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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Chamäleon Augustus (1312 Aufrufe)
Φιλομαθής schrieb am 29.01.2016 um 22:50 Uhr (Zitieren)
Kaiser Julian (der Apostat) hat einen Text verfasst, den man das Symposion oder die Caesares nennt. Der Handlungsrahmen besteht darin, dass Romulus anlässlich der Saturnalien ein Gastmahl veranstaltet, zu dem die olympischen Götter geladen sind und die römischen Kaiser. Die Götter haben sich bereits niedergelassen und schauen zu, wie die Kaiser einer nach dem anderen, begleitet von den spöttischen Kommentaren des Silen, hereinkommen. Auftritt Augustus:

Παίζοντος ἔτι τοιαῦτα τοῦ Σειληνοῦ καὶ τῶν θεῶν οὐ σφόδρα προσεχόντων αὐτῷ, Ὀκταβιανὸς ἐπεισέρχεται πολλὰ ἀμείβων, ὥσπερ οἱ χαμαιλέοντες, χρώματα καὶ νῦν μὲν ὠχριῶν, αὖθις δὲ ἐρυθρὸς γινόμενος, εἶτα μέλας καὶ ζοφώδης καὶ συννεφής· ἀνίετο δ᾿ αὖθις εἰς Ἀφροδίτην καὶ Χάριτας, εἶναί τε ἤθελε τὰς βολὰς τῶν ὀμμάτων ὁποῖός ἐστιν ὁ μέγας Ἥλιος· οὐδένα γάρ οἱ τῶν ἀπαντώντων ἀντιβλέπειν ἠξίου.

"Während Silen noch derartige Spötteleien vorbrachte und die Götter ihm nicht allzu aufmerksam zuhörten, kam Oktavian herein, mehrfach die Farbe wechselnd wie ein Chamäleon, bald erbleichend, dann wieder errötend, daraufhin dunkel anlaufend, sich verfinsternd und umwölkend. Dann wiederum fiel alle Anspannung von ihm ab, und er glich einer Aphrodite oder einer der Grazien. Auch versuchte er, durch das Blitzen seiner Augen dem erhabenen Helios zu gleichen. Denn keinem von denen, die ihm begegneten, gestand er zu, seinem Blick standzuhalten."

καὶ ὁ Σειληνός, Βαβαί, ἔφη, τοῦ παντοδαποῦ τούτου θηρίου· τί ποτ᾿ ἄρα δεινὸν ἡμᾶς ἐργάσεται; Παῦσαι, εἶπε, ληρῶν, ὁ Ἀπόλλων· ἐγὼ γὰρ αὐτὸν τουτῳὶ Ζήνωνι παραδοὺς αὐτίκα ὑμῖν ἀποφανῶ χρυσὸν ἀκήρατον. ἀλλ᾿ ἴθι, εἶπεν, ὦ Ζήνων, ἐπιμελήθητι τοὐμοῦ θρέμματος. ὁ δὲ ὑπακούσας, εἶτα ἐπᾴσας αὐτῷ μικρὰ τῶν δογμάτων, ὥσπερ οἱ τὰς Ζαμόλξιδος ἐπῳδὰς θρυλοῦντες, ἀπέφηνεν ἄνδρα ἔμφρονα καὶ σώφρονα. [Iul. Caes. 309a-c]

"Und der Silen rief: 'Du liebe Güte, was für ein wandlungsfähiges Ungetüm! Welche Greuel wird es uns wohl antun?' - 'Hör auf, solchen Blödsinn zu reden!' entgegnete Apollo. 'Denn, indem ich ihn dem Zeno hier überantworte, werde ich euch reinstes Gold zu Gesicht bringen. Doch nun los, Zeno!' sprach er. 'Kümmere dich um meinen Zögling!' Der gehorchte und murmelte ihm ein bisschen was aus seinen Lehrsätzen vor, ähnlich jenen, die die Zauberformeln des Zamolxis aufsagen, und brachte einen vernünftigen und beherrschten Mann zum Vorschein."
Re: Chamäleon Augustus
Γραικίσκος schrieb am 30.01.2016 um 12:22 Uhr (Zitieren)
Das ist ein interessanter Text. Ich werde gleich mal nachschauen, ob ich den in den - leider wenigen - Bänden von Julian Apostata finde, die ich besitze.
Re: Chamäleon Augustus
Γραικίσκος schrieb am 30.01.2016 um 15:03 Uhr (Zitieren)
Nein, gehört leider nicht zu meinen Beständen.
Re: Chamäleon Augustus
Φιλομαθής schrieb am 30.01.2016 um 19:22 Uhr (Zitieren)
Auch wenn das keinen Ersatz für ein Buch aus Papier und Leim bietet, aber im Internet Archive ist die Loeb-Ausgabe als Digitalisat verfügbar. Das Symposion z. B. hier:
https://archive.org/stream/workswithenglish02juliuoft#page/344/mode/2up

Das Bild, das Julian hier zeichnet, deutet an, dass Oktavian/Augustus, bevor sein Wesen durch den Kontakt mit der stoischen Philosophie sozusagen veredelt worden ist, plötzlichen und heftigen Stimmungsschwankungen unterworfen war. Ich glaube, bei Sueton steht nichts, was dem entspricht. Haben wir sonst Quellen, die die Darstellung Julians bestätigen?
Re: Chamäleon Augustus
Γραικίσκος schrieb am 31.01.2016 um 13:23 Uhr (Zitieren)
Was mir neu ist, ist nicht, daß Octavian im Laufe seiner Karriere moderater und zivilisierter geworden ist (oder sich stärker so dargestellt hat), sondern daß dies auf den Einfluß der stoischen Philosophie zurückzuführen sein soll.

