Kaiser Tiberius vielleicht. Der zog sich ja im Alter nach Capri zurück und regierte von dort. Aber das kann ganz andere Gründe gehabt haben. Vielleicht war Ludwig II. von Bayern autistisch. Wer weiß? Zumindest die wichtigen Herrscher und Heerführer können m.E. allenfalls eine leichte Form gehabt haben, denn mit dieser sozialen Behinderung wird man schlecht aufsteigen und kann auch keine Netzwerke bilden oder seine Umgebung kontrollieren. Wie will man heute diagnostizieren, welche psychische Krankheit jemand hatte. Dazu kann man auch oft die Quellen nicht verwenden, die ja ein tendenziöses Bild zeichneten. Auch ist die Definition psychischer Krankheiten nicht immer ganz klar. SElbst physische Krankheiten lassen sich nicht immer zuornen: war es die Pest, Cholera oder die Pocken?

Mit Sicherheit kann man diese Diagnose heute nicht mehr stellen. Aber Tiberius ist ein interessanter Kandidat - nicht nur wegen seines zweifachen Rückzugs auf eine Insel (Rhodos, Capri), sondern auch wegen gut erkennbarer Probleme im Umgang mit anderen Menschen, soweit es deren Verständnis betrifft. Es hat den Anschein, als ob er die Reaktionen anderer Menschen nicht verstanden hätte.

Ja, aber nur weil jemand Schwierigkeiten im Umgang mit anderen hat (vielleicht haben sie ja auch IHN nicht verstanden, weil zu blöd), muss er nicht autistisch sein. Mein Tipp: Diogenes. Einsieder, intelligent, uninteressiert an materiellen Dingen und anderen Menschen, ganz bei sich selbst. Wem sonst reicht schon eine Tonne, wenn nicht als Kokon zum Schutz vor der Mitwelt.

Schon klar, daß das nicht so gewesen sein muß bei Tiberius. Aber es ist ein interessanter Ansatz. Asperger vielleicht.
Diogenes von Sinope kommt mir - soweit das historisch ist, was von ihm überliefert wird - souverän vor in seinem Umgang mit anderen Menschen.

Zynisch im Umgang mit anderen soll er ja gewesen sein, der Diogenes. An der Ehe war er auch nicht besonders interessiert.Die Definition des Aspergersyndroms ist m.W. so allgemein, dass man viele Sonderlinge mit wenig Interesse an Sozialkontakten, stereotypen Ritualen und eingeschränketr Mimik und Gestik entsprechend zuordnen könnte. Viele Mathmatiker und IT-Freaks gelten ja auch als sonderbar. Man muss nicht gleich alles pathologisieren, das nicht der eigenen Erwartung entspricht. Wenn man heute einen Mann antrifft, der sich gerne in einer Tonne aufhält, spärlich kleidet, auf moderne Utensilien verzichtet, und seine Umgebung auf intellektuelle Weise stark verunsichert, wird der wohl bald in der Psychiatrie landen. Immerhin wird heute nicht beanstandet, wenn man sich nur von Wasser, Obst, Gemüse und wilden Kräutern ernähren mag. Aber auch die Grünen würden sein öffentlich praktiziertes Sexualverhalten heute nicht mehr akzeptieren. Kurz: der wäre schnell in der Klappse. Exzentriker leben sowieso gefährlich - zu viele Psychologen.

Ich habe mich mit diesem Thema ein wenig beschäftigt:
http://suite101.de/article/war-der-roemische-kaiser-tiberius-ein-autist-a115640#.U5atlnm7oxI

Der Artikel steht jetzt bei:
http://pagewizz.com/war-kaiser-tiberius-ein-autist-33636/

Danke für den Hinweis.