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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
προφθασία (1307 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 02.09.2016 um 17:04 Uhr (Zitieren)
Es ist ein neuer historischer Roman erschienen:
James Romm
Der Geist auf dem Thron
Der Tod Alexanders des Großen und der mörderische Kampf um sein Erbe
München 2016
(C.H.Beck)[/quote]
In einer Rezension (FAZ von heute) finde ich den folgenden Satz:
"Für Mord als vorbeugende Gefahrenabwehr gab es sogar ein eigenes griechisches Wort: prophtasia."

Das müßte dann ja προφτασία geschrieben werden. Ein solches Wort finde ich in keinem Wörterbuch, dafür aber: προφθασία. Dieses Wort wiederum heißt nicht exakt das, was es heißen sollte, sondern z.B. "ein Fest der Klazomenier" oder "anticipation, name of a festival". Und dann gibt es noch: πρόφθασις, d.i. "das Zuvorkommen", was der behaupteten Bedeutung wenigstens einigermaßen entspricht.

Weiß jemand Genaueres darüber?
Re: προφθασία
δημοτικιστής schrieb am 06.09.2016 um 04:27 Uhr (Zitieren)
Grundbedeutung von φθάνω: zuvorkommen, vorwegnehmen.

(Im Neugriechischen: φτάνω oder φθάνω = ankommen, meistens mit τ geschrieben, weil in neugriechischer Aussprache zwei Frikative φθ einen Zungenbrecher ergeben; allerdings dennoch: φθινόπωρο = Herbst unter Beibehaltung der antiken Schreibweise, weil das ein "Buchwort" aus der älteren Sprachschicht ist.)

Ἀλεξάνδρεια Προφθασία war der Name einer von Alexander dem Großen gegründeten Stadt - el.wikipedia.org/wiki/Αλεξάνδρεια_η_Προφθασία sagt dazu:

Η Αλεξάνδρεια ήταν αρχαία ελληνική πόλη στο ανατολικό Ιράν. Βρισκόταν στην επαρχία της Δραγγιανής (σύνορα Ιράν-Αφγανιστάν-Πακιστάν). Ιδρύθηκε από τον Μεγάλο Αλέξανδρο το φθινόπωρο του 330 π.Χ. Λεγόταν Αλεξάνδρεια εν Δραγγιανή ή Προφθασία. Αυτή η προσωνυμία υποδηλώνει την έγκυρη αποκάλυψη της συνομωσίας του ιππάρχου Φιλώτα και του πατέρα του Παρμενίωνος, εις βάρος του Έλληνα βασιλιά.
"Alexandria war eine antike griechische Stadt im östlichen Iran. Sie befand sich in der Eparchie von Drangiane (im Grenzgebiet zwischen Iran, Afghanistan und Pakistan). Sie wurde von Alexander dem Großen im Herbst des Jahres 330 v. Chr. gegründet. Sie wurde Alexandria in Drangiane oder Prophthasia genannt. Diese Namensgebung deutet die rechtsgültige Aufdeckung der Verschwörung des Hipparchen Philotas und seines Vaters Parmenionos gegen den griechischen König an."

Die Verschwörer Philotas und Parmenionos wurden hingerichtet. Ihre Schuld wurde allerdings angezweifelt, weil das Geständnis des Philotas durch Folter erzwungen wurde. Möglicherweise war die Verurteilung bloß ein auf einer Intrige beruhender Justizmord. Vermutlich ist dies das Thema des besagten historischen Romans von James Romm.