Die Loeb-Ausgabe gibt es möglicherweise noch zu kaufen; darum muß ich mich mal kümmern.
Re: Chamäleon Augustus
Γραικίσκος schrieb am 31.01.2016 um 13:39 Uhr (Zitieren)
Fein. Da gibt es eine dreibändige Ausgabe. Bestellt.
Re: Chamäleon Augustus
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 31.01.2016 um 14:58 Uhr (Zitieren)
Hallo Φιλομαθής,

Kennst du die Abhandlung von Dr. Cauer - Über die Caesares des Kaisers Julianus Apostata?
Ab Seite 8 (unten) über Augustus/Octavian:
http://tinyurl.com/jhft9bh
Re: Chamäleon Augustus
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 31.01.2016 um 15:07 Uhr (Zitieren)
Sueton Aug. 79:
Oculos habuit claros ac nitidos, quibus etiam existimari volebat inesse quiddam divini vigoris, gaudebatque, si qui sibi acrius contuenti quasi ad fulgorem solis vultum summitteret...
Re: Chamäleon Augustus
Φιλομαθής schrieb am 31.01.2016 um 18:00 Uhr (Zitieren)
Nein, Cauers Abhandlung kannte ich nicht. Danke für die Mitteilung! Zum Blitzen der Augen findet sich also eine entsprechende Stelle bei Sueton, zum Schwanken der Gesichtsfarbe anscheinend nicht.

Kontakt mit der stoischen Philosophie erhielt Augustus nach Cauers Angaben anscheinend über Athenodoros Kananites (auch Wright nennt ihn in einer Fußnote), der in Suetons Augustusbiographie nicht erwähnt wird. (Dort wird nur von Areios und Söhnen gesprochen.)
Re: Chamäleon Augustus
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 31.01.2016 um 20:08 Uhr (Zitieren)
Strabon in 14.5.14 bezeichnet Athenodoros Kananites als Lehrer von Augustus:
ἄνδρες δ᾽ ἐξ αὐτῆς γεγόνασι τῶν μὲν στωικῶν Ἀντίπατρός τε καὶ Ἀρχέδημος καὶ Νέστωρ, ἔτι δ᾽ Ἀθηνόδωροι δύο, ὧν ὁ μὲν Κορδυλίων καλούμενος συνεβίωσε Μάρκῳ Κάτωνι καὶ ἐτελεύτα παρ᾽ ἐκείνῳ, ὁ δὲ τοῦ Σάνδωνος, ὃν καὶ Κανανίτην φασὶν ἀπὸ κώμης τινός, Καίσαρος καθηγήσατο καὶ τιμῆς ἔτυχε μεγάλης,...
Re: Chamäleon Augustus
Φιλομαθής schrieb am 31.01.2016 um 22:09 Uhr (Zitieren)
Strabo ist sicherlich die Quelle, die zeitlich am nächsten dran ist. Hier klingt es allerdings so, als gehörten die beiden Athenodoroi gerade nicht zu den Stoikern von Tarsos (τῶν μὲν στωικῶν ... - ἔτι δ᾽ ...), oder?
Re: Chamäleon Augustus
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 01.02.2016 um 10:22 Uhr (Zitieren)
Doch, sie sind auch Stoiker. Mit ἔτι δ᾽ wird nur daran angeschlossen: und noch dazu, und außerdem noch...
Re: Chamäleon Augustus
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 01.02.2016 um 10:36 Uhr (Zitieren)
zum Schwanken der Gesichtsfarbe anscheinend nicht.

Ich denke, da wird man auch nichts finden, da dies, wie Cauer angibt, eher in der Satire seine Unberechenbarkeit, gerade auch in der Vorkaiserzeit, beschreibt.
Vielleicht findest du noch etwas bei Müller (Palingenesia LXVI - Die beiden Satiren des Kaisers Julianus Apostata, 1998).
Übrigens finde ich Julian sehr interessant. Obwohl ich eine große Sammlung von Loeb-Ausgaben (Lat. und Griechisch) bereits habe, hatte ich die Julian-Ausgaben noch nicht. Sind bereits bestellt! :-)
Re: Chamäleon Augustus
Γραικίσκος schrieb am 01.02.2016 um 12:29 Uhr (Zitieren)
Dann kann der Verlag sich über eine Doppel-Bestellung freuen. Das liegt vermutlich schon über dem Monats-Durchschnitt.
Re: Chamäleon Augustus
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 01.02.2016 um 13:48 Uhr (Zitieren)
:-) Vielleicht sind wir auch noch die deutlich reduzierten Relikte, die gerne Bücher in der Hand haben. Ich mag die Loeb-Reihe einfach und möchte sie sukzessive vervollständigen.
Re: Chamäleon Augustus
Φιλομαθής schrieb am 01.02.2016 um 13:58 Uhr (Zitieren)
Zitat von Βοηθὸς Ἕλληνικός am 1.2.16, 10:22Doch, sie sind auch Stoiker.

Es ist wohl so, und man muss den üblicherweise antithetischen Gebrauch von μέν - δέ hier vernachlässigen. Am Ende des Abschnitts heißt es noch einmal resümierend: οὗτοι μὲν στωικοὶ ἄνδρες.
 
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