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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Schalom/Friede (749 Aufrufe)
collegens schrieb am 30.10.2014 um 15:23 Uhr (Zitieren)
Um mal als stiller Mitleser ein neues Thema zu beginnen:

Ich habe in einem Artikel von K.W. Merks über die biblische Definition von Schalom/Frieden Folgendes (in Auszügen) gelesen:

Von Krieg und Frieden wird in der Bibel viel gesprochen. Hierbei ist es so, dass Frieden (Schalom) im Alten Testament nur selten einen einfachen Gegenbegriff zu Krieg darstellt. Eigentlich bedeutet der Wortstamm sim (hebräische Schreibweise des Begriffs schalom) „vollkommen, unversehrt, harmonisch sein“. Schalom kann daher Wohlbefinden, materielles und geistiges Gedeihen, gute Beziehungen zwischen Menschen, Gruppen und Völkern sowie zwischen Menschen und Gott bezeichnen. […]

Diese so vielfältige Deutung findet sich so in der Antike nicht, oder?
Re: Schalom/Friede
Hylebates schrieb am 30.10.2014 um 16:49 Uhr (Zitieren)
Hey.

Was soll das heißen?
Zitat von collegens am 30.10.14, 15:23sim (hebräische Schreibweise des Begriffs schalom)


Zitat von collegens am 30.10.14, 15:23Schalom kann daher Wohlbefinden, materielles und geistiges Gedeihen, gute Beziehungen zwischen Menschen, Gruppen und Völkern sowie zwischen Menschen und Gott bezeichnen.

Gibt Merk dafür Textstellen an?

Ich bin kein Experte, was antike Begriffsgeschichte angeht, denke aber gerade an "pax", dass ja in "pax deorum" eine andere Bedeutung hat, als man heute mit "Frieden" meint. Wobei auch "Frieden" kein plattes Wort mit nur einer Bedeutung ist: "Seinen Frieden mit etwas machen" enthält eine Konnotation von "Zufriedenheit", von mentalem Abgeklärtsein.
Re: Schalom/Friede
Γραικίσκος schrieb am 30.10.2014 um 16:50 Uhr (Zitieren)
εἰρήνη hat ebenfalls eine vielschichtige Bedeutung. Zwar fehlt hier der Friede zwischen Mensch und Gott (nun, das ist jüdische Theologie), doch ist εἰρήνη selber eine Göttin - und das gibt es natürlich nur im Rahmen eines polytheistischen Systems.
Re: Schalom/Friede
collegens schrieb am 30.10.2014 um 18:24 Uhr (Zitieren)
es muss slm heißen...

Nein, genaue Textstellen gibt Merk nicht an.

Ich denke, wenn man Redewendungen und Adjektive wie z.B. friedlich hinzunimmt, zeigen sich auch im Deutschen mehrere Aspekte.

Das Interessante an Merks ausführen ist ja, dass es zum Beispiel Frieden (ohne Krieg) geben kann, ohne dass automatisch materielle und geistige Gedeihung, gute Beziehungen etc. mit einhergehen.

In der Antike überwiegt aber doch auch das Verständnis Frieden= Zeit ohne Krieg, oder sehe ich das falsch?
Re: Schalom/Friede
Hylebates schrieb am 30.10.2014 um 20:50 Uhr (Zitieren)
Wikipedia schreibt (s.v. Römische Religion, Hervorh. von mir):
Der polytheistischen römischen Religion mit ihrer phänomenologischen Betrachtung der Natur und ihrem Streben, die pax deorum (die göttlich vorgegebene friedliche Ordnung) zu bewahren, fehlte ursprünglich [...] ein anthropomorphes Pantheon,


Georges (1910) schreibt s.v. Friede:
Friede, pax (im allg., bes. im Ggstz. zu bellum: aber auch pax animi, mentis, Fr. im Herzen)


Georges (1913 s.v. pax):
übtr.: 1) der Friede, die Ruhe, a) lebl. Ggstde., des Meeres, [...] So auch die parenthet. Verbindungen, pace quod fiat tuā, sei nicht ungehalten oder böse darüber [...] die Ruhe, der Friede der Seele im Grabe [...] die Gnade, Gunst, der Beistand der Götter


Im lateinischen mag also das Verständnis von pax = Zeit ohne Krieg überwiegen (das weiß ich nicht), es ist aber nicht der ausschließliche Gebrauch. "Gute Beziehungen zwischen Menschen und zu einem Gott" sehe ich, "Wohlergehen", "Geistesruhe" (ist das ungefähr mit Wohlbefinden gemeint?). Was mit "materielle und geistige Gedeihung" gemeint ist und wie das genau in einen Kontext, sollte Merk ausführen. Weißt Du etwas darüber, collegens?

Ich fände es ein bisschen ... merkwürdig für einen Professor, wenn er keine Beispiele für seine Behauptungen aufführen würde. So, als würde er ins Blaue hineinschreiben, was seiner Meinung nach ein bestimmtes Wort bedeutet.

Ich habe da mal eine angebliche Übersetzung des Vaterunser gelesen, die eine Übersetzung aus einer Rückübersetzung ins Aramäische darstellen sollte. Der Text war sehr esoterisch und auf gar keinen Fall eine Übersetzung. Eher eine Meditation auf irgendein kosmisches Thema. Die Begründung für die interpretatorische Freiheit gegenüber dem Vaterunser war, dass aramäische Wörter ja so viele Bedeutungen hätten.
Aber das nur nebenbei.
Re: Schalom/Friede
Hylebates schrieb am 03.11.2014 um 21:59 Uhr (Zitieren)
Besagtes Gebet: http://www.bunkahle.com/Aktuelles/Religion/Aramaeisches_Vaterunser.html

"In der jüdischen Tradition wird diese Art mehrfacher Interpretation" - und das bedeutet, dass jedes Wort in einem Satz mehrfach interpretiert wird!

collegens, was ist eigentlich bisher Deine Meinung zu Deiner Frage?
Re: Schalom/Friede
Hylebates schrieb am 09.11.2014 um 20:28 Uhr (Zitieren)
Gibt es hier eingentlich neue Gedanken?
Re: Schalom/Friede
collegens schrieb am 13.11.2014 um 19:13 Uhr (Zitieren)
Nein, leider gibt Merks - verwunderlicherweise - keine Belegstellen an. Das mag aber auch daran liegen, dass ich lediglich diesen einen Textauszug habe.

Ich frage mich, ob es überhaupt möglich ist, ein derartiges Friedensverständnis zu ereichen, in der biblischen Theologie ist es ja auch eine Utopie bzw. die Reich Gottes Botschaft des "schon jetzt (ansatzweise)" "noch nicht" (vollendet).

 
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