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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Schnurren. (1473 Aufrufe)
αἰλουροφίλος schrieb am 13.01.2014 um 19:12 Uhr (Zitieren)
Hallo,

nach Durchsicht der bekannteren Wörterbücher habe ich immer noch kein Wort zu "schnurren" gefunden, damit meine ich das der Katze. Kann jemand helfen?
Re: Schnurren.
Φιλομαθής schrieb am 14.01.2014 um 00:08 Uhr (Zitieren)
Die alten Griechen haben ja keine Katzen gehalten, kannten also wohl auch nicht deren Schnurren. Evtl. passt τρύζειν, womit das Gurren der Tauben, aber auch menschliche Bauchgeräusche bezeichnet wurden.

Herodot kannte zwar die Verehrung der Ägypter für die Katzen, konnte allerdings kaum mehr über deren Verhalten berichten, als dass sie, wenn irgendwo eine Feuersbrunst ausbricht, darin den Freitod suchten (Hist. II, 66). Das birgt eine seltsame Parallele zur Geschichte vom Feuerzeug im Struwwelpeter, in der auch ausgerechnet Katzen in Verbindung mit dem Tod im Feuer stehen:

Und Minz und Maunz, die schreien,
gar jämmerlich zu zweien:
"Herbei, herbei! Wer hilft geschwind?
In Feuer steht das ganze Kind!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Zu Hilf! Das Kind brennt lichterloh!"


Und Anita Eckstaedt fragt in ihrer Studie zum Struwwelpeter: "Ist Paulinchens Spielen mit dem Feuer ein Suizidversuch, der harmlos nach Zündeln aussieht, einem autoerotischen Trost, der der Unerträglichkeit ein Ende setzen soll?"
Re: Schnurren.
filix schrieb am 14.01.2014 um 00:38 Uhr (Zitieren)
Doch, es gab Katzenhaltung: http://books.google.de/books?id=VkqtGl7VN44C&pg=PA55#v=onepage&q&f=false

Siehe auch die im Thread http://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=2636#9
verlinkten Darstellungen auf gr. Vasen, wobei die meisten Exemplare dort wenig mit der
gewöhnlichen Hauskatze zu tun haben: kleine Leoparden, Geparden - nur Abb. 8 zeigt
auf einer Kylix ein Tier, das an Felis silvestris catus erinnert.
Re: Schnurren.
arbiter schrieb am 14.01.2014 um 11:32 Uhr (Zitieren)
apropos Minz und Maunz:
Das Schönste sind doch die beiden Schlussverse...
Re: Schnurren.
Φιλομαθής schrieb am 14.01.2014 um 12:45 Uhr (Zitieren)
@filix. Das sind ja doch eine ganze Menge Hinweise. Zu klären wäre die Frage, wie verbreitet die Katzenhaltung war. Gerade aus den Münzdarstellungen würde ich nicht mit Engels schließen, dass Hauskatzen von griechischen Kolonisten über das ganze Mittelmeergebiet verbreitet wurden, sondern dass die Katze, da sie myth. Königen als Attribut beigegeben wurde, wenn überhaupt, dann ein sehr exklusives Haustier war. Darauf deuten ja auch die Abbildungen bei Engels auf S. 71 von einer angeleinten Katze auf dem Relief und einer mit eigenem Sitzmöbel ausgestatteten Katze auf dem Vasenbild.

Das ägyptische Ausfuhrverbot für Hauskatzen scheint jedenfalls so wirksam gewesen zu sein, dass nur Einzelexemplare nach Griechenland geschmuggelt werden konnten. Herodot teilt, wenn er das Paarungsverhalten der Katze beschreibt, seinen griechischen Lesern offenbar etwas mit, das sie zu Hause nicht beobachten konnten. Aristoteles beschreibt die Katze in seinen Historia animalium (IX, 6) im Rahmen der Nilfauna.

Weitere Quellen: http://books.google.de/books?id=4a9Vs5G1hi8C&pg=PA77

Hier heißt es auch: "Fest steht, dass die Katze als Haustier zwischen dem 2. und 5. Jh. in den Ländern Südeuropas Fuß fasst. Sie vertreibt nach und nach die von Römern und Griechen als Mäusevertilger im Haus gehaltenen Tiere [Wiesel, Marder, Schlangen]." Die von Engels zitierten Äsopischen Fabeln können uns jedenfalls nicht, wie behauptet als "portrayal of barnyard society in classical and Hellenistic Greece" und deren Katzenleben dienen, da alle überlieferten Sammlungen später verfasst wurden.
Re: Schnurren.
filix schrieb am 14.01.2014 um 15:23 Uhr (Zitieren)
Der Schluss auf die Verbreitung ist sicher gewagt, aber Engels Argumentation scheint mir mehr auf die Interaktion zwischen Mensch und Tier abzustellen, die doch sehr an das Spiel mit einem domestizierten Hausgenossen erinnert, unabhängig von ihrem symbolischen Gehalt oder der Funktion als Attribut.
Auf vielen dieser Münzen aus Rhegion findet sich umseitig übrigens eine echte Großkatze, ein Löwenkopf, der von manchen als Attribut des Schutzgottes der Kolonisten, Apoll begriffen wird: http://www.euroreggio.it/storia/storia.htm bzw. books.google.de/books?id=IMyQRrflWq0C&pg=PA13

So nebenbei: Ist das Sitzmöbel auf der Vase sozusagen ein Vorläufer zeitgenössischen Inventars, das ja dem Tier einen eigenen Platz in der Hausgemeinschaft zuweist, einen erhöhten Standort bietet, wo man sich wie in der Abb. z.B. vor dem Hund in Sicherheit bringen kann, und sogar mit einer krallenfreundlichen Bespannung wie bei Kratzbäumen aufwartet?

