Γραικίσκος schrieb am 29.04.2013 um 18:59 Uhr (Zitieren)
In den letzten Tagen vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bemühte sich ein schwedischer Geschäftsmann namens Birger Dahlerus, durch eine Pendeldiplomatie zwischen London und Berlin zu vermit-teln. Bei dieser Aufgabe begegnete er zweimal Hitler selbst, worüber er nach dem Krieg berichtet hat. Der folgende Textauszug ist von einem Historiker geschrieben, der sich auf die Dahlerus-Darstellung stützt und auch aus dem Originalbericht zitiert.
[Quelle: William L. Shirer, Aufstieg und Fall des 3. Reiches. Frankfurt/Main – Wien – Zürich 1962, S. 526 f. und 549; die Darstellung fußt auf Birger Dahlerus’ Buch The Last Attempt - London 1948 -, sowie auf seiner Zeugenaussage vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg.]
War Hitler geisteskrank?
Re: Caesarenwahn?
Φιλομαθής schrieb am 29.04.2013 um 19:32 Uhr (Zitieren)
Gegenfrage: Ist es möglich, dass ein ganzes Volk die Pläne und Entscheidungen eines Geisteskranken nicht nur für vernünftig hält, sondern für unanzweifelbar?
Re: Caesarenwahn?
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2013 um 19:40 Uhr (Zitieren)
Ja. Stalin hat einem ganzen (großen) Volk seine Paranoia aufgestülpt.
Chruschtschow berichtet in seinen Erinnerungen, er habe Stalin einmal (1952) sagen gehört: "Ich bin am Ende. Ich traue niemandem mehr, nichteinmal mir selber."
Re: Caesarenwahn?
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2013 um 19:42 Uhr (Zitieren)
Geisteskranke können sehr suggestiv sein. Und wenn ihnen dann noch Medien und Geheimpolizei zur Verfügung stehen, wenn sie die Informationen kontrollieren und Abweichler vernichten ...
Re: Caesarenwahn?
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2013 um 19:45 Uhr (Zitieren)
Was mich erstaunt, ist, daß ein 'Geisteskranker' (nicht so sehr mit seinem ihm unterworfenen Volk, sondern) mit der unabhängigen Realität soweit fertig wird, daß er halb Europa unterwerfen kann.
Re: Caesarenwahn?
Φιλομαθής schrieb am 29.04.2013 um 20:19 Uhr (Zitieren)
Eben. Wie wahnsinnig ist jemand, der genug Verstand besitzt, um seinen Wahnsinn so weit zu verbergen, dass er in seiner Umgebung nicht auffällig wird?
Eine Person, die sich heutzutage wie Hitler gebärdete, würde fraglos für therapiebedürftig angesehen werden. Dies im Rahmen dessen, was wir für normale Umgangsformen halten.
Vor 90 Jahren muss eine solche Erscheinung auf einen großen Teil der deutschen Bevölkerung vertrauenerweckend gewirkt, d. h. nicht die Deutschen kollektiv manipuliert und auf sich ausgerichtet, sondern sich selbst einer kollektiven Projektion nachgebildet und untergeordnet haben.
Re: Caesarenwahn?
Γραικίσκος schrieb am 29.04.2013 um 20:26 Uhr (Zitieren)
Paßt das zu dem, was Birger Dahlerus berichtet?
Waren die Deutschen damals dermaßen ... verrückt, daß Hitler ihren Geisteszustand gewissermaßen abbildete?
Bedenke, daß Hitler in freien Wahlen nie mehr als 37 % der Stimmen erhalten hat.
Re: Caesarenwahn?
Φιλομαθής schrieb am 29.04.2013 um 20:41 Uhr (Zitieren)
'Die Deutschen' hab ich ja auch nicht geschrieben, nur einen großen Teil (was 37 % sind).
Ich meinte auch nicht, dass die Unterstützer und Wähler Hitlers verrückt waren, sondern dass uns möglicherweise verrückt erscheint, wenn wir einzelne Denk- und Verhaltensweisen aus dem Rahmen lösen, der damals die 'normale' Realität war.
Re: Caesarenwahn?
Φιλομαθής schrieb am 29.04.2013 um 20:44 Uhr (Zitieren)
... sondern dass uns möglicherweise verrückt erscheint, wenn wir einzelne Denk- und Verhaltensweisen aus dem Rahmen lösen, der damals die 'normale' Realität war.
... sondern dass uns einzelne Denk- und Verhaltensweisen möglicherweise verrückt erscheinen, wenn wir sie aus dem Rahmen lösen, der damals die 'normale' Realität war.
Re: Caesarenwahn?
Hylebates schrieb am 30.04.2013 um 10:37 Uhr (Zitieren)
Ich habe einmal einen Artikel gelesen, in dem es um die Frage ging, wer wem folgt. Es gibt wohl diese Schwarmfische, die ... naja, im Schwarm schwimmen. Da nimmt wohl jeder die Bewegung des Schwarms auf und folgt ihr. Die Bewegung des Schwarms sind aber die der einzelnen Fische. Forscher, wer auch immer das sein soll, haben beobachtet, dass desorientierte Fische, also in diesem Fall solche, die die Richtung nicht halten konnten, den Schwarm so beeinflusst haben, dass er ihren ziellosen, ja irren Bewegungen gefolgt ist.
Eine ähnliche Beobachtung hat man wohl bei Affen gemacht, die Einzelheiten kenne ich aber nicht mehr. Die Schlussfolgerung war, dass Herden dem Individuum eher folgen, dass einen Plan zu haben scheint, d.h. das zielstrebig ein Ziel zu verfolgen scheint. Vielleicht ist es bei Soziopathen auch so: Der Demokrat, der Verhandler etc. folgt seinem Kurs nicht so zielstrebig wie der Wahnwitzige, der autistisch Veranlagte, der Manische.
Vielleicht ist die breite Masse der Menschheit eher darauf angelegt, dem starken Mann zu folgen als demokratisch eine Entscheidung zu finden, die eine Weile erörtert werden muss.
Re: Caesarenwahn?
ανδρέας schrieb am 30.04.2013 um 18:28 Uhr (Zitieren)
Heute stand in der SZ ein Artikel über den Hitler-Biografen Ian Kershaw (er wird 70):
Ein ganzes Volk kann kaum verrückt werden - nur verführt. Wenn die Umstände passen, lässt es sich leicher verführen. Hitler wusste, was er tat. Insofern ist er schuldfähig.Schlimm, wenn er verrückt und es anders wäre.
Re: Caesarenwahn?
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2013 um 08:55 Uhr (Zitieren)
Mir fällt auf, daß niemand auf die Szenen eingeht, die Dahlerus beschreibt und denen sich andere Beschreibungen anderer Augenzeugen an die Seite stellen lassen.
Was macht Hitler da? Was passiert da mit ihm?
Ist das nicht geisteskrank?