α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Z (1185 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 16.02.2016 um 13:10 Uhr (Zitieren)
Im Nachspann des Filmes "Z" von C. Costa-Gavras wird gesagt, der Buchstabe Z bedeute im Altgriechischen "er lebt".
Mir ist schon klar, was im Altgriechischen "er lebt" heißt: ζῇ - wieso aber der eine Buchstabe? War das eine gängige Abkürzung?
Re: Z
Φιλομαθής schrieb am 16.02.2016 um 16:48 Uhr (Zitieren)
Heißt es dort denn "Der Buchstabe Z bedeutet ..." oder nur "Z bedeutet im Altgriechischen 'er lebt'"? Letzteres hieße in amerikanischem Englisch (sofern das die Originalsprache des Films ist): "Z [ziː] means in Acient Greek 'he's alive'", was ja bei itazistischer Aussprache von ζῇ zuträfe.
Re: Z
Φιλομαθής schrieb am 16.02.2016 um 16:49 Uhr (Zitieren)
... Ancient ...
Re: Z
filix schrieb am 16.02.2016 um 17:29 Uhr (Zitieren)


Die Originalsprache des Films ist Französisch - "et la lettre Z (zɛd), qui veut dire "il est vivant" en grec ancien." beschließt eine Liste des von der Militärdiktatur Verbotenen - darunter Aristophanes, Beckett, die Pressefreiheit und der Minirock. https://www.youtube.com/watch?v=miAPUvyjF-g

Es handelt sich wohl um eine in die Antike zurückprojizierte Anspielung auf einen nach dem Mord an Lambrakis zum Monogramm verkürzten Slogan, den die protestierende Jugend als Erkennungszeichen und Graffiti nutzte:
https://books.google.at/books?id=g_UcAgAAQBAJ&pg=PA19
Re: Z
Γραικίσκος schrieb am 16.02.2016 um 20:40 Uhr (Zitieren)
Es ist schon von einem Buchstaben die Rede. Und es stimmt, daß, wie filix schreibt, die Originalsprache des Films Französisch ist. Er hat ja auch das Originalzitat gefunden.
Re: Z
Φιλομαθής schrieb am 16.02.2016 um 23:23 Uhr (Zitieren)
War auch nur so eine Idee ... Bleibt natürlich die Frage, was es mit der Behauptung auf sich hat, dass der Buchstabe "en grec ancien" die genannte Bedeutung besessen habe. Auf Grabinschriften findet sich zwar seit der Kaiserzeit das Ζ als Abkürzung für ein ζήσας (bzw. ζήσαντι etc.) zur Angabe des Lebensalters des Toten, aber das kann ja hier nicht gemeint sein.

In der Verbotsliste im Abspann des Films werden auch die drei Tragiker genannt. Ist das Satire oder waren deren Werke während der Militärdiktatur tatsächlich verboten?
Re: Z
Γραικίσκος schrieb am 20.02.2016 um 12:04 Uhr (Zitieren)
Ich habe mal einen älteren Griechen gefragt, der die Zeit der Militärdiktatur noch als Kind erlebt hat. Er konnte sich an ein Verbot der drei Tragiker nicht erinnern.

Andererseits kann man sich durchaus vorstellen, wie Verse wie die folgenden
ὦ παῖδες Ἑλλήνων, ἴτε ἐλευθεροῦτε πατρίδ' usw.
von der damaligen Jugend aufgenommen wurden bzw. worden wären.

Er vermutete deshalb, der alte Grieche, die klassischen Texte seien nur in zensierter Form zur Aufführung gekommen.
Re: Z
Φιλομαθής schrieb am 20.02.2016 um 19:41 Uhr (Zitieren)
Danke für die Zeitzeugenbefragung. Die Suchmaschine wirft viel Widersprüchliches aus. (Ich glaube, vielfach wurde Costa-Gavras' Auflistung ungeprüft übernommen.) Nach dem jedoch, was eine Publikation zum Thema angibt*, scheint sich das Verbot "nur" auf einzelne Produktionen beschränkt zu haben, an denen regimekritische Regisseure und Schauspieler beteiligt waren, insbesondere aber Aufführungen, zu denen Mikis Theodorakis die Bühnenmusik geschrieben hatte (der Aias des Sophokles, die Phoinissen und die Hiketiden des Euripides in Produktionen des Nationaltheaters von 1967), also nicht auf die Texte selbst.

