zitieren)
Tendenziöse Übersetzungen finde ich immer interessant. Ich habe mal gelesen, dass Vaterunser sei ursprünglich auf Aramäisch abgefasst und dann falsch ins Griechische übersetzt worden. Natürlich war eine Übersetzung aus der Rückübersetzung angegeben, in der es nicht mehr "Vater" hieß, sondern ... irgendwas Geschlechtsneutrales. Christlich war's dann auch nicht mehr.
"Das" hebräische Wort für Gott ist übrigens eine interessante Sache, weil es einige Wörter gibt. Man kennt ja aus der Schule die Tatsache, dass es einen Elohisten und einen Jahwisten gibt, d.h. dass das Wort für Gott im "ersten" Schöpfungsbericht (fast) durchgängig "elohim" ist, im "zweiten" (fast) durchgängig jhwh (je nach Zusammenhang adonai (Herr) oder auch elohim gelesen). Es gibt auch noch "El" als Gottesnamen. Aber ich habe irgendetwas Wichtiges bei diesen Götternamen vergessen. Vielleicht gibt es jemanden, der sich damit auskennt.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 18.05.2009 um 21:54 Uhr (Zitieren)
Zum Gottesbegriff der Genesis habe ich noch eine Frage - aber die werde ich morgen stellen, weil ich diesen Aufschwung heute nicht mehr schaffe.
Aber das 5. Gebot ("Du sollst nicht töten!") muß falsch übersetzt sein, weil ja auf den folgenden Seiten serienmäßig die Todesstrafe für alle möglichen Delikte angeordnet wird. Bei Buber/Rosenzweig heißt es dagegen "Morde nicht!", und das ist ja etwas anderes.
Also, auf das andere Thema komme ich noch zurück.
Und nun stelle ich noch was unter einem eigenen Titel ein, damit Ihr lachend zu Bett geht ... wie ich.
Re: Die Schlange zum Morgen
Λανθαναηλ schrieb am 19.05.2009 um 08:21 Uhr (Zitieren)
Ein bißchen noch zur Genesis, bekanntlich wurde diese von König David in „Auftrag“ gegeben.
Du sollst nicht töten heißt richtig gestellt „du sollst nicht morden“.
Re: Die Schlange zum Morgen
Βοηθός Ἑλληνικός schrieb am 19.05.2009 um 17:05 Uhr (Zitieren)
Im Griechischen Orignaltext heißt es: οὐ ϕονεύσεις
und φονεύειν heißt: Mörder sein, (er)morden......
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 19.05.2009 um 20:20 Uhr (Zitieren)
Aha. οὐ ϕονεύσεις ist ein Futur und die Verneinung deutet nicht auf ein Verbot! Hier wird eine Tatsache ausgedrückt: "Du wirst nicht morden!"
Soweit ich mich erinnern kann, ist es im Hebräischen ähnlich, dass nämlich ein Tempus benutzt wird, das auch futurisch sein kann. (Ein Imperativ steht da, glaube ich, auch nicht. Aber das ist unsicher.)
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 19.05.2009 um 20:31 Uhr (Zitieren)
Folgenden Kommentar zum Deklaog habe ich einmal bei Harry Mulisch, dem jüdischstämmigen niederländischen Autor, gelesen und selber zusammengefaßt:
(Quelle: nach Harry Mulisch, Die Entdeckung des Himmels. München/Wien 1993, S. 700-702, der sich dabei auf Philon von Alexandrien sowie auf Hillel, einen jüdischen Schriftgelehrten aus der Zeit des Herodes, stützt.)
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 19.05.2009 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Leviticus 18, 22:
So steht es da. Und es fällt mir schwer, die Goldene Regel darin wiederzufinden.
Re: Die Schlange zum Morgen
Ὑληβάτης schrieb am 01.03.2012 um 18:46 Uhr (Zitieren)
Heute habe ich mich gefragt, ὦ Γραικίσκε, ob Du einen Philo Iudaeus in Deiner Bibliothek stehen hast. "quaestiones in genesim" ist im Internet nicht zu finden!
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 01.03.2012 um 18:58 Uhr (Zitieren)
Nein, von Philo besitze ich rein gar nichts.
Re: Die Schlange zum Morgen
Γραικίσκος schrieb am 01.03.2012 um 19:12 Uhr (Zitieren)