Das Prophthaseia genannte Fest der Klazomenier erwähnt Diodorus Siculus:
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:abo:tlg,0060,001:15:18&lang=original

Schreibweise in dieser Quelle: προφθάσεια, im hellenistischen Griechisch war ει jedoch phonetisch schon = ι. Hier ging es darum, dass ein Streit zwischen Klazomeniern und Kymäern über die Stadt Leuke nicht durch Krieg, sondern gemäß einem Orakel entschieden wurde: Diejenigen, die ein Opfer in Leuke zuerst darbrachten, sollten die Stadt bekommen, was wider Erwarten den Klazomeniern gelang: Sie kamen den Kymäern zuvor und feierten dies jährlich.
Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 06.09.2016 um 11:23 Uhr (Zitieren)
Aber nichts davon bedeutet "Mord als vorbeugende Gefahrenabwehr", oder? Klar wird allenfalls, warrum das θ durch ein τ ersetzt wurde (obwohl der Rezensent das Präteritum benutzt: "gab").
Ich kann mir vorstellen, daß man das Wort metaphorisch bzw. zynisch auf einen Mord angewendet hat; doch es müßte dann für diese Verwendung im Hellenismus Belegstellen geben.

Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 06.09.2016 um 11:23 Uhr (Zitieren)
(Den Roman habe ich noch nicht bekommen. Daher kann ich nicht nachschauen, ob sich das auf eine spezifische Stelle in ihm bezieht.)
Re: προφθασία
δημοτικιστής schrieb am 06.09.2016 um 16:26 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικίσκος am 6.9.16, 11:23Aber nichts davon bedeutet "Mord als vorbeugende Gefahrenabwehr", oder?

Zu dieser Frage wird wohl nur der Roman selbst Auskunft geben können. Philotas und Parmenionos wurden, wie gesagt, als Verschwörer zum Tode verurteilt und hingerichtet, aber das Urteil wurde schon von damaligen Historikern angezweifelt - möglicherweise war es nur ein juristisch verbrämter Mord im Rahmen eines Machtkampfs, um mögliche zentrifugale Tendenzen vorsorglich zu unterbinden. Also, es ist nicht klar, ob es wirklich eine Verschwörung gab oder dies nur behauptet wurde, um zu verhindern, dass bestimmte Leute zu mächtig wurden. Wenn man annimmt, dass es in Wirklichkeit gar keine Verschwörung gab, dann war die Hinrichtung tatsächlich eine Art vorbeugender Gefahrenabwehr.

In meiner obigen Übersetzung aus der griechischen Wikipedia müsste ich für την έγκυρη αποκάλυψη της συνομωσίας wohl besser sagen: "die vorgebliche Aufdeckung der Verschwörung" - έγκυρος heißt an sich "(rechtlich) gültig", gemeint ist wohl, dass offiziell eine Verschwörung aufgedeckt wurde, deren reale Existenz aber zweifelhaft ist.

Für die Suche nach Belegen auch in abgelegeneren Quellen bietet uns das Internet heute großartige Werkzeuge, aber mehr als die beiden angeführten Sachverhalte habe ich nicht gefunden. Zu dem klazomenischen Fest stößt man bei Google Books auf ein Digitalisat des Werks "Ioannis Mevrsi Græcia feriata. Siue, de festis Græcorum" (VI. Buch, Band 1, 1619), wo es zum Stichwort Προφθασία heißt: "Clazomeniorum festum erat, institutum ob Leucam præuertendo occupatam. Diodorus Siculus lib. X V". Dann folgt die Belegstelle, schwer zu entziffern wegen der Verwendung byzantinischer Ligaturen. Abweichend von dem Text auf perseus.tufts.edu ist die Schreibweise hier Προφθασία. Hierbei ging es aber eben nicht um Mord, sondern darum, dass die Klazomenier den Kymäern bei der Darbringung eines Opfers in Leuke zuvorgekommen sind und deshalb gemäß Orakel Anspruch auf die Stadt hatten. Diodorus erwähnt auch, dass es seitdem in Asien keine Aufstände mehr gab (τούτων δὲ πραχθέντων αἱ μὲν κατὰ τὴν Ἀσίαν ἐπαναστάσεις αὐτομάτως κατελύθησαν).

