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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Halloween und Lukian - Lektüre (1093 Aufrufe)
Hylebates schrieb am 31.10.2014 um 11:49 Uhr (Zitieren)
Hey.

Neulich habe ich ja schon erwähnt, dass ich etwas dagegen unternehmen will, dass mein Griechisch abnimmt. Da bin ich neben den Korrekturen über Gottweins Verzeichnis griechischer Autoren gegangen und an Lukian hängengeblieben. Er hat da den Dialog zwischen Charon und Hermes. Der passt zu Halloween.

Wie wärs: Wollen wir Stückchen für Stückchen gemeinsam lesen, Fragen und Gedanken teilen?
Der Text mit deutscher Übersetzung findet sich bei Gottwein: http://www.gottwein.de/Grie/luk/cont01.php
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Hylebates schrieb am 01.11.2014 um 14:38 Uhr (Zitieren)
Mich wundert in Hermes' erster Rede die Übersetzung von εἰς τὴν ἡμετέραν: "bis auf diesen Tag". Die Entscheidung, welches Substantiv man einsetzt ist natürlich nicht einfach, aber ist nach ἀνελήλυθας nicht eher ein Gedanke von Örtlichkeit wahrscheinlicher? Im Gemoll s.v. ἡμέτερος ist immer eine örtliche Bedeutung angegeben, niemals ist ἠμέρα ergänzt.

Das Setting des Dialogs finde ich ganz interessant, weil es mir immer wieder untergekommen ist. Vergleichbar sind z.B. der Film "Rendezvous mit Joe Black", Neil Gaimans Graphic Novel "Death" (sehr ... ergreifend, lehrreich, was auch immer) und ... tada! Jesu Geburt!
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Γραικίσκος schrieb am 01.11.2014 um 14:41 Uhr (Zitieren)
Mein bisheriges Schweigen hat nur damit zu tun, daß ich noch nicht dazu gekommen bin, mir den Text anzuschauen.
Ein wenig Geduld noch, bitte.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 01.11.2014 um 15:36 Uhr (Zitieren)
Das sehe ich auch als falsch an, Hylebates. Mit ἀνέρχομαι (hier:ἀνελήλυθας) wird ja eine Richtung angegeben, wohin Charon aufsteigt. Am ehesten ist m.E. γῆν oder χώραν zu ergänzen.
--> εἰς τὴν ἡμετέραν [γῆν oder χώραν].
Er steigt im Prinzip in unser Gebiet/in unsere Welt aus der Unterwelt auf. So verstehe ich es.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Γραικίσκος schrieb am 01.11.2014 um 16:41 Uhr (Zitieren)
Jetzt habe ich einmal nachschauen können. Da ich nunmal gerne mit Büchern arbeite (und sie auch gerne neben mir liegen habe, wenn ich hier schreibe), muß ich feststellen, daß "Charon oder Die Weltbeschauer" nur in einer deutschen Übersetzung (Chr. M. Wieland, bearbeitet von Hanns Floerke) bei mir steht.
Meine zweisprachige Tusculum-Auswahl von Lukian enthält ihn dagegen nicht.
Gibt es den Text auf Griechisch zu kaufen?

Im Prinzip ist es ein interessanter Versuch, einmal hier gemeinsame einen griechischen Text zu lesen & zu besprechen. Auf Lukian wäre ich dabei nicht gekommen.
Kannst Du noch etwas erläutern, was Dir an diesem Text wichtig erscheint? Der Bezug zu Halloween bringt das für mich noch nicht.

Kommen auch andere Text infrage?
Gerne läse ich persönlich mal wieder ein Drama. Philosophische Texte gehen bei mir natürlich auch immer, aber das ist - fürchte ich - nur mein persönliches Faible.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 01.11.2014 um 17:49 Uhr (Zitieren)
Es gibt antiquarisch noch gut zu haben eine zweisprachige Lukanausgabe nur mit diesem Text von A.v.Schirnding. Z.B. die dtv-Ausgabe von 1977:
http://tinyurl.com/nugpv8l
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 01.11.2014 um 18:03 Uhr (Zitieren)
Enthalten ist der Text auch in der Loeb-Ausgabe Lucian, Volume 2.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Hylebates schrieb am 01.11.2014 um 20:24 Uhr (Zitieren)
Lukian finde ich immer nett. Das gewisse Etwas ist, dass er Texte gelesen hat und, fast möchte ich sagen, postmodern damit umgeht. Er schreibt nicht einfach nur Geschichten, sondern Geschichten, in denen die Literatur der griechischen Welt vorkommt.
Ich habe gesehen, dass Gottwein den Text hat und dachte: "Ja, den will ich mal wieder lesen." Wir können uns gerne (zusammen oder getrennt) andere Texte angucken. Tragödie ist eigentlich mein Steckenpferd (gewesen). Lukian hat aber ... mehr Leichtigkeit.

