Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Augustus lobt Cicero (770 Aufrufe)
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 18.04.2016 um 19:45 Uhr (Zitieren)
Als ich gerade mal wieder in die Biographie Ciceros (Klaus Bringmann) schaute, fiel mir im Epilog, ganz am Ende, der Hinweis auf eine Stelle bei Plutarch, Cicero auf:
πυνθάνομαι δὲ Καίσαρα χρόνοις πολλοῖς ὕστερον εἰσελθεῖν πρὸς ἕνα τῶν θυγατριδῶν: τὸν δὲ βιβλίον ἔχοντα Κικέρωνος ἐν ταῖς χερσίν ἐκπλαγέντα τῷ ἱματίῳ περικαλύπτειν ἰδόντα δὲ Καίσαρα λαβεῖν καὶ διελθεῖν ἑστῶτα μέρος πολὺ τοῦ βιβλίου, πάλιν δ᾽ ἀποδιδόντα τῷ μειρακίῳ φάναι ‘λόγιος ἁνὴρ, ὦ παῖ, λόγιος καὶ φιλόπατρις.’
πυνθάνομαι δὲ Καίσαρα χρόνοις πολλοῖς ὕστερον εἰσελθεῖν πρὸς ἕνα τῶν θυγατριδῶν: τὸν δὲ βιβλίον ἔχοντα Κικέρωνος ἐν ταῖς χερσίν ἐκπλαγέντα τῷ ἱματίῳ περικαλύπτειν ἰδόντα δὲ Καίσαρα λαβεῖν καὶ διελθεῖν ἑστῶτα μέρος πολὺ τοῦ βιβλίου, πάλιν δ᾽ ἀποδιδόντα τῷ μειρακίῳ φάναι ‘λόγιος ἁνὴρ, ὦ παῖ, λόγιος καὶ φιλόπατρις.’
Re: Augustus lobt Cicero
Φιλομαθής schrieb am 19.04.2016 um 21:36 Uhr (Zitieren)
Die Episode macht auch deutlich, auf welch schwankendem Grund man sich in der Umgebung des princeps zuweilen bewegte.
Nach außen hin hatte Augustus ja schon gleich nach dem Bürgerkrieg versucht, die Kluft, die zwischen seiner Partei und Ciceros Position bestanden hatte, zu verdecken. Der Konflikt war verengt worden auf die Feindschaft zwischen Cicero und Antonius, an dessen Standbildern Cicero junior als Mitkonsul die Ermordung des Vaters rächen durfte, und Cicero selbst war in des Augustus eigene Legende eingebunden worden, indem dieser in seiner Autobiographie mitteilte, dass Cicero seinen Aufstieg aus einem prophetischen Traum geweissagt habe.
Und dennoch fühlte Augustus' Enkel sich als Leser Ciceros ertappt, war sich bewusst, dass er an einen wunden Punkt, wenn nicht an ein Tabu gerührt hatte. Er wusste jedenfalls nicht, welche Reaktion auf Seiten des Kaisers zu erwarten war.
Dass der Junge trotz der unsicheren Geltung Ciceros bei Hofe zu dessen Werken griff, stellt vielleicht das eigentliche Kompliment dar. Im Lob des Augustus könnte ein Tropfen Galle enthalten sein: wen man als wortgewandt charakterisiert, dem unterstellt man nicht selten einen Mangel an Tatkraft.
Nach außen hin hatte Augustus ja schon gleich nach dem Bürgerkrieg versucht, die Kluft, die zwischen seiner Partei und Ciceros Position bestanden hatte, zu verdecken. Der Konflikt war verengt worden auf die Feindschaft zwischen Cicero und Antonius, an dessen Standbildern Cicero junior als Mitkonsul die Ermordung des Vaters rächen durfte, und Cicero selbst war in des Augustus eigene Legende eingebunden worden, indem dieser in seiner Autobiographie mitteilte, dass Cicero seinen Aufstieg aus einem prophetischen Traum geweissagt habe.
Und dennoch fühlte Augustus' Enkel sich als Leser Ciceros ertappt, war sich bewusst, dass er an einen wunden Punkt, wenn nicht an ein Tabu gerührt hatte. Er wusste jedenfalls nicht, welche Reaktion auf Seiten des Kaisers zu erwarten war.
Dass der Junge trotz der unsicheren Geltung Ciceros bei Hofe zu dessen Werken griff, stellt vielleicht das eigentliche Kompliment dar. Im Lob des Augustus könnte ein Tropfen Galle enthalten sein: wen man als wortgewandt charakterisiert, dem unterstellt man nicht selten einen Mangel an Tatkraft.
