Φιλομαθής schrieb am 27.04.2016 um 18:59 Uhr (Zitieren)
Noch ein Versuch.
Zweien gab er einen Faden, mit dem diese ein Labyrinth betraten und wieder verließen. Das erste hatte er selbst für ein Untier, das andere hatte ein Tier gebaut. Wovon ist die Rede?
Re: Mythologisches
filix schrieb am 27.04.2016 um 19:35 Uhr (Zitieren)
Von allen Beteiligten blieb nur die Ameise namenlos.
Re: Mythologisches
filix schrieb am 27.04.2016 um 19:36 Uhr (Zitieren)
Ich korrigiere: Von allen Beteiligten blieben nur die Ameise und die Erbauerin des zweiten Labyrinths namenlos.
Re: Mythologisches
Φιλομαθής schrieb am 27.04.2016 um 20:36 Uhr (Zitieren)
:-D
Ganz recht. Die Sage, wie Minos den flüchtigen Daidalos aufspürt, indem er ein Vexierspiel, bestehend aus einem Schneckenhaus und einem Faden, der in dieses einzufädeln ist, als Köder für den alten Tüftler benutzt, ist recht entlegen und findet sich nur in Apollodors Bibliotheke (1, 15).
Re: Mythologisches
Φιλομαθής schrieb am 27.04.2016 um 21:12 Uhr (Zitieren)
Falsch, nicht einmal da, sondern bloß in der Epitome:
Sophokles hat die Sage in dem bis auf Bruchstücke verlorenen Drama Minos oder Die Kamiker verarbeitet. Fragment 301 Nauck (= 324 Pearson) erwähnt auch die Meeresschnecke (ἁλία στράβηλος).
Re: Mythologisches
Hylebates schrieb am 27.04.2016 um 21:53 Uhr (Zitieren)
Das ist eine sehr schöne Geschichte. Danke für den Hinweis.
Re: Mythologisches
Φιλομαθής schrieb am 30.04.2016 um 11:43 Uhr (Zitieren)
Gänzlich ohne Faden fand die Theseus genannte Maus eines modernen Daidalos, der heute vor 100 Jahren geboren wurde, ihren Weg:
Ich bin mir aber nicht sicher, wie lange die Comics an ihrer Stelle bleiben.
Re: Mythologisches
Φιλομαθής schrieb am 30.04.2016 um 22:00 Uhr (Zitieren)
:-) Von Ikaros' Mutter ist überhaupt viel zu selten die Rede.
Re: Mythologisches
filix schrieb am 01.05.2016 um 17:39 Uhr (Zitieren)
Zu Shannons Theseus: Welch merkwürdige, heute befremdliche Inszenierung der Maschine - einerseits ein gediegener hölzerner Schrein (mit Spiegel), ähnlich den prunkvollen Gehäusen früher Fernseher und Radioapparate, in denen sich die Technik verbarg, um sich als Möbel unter anderen Möbeln ins Private einzuschleichen, andererseits eine Art Flipperautomat, also etwas das am Harmlosen, Spielerischen der Unterhaltungssphäre partizipiert.
Mein Favorit unter Shannons Erfindungen (eigentlich handelt es sich um eine Variation über eine Idee des erst unlängst verstorbenen Marvin Minsky) ist eine, die Arthur C. Clarke (2001: A Space Odyssey) völlig zu Recht als something unspeakably sinister bezeichnete: https://www.youtube.com/watch?v=kt3csIz3hEk
Lässt sich dazu ein antikes Pendant überhaupt nur denken?
Re: Mythologisches
Φιλομαθής schrieb am 01.05.2016 um 23:48 Uhr (Zitieren)
Vermutlich rührt das Unheimliche dieser Ultimate Machine daher, dass sie, indem sich ihr Aktionsraum normwidrig auf die Mensch-Maschine-Schnittstelle erstreckt, in Konflikt mit ihrem Bediener gerät und ihm gegenüber eine Art Autonomie zu beanspruchen scheint.
Re: Mythologisches
filix schrieb am 02.05.2016 um 01:29 Uhr (Zitieren)
Ja, aber dieser mit mechanischer Präzision vorgetragene Anspruch ist doch anders als ihn gewöhnlich Vorstellungen von autonomen Maschinen bei dem Eingriff in diese Schnittstelle phantasieren. Er besteht in der auf Anfrage hin (EIN) verlässlich erteilten totalen Absage (AUS), die das gerade erst etablierte Verhältnis selbst betrifft. Dieser Geist (aus) der Maschine strebt weder eigene Macht noch erweitertes Territorium an, er transformiert weder seine Konstruktion noch die Programmierung, er schmiedet keine eigenen Pläne, er will nichts, fordert nichts, er verweigert sich bloß jeder weiteren Tätigkeit und Kommunikation, deren berühmtes Paradoxon er mit minimalem Aufwand bedient. Darin vielleicht auch ein entfernter Verwandter Bartlebys.