Ja, nicht wahr, Βοηθὸς Ἕλληνικός; aber hat Wieland wohl einen Fehler gemacht? Ich habe mich schon gefragt, ob er's mit ἠμέραν verwechselt hat.
Oh, oder vielleicht gibt es einen Text, der ἠμέ<τε>ραν enthält?
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 02.11.2014 um 08:53 Uhr (Zitieren)
Nicht auszuschliessen, dass er einen korrupten Text hatte oder dass er mit der elliptischen Form εἰς τὴν ἡμετέραν nichts anfangen konnte und meinte es sei ein Abschreibfehler. In den Texten, die ich im Internet gesehen habe, steht immer ἡμετέραν. Auch die Loebausgabe zeigt ἡμετέραν und übersetzt mit:
"What are you laughing at, Charon, and why have you left your ferry and come up here to our part of world?".

Ich finde Lukian auch interessant. Er hat so einen verschmitzten Unterton in seinen Satiren und jedesmal ein interessantes Setting. Einfach ein damals schon moderner Autor.

Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Hylebates schrieb am 02.11.2014 um 14:58 Uhr (Zitieren)
K.A., ob diese Seite richtig angezeigt wird, aber hier befindet sich eine andere Lesart:
https://archive.org/stream/charonsiveconte00lehmgoog#page/n20/mode/2up
ἑς τὴν παροῦσαν ἠμέραν
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
g schrieb am 02.11.2014 um 17:20 Uhr (Zitieren)
Ich finde Lukian-Lektüre sehr anspruchsvoll.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Γραικίσκος schrieb am 02.11.2014 um 19:24 Uhr (Zitieren)
Jedenfalls mag ich es nicht, wenn man nur philologisch den Text analysiert - obwohl meine Griechischkenntnisse wahrlich eine Auffrischung vertragen könnten.
Ich bin immer noch nicht sicher, ob der Lukian - abgesehen davon, daß er nett ist - viel hergibt. Aber ich bin bereit, mich auf das Experiment einzulassen, also wenigstens auf den Versuch.
Bestellen werde ich den Text aber erst dann, wenn die folgende Frage beantwortet ist:

Wieviele Interessenten haben wir denn inzwischen?
Nur Hylebates und ich, wobei Βοηθὸς Ἕλληνικός hin und wieder helfend eingreift, sind ja zu wenig, oder?
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Hylebates schrieb am 02.11.2014 um 21:23 Uhr (Zitieren)
Philologie ist mein Geschäft, Liebling!

Nee, Spaß beiseite, mir persönlich geht es nicht um Analysen, sondern um Gedanken, darum, dass ich mal wieder einen griechischen Text vor der Nase habe. Und weils zusammen schöner ist, habe ich Euch eingeladen.

Mir ist der Text eigentlich egal. Die Art der Gedanken auch. Was hältst Du als Philosoph eigentlich vom Motiv des Gottes, der zu den Menschen kommt?
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 03.11.2014 um 21:55 Uhr (Zitieren)
Für mich hat sich oft eines ergeben:
Man kann viel drumherum reden, auch mit Übersetzungen, ob philosophische Literatur oder nicht. Man braucht aber immer den wirklichen Bezug zum Griechischen. Das Original muß man verstehen "wollen" oder müssen, um weitere Fragestellungen zu bearbeiten und auch zu überprüfen.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 03.11.2014 um 22:09 Uhr (Zitieren)
Zitat von Hylebates am 2.11.14, 14:58K.A., ob diese Seite richtig angezeigt wird, aber hier befindet sich eine andere Lesart:
archive.org/stream/charonsiveconte00lehmgoog#page/...
ἑς τὴν παροῦσαν ἠμέραν


Guter Fund! Aber selten. Könnte aber in die Zeit von Wieland passen, Anfang 1800.
Diese Lesart hat sich aber anscheinend später überholt.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 03.11.2014 um 22:10 Uhr (Zitieren)
Sehe gerade: 1811.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Hylebates schrieb am 03.11.2014 um 22:24 Uhr (Zitieren)
In dem Text sind sonst Anmerkungen zu Lesarten, nur an der Stelle nicht.
Andererseits habe ich mir schon im Studium gedacht: Lasst uns Texte lesen, nicht um Wörter streiten!

