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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Was ist der Mensch (2244 Aufrufe)
quarens schrieb am 15.02.2014 um 14:52 Uhr (Zitieren)
Gibt es von Platon einen sokratischen Dialog zu der Frage: was ist der Mensch? Also so etwa wie die Frage was ist Tapferkeit, wo Sokrates alle Antworten ins Leere laufen lässt.
Re: Was ist der Mensch
Γραικίσκος schrieb am 15.02.2014 um 15:17 Uhr (Zitieren)
Im Protagoras (320b-323a) gibt es einen Mythos von der Erschaffung des Menschen - was aber nicht exakt Deiner Wunschvorstellung entspricht.

Bei Diogenes Laertios ist ein Spott des Diogenes von Sinope über eine Definition Platons überliefert:
Als Platon die Definition aufstellte, der Mensch sei ein federloses zweifüßiges Tier, und damit Beifall fand, rupfte Diogenes einem Hahn die Federn aus und brachte ihn in dessen Schule mit den Worten: „Das ist Platons Mensch“; infolgedessen wurde der Zusatz gemacht „mit platten Nägeln“.

[Quelle: Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. Herausgegeben von Klaus Reich. Hamburg 2. Aufl. 1967, S. 314]
Wo bei Platon diese Definition überliefert ist, weiß ich momentan nicht.
Re: Was ist der Mensch
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 15.02.2014 um 17:14 Uhr (Zitieren)
Meinst du Platons Anthropologie?
Re: Was ist der Mensch
Γραικίσκος schrieb am 15.02.2014 um 17:23 Uhr (Zitieren)
Er meint wohl einen speziellen Dialog, so wie der Hippias maior sich mit der Frage befaßt, was Schönheit, oder der Philebos mit der Frage, was das Gute sei.
Das ist mir aber nicht bekannt.
Re: Was ist der Mensch
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 15.02.2014 um 17:30 Uhr (Zitieren)
Achso. Einen richtigen Dialog. Ich habe zwar Platons Werke zuhause, aber das ist mir doch zu mühsam jetzt zu suchen.
Re: Was ist der Mensch
quarens schrieb am 15.02.2014 um 17:35 Uhr (Zitieren)
das von diogenes ist witzig,im Idealfall suche ich aber einen Dialogauschnitt, wo einer dauernd eine neue Definition aufstellt und Sokrates diese immer wieder widerlegt, damit deutlich wird, wie schwer es ist den Menschen zu definieren...
Re: Was ist der Mensch
Γραικίσκος schrieb am 15.02.2014 um 17:41 Uhr (Zitieren)
Platon schneidet die Frage im Parmenides 130c f. an; einen speziellen Dialog dazu gibt es anscheinend wirklich nicht.
Re: Was ist der Mensch
quarens schrieb am 15.02.2014 um 19:57 Uhr (Zitieren)
ah,vielen Dank. Kann man diese stelle (übersetzt) auch online einsehen?
ÜRe: Was ist der Mensch
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 15.02.2014 um 20:27 Uhr (Zitieren)
Re: Was ist der Mensch
quarens schrieb am 15.02.2014 um 20:39 Uhr (Zitieren)
besten dank
Re: Was ist der Mensch
Φιλομαθής schrieb am 15.02.2014 um 21:21 Uhr (Zitieren)
Die Frage "Was ist der Mensch?" ist das zentrale Thema des Alkibiades I (auch A. maior), eines Dialogs, dessen Echtheit umstritten ist. Die Frage wird ab 129e mit dem Schluss, dass der Mensch die den Körper regierende Seele sei, erörtert. Sokrates führt hier allerdings seinen Gesprächspartner nicht, wie so oft, in eine Aporie, sondern gibt die Argumentation vor und lässt sie sich von seinem Gegenüber lediglich bestätigen.

Die angeblich platonische Menschendefinition bei Diogenes Laertios findet sich ähnlich unter den pseudoplatonischen Definitionen (Horoi):
Mensch: ein unbefiedertes, zweifüßiges, breitnägeliges lebendiges Wesen, das allein der begrifflichen Erkenntnis der Dinge fähig ist. [415a 11, Übers. Susemihl]

Der epistemologische Wert der Definition steht bei Platon noch außer Frage. Erst die Skeptiker ziehen diesen in Zweifel. Bei Sextus Empiricus heißt es:
Man sieht sogleich, daß die Definition zur Erkenntnis der Dinge unnötig ist, wenn derjenige, der das Definiendum nicht kennt, dieses ihm Unbekannte auch nicht definieren kann; derjenige aber, der es kennt und dann definiert, das Definiendum nicht aus der Definition erkannt, sondern, nachdem er es vorher erkannt, die Definition danach gebildet hat. [Grundriß der pyrrhonischen Skepsis, II 207. Übers. Malte Hossenfelder]

Weiter unten wird die Untauglichkeit einer definierenden Redeweise demonstriert:
Wenn jemand von einem anderen erfahren möchte, ob ihm ein Mensch begegnet sei, der auf einem Pferde ritt und einen Hund hinter sich herzog, und er die Frage folgendermaßen stellte: "Vernunftbegabtes, sterbliches, für Geist und Wissen empfängliches Lebewesen, ist dir ein des Lachens fähiges, breitnägeliges, für politisches Wissen empfängliches Lebewesen begegnet, das mit den Hinterbacken auf einem sterblichen, des Wieherns fähigen Lebewesen saß und ein vierfüßiges, des Bellens fähiges Lebewesen hinter sich herzog?" – wie sollte er sich nicht lächerlich machen, wenn er den Mann durch seine Definitionen zur Sprachlosigkeit in einer so bekannten Sache verurteilte? [II 212]
Re: Was ist der Mensch
quarens schrieb am 15.02.2014 um 21:36 Uhr (Zitieren)
Was ihr immer so herausfindet, das ist echt einmalig! Respekt und vielen Dank. Es macht immer sehr viel Spaß als Mitlesender so viel Neues zu erfahren.
Re: Was ist der Mensch
rex schrieb am 12.07.2014 um 17:38 Uhr (Zitieren)
Vor vielen Jahren kam mein Sohn mit dieser Definition aus dem Kindergarten:
Der Mensch, der ist ein Erdenkloß,
gefüllt mit roter Tinte.
Der Nabel ist fünfpfenniggroß,
darunter hängt die Flinte.
Und drunter hängt der Pulversack,
gefüllt mit zwei Patronen.
Und hinten ist der Kriegsschauplatz,
da donnern die Kanonen.
Re: Was ist der Mensch
Φιλομαθής schrieb am 04.08.2014 um 14:30 Uhr (Zitieren)
Ein Stück Volkspoesie mit langer Tradition:
https://archive.org/stream/Anthropophyteia_1907_IV#page/n330/mode/1up

(Nr. 63)
 
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