* https://books.google.de/books?id=t8yRBQAAQBAJ&pg=PA98&dq=aeschylus+sophocles+euripides+banned+1967&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiRn6HE9IbLAhUF8HIKHQ6vCwAQ6AEIJjAA#v=onepage&q=aeschylus%20sophocles%20euripides%20banned%201967&f=false

Mit Versen wie dem von dir angeführten ist das natürlich so eine Sache. Gern sind es ja gerade die Diktatoren, die sich als Exponenten der Freiheit ausgeben (Befreiung der Nation von Fremdherrschaft, Befreiung des Volkes von der Unterdrückung durch das Kapital usw.) Insofern lässt sich die Freiheitsrhetorik der Klassiker oft ebensogut für wie gegen eine Diktatur instrumentalisieren.
Re: Z
Γραικίσκος schrieb am 20.02.2016 um 23:36 Uhr (Zitieren)
Mikis Theodorakis, das war ja der Gottseibeiuns für die Generäle!

Freiheitsrhetorik ist natürlich beinahe beliebig instrumentalisierbar. Wenn aber solch ein Stück gespielt wird und dann applaudieren Jugendliche an bestimmten Stellen, dann kann es doch gefährlich werden.

Ich denke an den Auftritt von Bruce Springsteen in Ost-Berlin. "Badlands" bezieht sich ja eigentlich auf die USA, was der DDR-Obrigkeit nur recht sein konnte. Und doch haben die jungen Leute damals verstanden, daß man dem auch einen anderen Sinn geben kann:
Badlands, you gotta live it everyday,
Let the broken hearts stand
As the price you’ve gotta pay,
We’ll keep pushin’ till it’s understood,
and these badlands start treating us good.

Das soll aber dem Ergebnis Deiner Recherche nicht widersprechen.
Re: Z
Φιλομαθής schrieb am 21.02.2016 um 13:26 Uhr (Zitieren)
Das will ich schon glauben, dass solche Stellen einer im Publikum herrschenden untergründigen Oppositionsstimmung zum Anlass werden konnten, sich kundzutun und ihrer selbst bewusst zu werden.

Aber das -
Zitat von Γραικίσκος am 20.2.16, 23:36Freiheitsrhetorik ist natürlich beinahe beliebig instrumentalisierbar.

- müsste doch auch zu denken geben. Ist der Wert der Freiheit tatsächlich ein so beliebiger, dass er auch im Namen der Unfreiheit zitiert werden kann? Wie kommt es, dass die beiden Organisationen, denen beizutreten sich kaum ein DDR-Bürger entziehen konnte, FDJ und FDGB, die Freiheit im Namen führen konnten. Wie konnte man darauf verfallen, den NSDAP-Parteitag, auf dem die Nürnberger Gesetze beschlossen wurden, "Reichsparteitag der Freiheit" zu nennen? Weshalb blieb das Deutschlandlied einschließlich der 3. Strophe wie selbstverständlich die deutsche Nationalhymne auch im Dritten Reich?

Vielleicht ist es so, dass, wenn im Totalitarismus von Freiheit gesprochen wird, diese nicht auf die gleiche Kategorie von Subjekten bezogen wird, die wir zugrundelegen, wenn wir im Sinne der Offenen Gesellschaft von Freiheit(en) reden: dass nämlich nicht der Einzelne als Subjekt der Freiheit gemeint ist, sondern eine Gruppe wie Staat, Volk oder Rasse, für deren Interessen der Einzelne seine Freiheiten aufzugeben hat.
Re: Z
Hylebates schrieb am 16.04.2016 um 11:22 Uhr (Zitieren)
Gestern ist mir aufgefallen, dass auf dem Grabstein von Ydir Amazit links oben in der Ecke ein Tifinagh-Buchstabe in einem Kreis ist, der mit Z transliteriert wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tifinagh-Schrift#/media/File:Tomb_of_Professeur_Ydir_Amazit.jpg
Da musste ich glatt an diesen Thread denken.

Zum Freiheitsbegriff: Es ist ja nur ein Wort, das unterschiedlich gefüllt werden kann, wie es Orwell ja schon gezeigt hat. Das gleiche passiert ja gerade mit "Ideologie" und "Wahrheit".
Re: Z
Φιλομαθής schrieb am 16.04.2016 um 15:21 Uhr (Zitieren)
Jetzt müsste man wissen, wer Ydir Amazit war ... Was den Begriff der Freiheit betrifft, glaube ich nicht, dass es sich dabei um eine reine Worthülse handelt, die sich beliebig auffüllen lässt. Ich denke, man kann das Wort, zumindest ex negativo, recht klar definieren als das Fehlen von Einschränkungen und Repressionen. Zu Orwell kann ich leider nichts sagen, da ich ihn nicht gelesen habe.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Helm

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.