Ich sehe durchaus die Möglichkeit, philosophisch oder analytisch an Lukian zu arbeiten. Eine Übersetzung hat und Gottwein an die Hand gegeben. Γραίκισκε, scheu Dich nicht, den Wein der Philosophie über den Text zu kippen, und lass die griesgrämigen Philologen über ihre verdorbenen Pergamente aufheulen! Letztendlich ergänzen sich die philosophische Schwärmerei über einen sonnenreichen Jahrgang mit dem metrischen Zähneklappern der Philologen!
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 03.11.2014 um 22:30 Uhr (Zitieren)
Das stimmt. Ich bin ja auch einer, der kein Philologe ist.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 03.11.2014 um 22:40 Uhr (Zitieren)
Ich sehe eine Herangehensweise von Lukian über die ich manchmal wundere: Er "verarscht" im Prinzip auch die aktuellen Gottheiten. Damals war das anscheinend kein Problem...
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 03.11.2014 um 22:41 Uhr (Zitieren)
..sehr bewunderswert in der damaligen Zeit.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Φιλομαθής schrieb am 05.11.2014 um 13:48 Uhr (Zitieren)
Da hast du, Hylebates, nun durch genaues Lesen eine Diskrepanz zwischen dem bei Gottwein gebotenen Text und der beigegebenen Übersetzung bemerkt, hast Wielands Ehre als Übersetzer gerettet, indem du festgestellt hast, dass ihm ein anderer Text vorgelegen hat*, und redest dennoch so abschätzig von "deinem Geschäft"!

Philosoph und Philologe sind alles andere als Antipoden. Ein nicht ganz unbekannter Philosoph (der selbst Philologe war, "ein Lehrer des langsamen Lesens") wünschte einem seiner Bücher "nur vollkommene Leser und Philologen", die sich dem Zeitalter "der Hast, der unanständigen und schwitzenden Eilfertigkeit, das mit Allem gleich 'fertig werden' will, auch mit jedem alten und neuen Buche" entgegenstellen, die "gut lesen, das heisst langsam, tief, rück- und vorsichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Thüren, mit zarten Fingern und Augen lesen".

________
*) Als Wieland seine Lukian-Übersetzung verfasste (erschienen 1788), war die maßgebliche Ausgabe die von Tiberius Hemsterhuis und Johann Friedrich Reitz (Amsterdam, 1743) mit der Lesart ἐς τὴν παροῦσαν ἡμέραν. Die heute übliche Lesart folgt der Rezension Karl Gottfried Jacobitz', die 1834 erschienen ist. Bei ihm heißt es zur Stelle:

"ἐς τὴν ἡμετέραν] So habe ich es, indem ich dem Görlitzer Kodex (wo εἰς statt ἐς steht) und den Pariser Kodizes 3011, 2954 und 1428 gefolgt bin, wiedergegeben anstelle dessen, was gewöhnlich als ἐς τὴν παροῦσαν ἡμέραν gelesen wird - Worte, die, wenn man sie mit Hemsterhuis den folgenden anschließt, einen nicht weniger angemessenen Sinn ergeben. Dennoch erscheint es besser, so zu schreiben, wie es die besten Handschriften vorgeben. Die Worte ἐς τὴν ἡμετέραν, in unserer Gegend, sind angefügt worden, um das Wort δεῦρο zu erläutern. Ähnlich verhalten sich Bildungen, wie die, die man in Toxaris, Kap. 18, αὐτοῦ ἐν τῇ νήσῳ, und an sehr vielen anderen Stellen findet."
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10236751_00013.html[/sub]
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Γραικίσκος schrieb am 05.11.2014 um 15:27 Uhr (Zitieren)
Wenn ich richtig mitzähle, haben wir jetzt vier Häuptlinge und einen Indianer für das Projekt.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Φιλομαθής schrieb am 05.11.2014 um 17:21 Uhr (Zitieren)
Solltest du mich mitgezählt haben, hast du falsch gezählt. Ich bin in keinem "Projekt", weder im Planungsstab noch in der Crew. Aber ich habe die Anregung gerne angenommen und lese den Text und werde mich melden, wenn mir dabei etwas auf- oder einfällt.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Γραικίσκος schrieb am 05.11.2014 um 21:07 Uhr (Zitieren)
So ähnlich werden es Βοηθὸς Ἕλληνικός und g. wohl auch halten. Das macht die Situation für die Anregung von Hylebates nicht besser.
Mehr Reaktionen gibt es ja nicht.
Re: Halloween und Lukian - Lektüre
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 05.11.2014 um 21:39 Uhr (Zitieren)
Neulich habe ich ja schon erwähnt, dass ich etwas dagegen unternehmen will, dass mein Griechisch abnimmt.

Das war eigentlich Hylebates´ erster Satz.
Aber jetzt ohne Witz. Wenn man wirklich griechische Äußerungen durch Autoren verstehen will, muß man sich doch mit der Sprache an sich beschäftigen.
 
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