Was die eigentliche Frage des Threadstarters angeht: eventuell fördert die Durchforstung antiker Tierstimmenkataloge noch etwas zu Tage, das bisher übersehen wurde: http://books.google.de/books?id=zsxuICYeId8C&pg=PA194
oder ein Blick in das faszinierende Buch von Maurizio Bettini, der eine Sound(kultur)geschichte der Antike vorgelegt hat: Voci. Antropologia sonora della cultura antica - http://www.einaudi.it/libri/libro/maurizio-bettini/voci/978880619132
Dort wird für das Lat. z.B. das Wort für den "Naturlaut" des Wiesels, der bei den Römern zunächst der Mäusejäger der Wahl war, bis es mit der Katze koexistierte und schließlich von ihr abgelöst wurde, drindrare erwähnt.
Sonst gilt wohl, was Otto Keller in seinem Werk Die antike Tierwelt, in dem sich schon fast alles bisher gebrachten Belege und Theorien finden (inkl. der Vorstellung, die Katze sei erst im Gefolge der spätantiken Hausrattenplage zum verbreiteten Haustier geworden) festhält: "Aus dem Griechischen und Lateinischen ist kein besonderes Wort für die Stimme der Katze überliefert." Also wohl auch nicht für das Schnurren.
http://edoc.hu-berlin.de/ebind/mfn/keller1-2005-Mn01674331/PDF/keller1.pdf (S.67 ff)


Re: Schnurren.
filix schrieb am 14.01.2014 um 15:30 Uhr (Zitieren)
der das bei den Römern
Re: Schnurren.
αἰλουροφίλος schrieb am 14.01.2014 um 17:56 Uhr (Zitieren)
Tja... traurig, aber wohl wahr. Kann man nichts machen, danke für die Mühe.
Re: Schnurren.
Γραικίσκος schrieb am 14.01.2014 um 18:35 Uhr (Zitieren)
Mein deutsch-altgriechisches Wörterbuch gibt für "schnurren" an:
- ψιθυρίζειν
- ῥοιζεῖν
- τρύζειν
- βρέμειν

das Schnurren: ὁ ῥοῖζος

Für die Gegenprobe - wie übersetzen die griech-dt. Standardwörterbücher diese Begriffe?- fehlt mir zur Zeit die Zeit.
Re: Schnurren.
Φιλομαθής schrieb am 14.01.2014 um 18:46 Uhr (Zitieren)
Für das Griechische mag O. Keller sich auf Iulius Pollux - den antiken Dornseiff - verlassen haben. Der listet in seinem Onomastikon (Abschnitt V, 86 - Περὶ θωνῶν ζώων / Über Tierstimmen) gesondert die Geräusche von Hund, Wolf, Löwe, Pferd, Schwein, Rind, Schaf, Ziege und Esel auf. Dann heißt es:

Ἰστέον δὲ ὅτι ἐπὶ τῶν ἄλλων τῶν ἀγρίων, ἐφ' ὧν ἴδιον οὐκ ἔστιν ὄνομα τῆς φωνῆς, οἷον ἄρκτου, παρδάλεως, καὶ πάνθηρος, καὶ ἐπὶ τῶν τοιούτων, βρυχᾶσθαι λέγουσιν. ἐπὶ δὲ τῶν μικροτέρων, οἷον ἀλωπέκων, καὶ θώων, καὶ λυγκῶν, τὸ ὑλακτεῖν, καὶ ὠρύεσθαι.

Man muss nun wissen, dass man in Betreff der übrigen Landtiere, für die eine eigene Bezeichnung der Stimme nicht existiert, wie Bär, Pardel, Panther und ähnliche, "brüllen" (βρυχᾶσθαι) sagt, in Betreff der kleineren, wie Fuchs, Schakal und Luchs, "bellen" (ὑλακτεῖν) und "heulen" (ὠρύεσθαι).

https://archive.org/stream/onomasticon01polluoft#page/n372/mode/1up

Tja, leider. Keine Katzen, kein Schnurren.


Zitat von filix am 14.1.14, 15:23So nebenbei: Ist das Sitzmöbel auf der Vase sozusagen ein Vorläufer zeitgenössischen Inventars ...?

Ich will es nicht ausschließen. Antikes Katzenspielzeug mag man auf dieser Abbildung erkennen:
https://archive.org/stream/jahrbuchdeskaise14kaisrich#page/n147/mode/1up
Re: Schnurren.
Γραικίσκος schrieb am 14.01.2014 um 19:35 Uhr (Zitieren)
Die Worte, die ich gefunden habe, sind allesamt nicht spezifisch. An ψιθυρίζειν gefällt mir, daß es auf jedes leise Geräusch angewendet werden kann - bei Schwalben z.B. aufs Zwitschern. Dann weiß man im Kontext einer Katze immerhin, was gemeint ist.
Re: Schnurren.
Φιλομαθής schrieb am 14.01.2014 um 20:07 Uhr (Zitieren)
Liddell/Scott/Jones gibt hier flüstern als Hauptbedeutung an. τρύζειν aus deiner Liste habe ich ganz oben auch angeführt ("gurren"), LSJ nennt als Bedeutungen: Murmeln; tiefes, murmelndes Geräusch wie das Quaken von Fröschen; plätschern; Durchfallgeräusche [das finde ich in der Tat unpassend]; Knarren von Schuhen.
 
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