Φιλομαθής schrieb am 14.11.2014 um 16:06 Uhr (Zitieren)
Τοῦτο τὸ πρᾶγμα πληγῶν αἴτιον ... - Eine paradoxe Darstellung der göttlichen Ordnung: Die allmächtigen Götter sind selbst in eine strenge Herrschaftsstruktur eingebunden, die nur geringe Abweichungen und Freiheiten zulässt. Hermes setzt sich dem am niedrigsten stehenden Mitglied der Menschengemeinschaft, dem Sklaven, gleich, der für jeden Ungehorsam Prügel zu erwarten hat und nach dem öffentlich gefahndet wird, wenn er entläuft (εἶτα ἐμὲ μὲν κηρύττεσθαι δεήσει καθάπερ ἀποδράντα ὑπὸ τοῦ Διός). In ähnlicher Weise war ja Charon (der zwar kein Gott, aber immerhin ein Unsterblicher ist) im letzten Kapitel als λιπόνεως bezeichnet worden.
τί γὰρ ἂν καὶ πάθοι τις, ὁπότε φίλος τις ὢν βιάζοιτο; - Das ὁπότε muss wohl kausal ("da nunmehr") aufgefasst und der Optativ βιάζοιτο durch Modusassimilation erklärt werden. Ich habe mich eine Weile gefragt, welche Funktion die Anbindung des φίλος durch das p. c. ὢν erfüllt (und warum es nicht einfach ὁπότε φίλος τις βιάζοιτο heißt). Ich denke, dass so ein Bezug zum Verbalinhalt hergestellt wird: ὁπότε φίλος τις βιάζοιτο lässt sich übersetzen mit: "da ja ein Freund Druck ausübt"; ὁπότε φίλος τις ὢν βιάζοιτο wäre man dagegen zu übersetzen mit: "da ja jemand aufgrund dessen, dass er ein Freund ist, (oder: als Freund) Druck ausübt". Etwas freier übersetzt könnte der Satz dann lauten: "Was könnte man denn auch tun, da nun jemand seine Freundschaft als Druckmittel gebraucht?"