Ich vermute, dass es sich bei der Ersetzung von th durch t im FAZ-Artikel einfach um ein Versehen handelt. Wie angedeutet, behält die neugriechische Orthographie bei literarisch überlieferten Wörtern die antike Schreibweise bei: Die Stadt Προφθασία wird auch in neugriechischen Quellen selbstverständlich mit θ geschrieben. Die in der späten Koiné vollzogenen Lautverschiebungen von plosiven zu frikativen Konsonanten (θ klingt wie ein stimmloses und δ wie ein stimmhaftes englisches th) haben natürlich manchmal zu Zungenbrechern geführt, woran die Gelehrten sich gewöhnt haben, während die Umgangssprache in Problemfällen die plosive Aussprache beibehalten hat, und das wird in umgangssprachlichen Ausdrücken heutzutage dann auch so geschrieben, wie es gesprochen wird: φθάνω -> φτάνω, δένδρον -> δέντρο (plosives τ vermeidet einen schwer auszusprechenden Konsonantencluster νδρ), ὁ ἀνήρ - τὸν ἄνδρα -> ο άντρας - τον άντρα usw. Man kann auch φθάνω mit frikativem th sagen und schreiben, das klingt dann aber für griechische Ohren wohl ziemlich bildungsbürgerlich und hochgestochen. Dagegen ist für den Herbst φθινόπωρο die Norm, manchmal wird aber auch φτινόπωρο geschrieben (ob das in einer griechischen Schule dann als Fehler angestrichen wird, weiß ich nicht). Das komplexe und variable Nebeneinander verschiedener historischer Sprachschichten macht Neugriechisch zu einer faszinierenden Sprache, die leider viel zu wenig Beachtung findet.
Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 06.09.2016 um 20:17 Uhr (Zitieren)
Ich merke schon, ich muß abwarten, bis ich den Roman habe.
Daß der Rezensent nicht firm ist im Altgriechischen und deshalb falsch schreibt, ist natürlich möglich.
Re: προφθασία
filix schrieb am 06.09.2016 um 21:04 Uhr (Zitieren)
There is a verb, phthāno, in ancient Greek that denotes the taking of preemptive action, especially where one harms an enemy to prevent that enemy from doing harm.
When Alexander had a high-ranking officer named Philotas tried and executed, on thin evidence of collusion in an assassination plot, he named the city founded at the trial’s site Prophthasia, the place where he had gotten the jump on danger. Prophthasia had always been the prerogative of Macedonian kings.
The safety of the monarch justified the elimination even of anticipated threats. But the murder of the Persian princess by Rhoxane and Perdiccas took this logic to a new extreme. Heirs to the throne had been rubbed out before, but killing women to prevent them from bearing heirs was unprecedented.
Once this logic of prophthasia was invoked, it was hard to limit how it was applied. The violence it seemed to license would, in years to come, claim the lives of all the women who shared Alexander’s blood or who had shared his bed. Somehow one unlikely survivor would escape the carnage to help beget a new royal line.

James Romm: Ghost on the Throne - The Death of Alexander the Great and the Bloody Fight for His Empire, p. 50f.


Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 07.09.2016 um 11:11 Uhr (Zitieren)
Dann ist das geklärt.

Es irritiert mich, daß ein neues Buch offenbar bereits im Netz ist. Dagegen kämpfen die Verlage anscheinend vergebens.
Re: προφθασία
filix schrieb am 07.09.2016 um 12:23 Uhr (Zitieren)
Das Zitat als solches fällt unter das Zitatrecht. Urheber und Quelle werden genannt, es ist im Umfang begrenzt, unverändert wiedergegeben und dient dem Zweck, die in der Diskussion aufgeworfene Frage mit besonderer Rücksicht auf das Werk zu klären.
Du selbst machst davon immer wieder Gebrauch - http://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=3681

Was den Streit, inwieweit der Konzern Google durch die Digitalisierung von sonst dem Urheberrecht unterliegenden Werken, die in Ausschnitten zumeist online durchsucht und eingesehen werden können ("Google Books"), eine Rechtsverletzung begeht, angeht, so ist in den USA das letzte Rechtsmittel gegen die Entscheidung, nach welcher diese Praxis durch das fair use-Prinzip gedeckt ist, ausgeschöpft worden. Im April 2016 hat der Supreme Court einen Antrag auf Revision (petition for writ of certiorari) des Urteils des Berufungsgerichts abgelehnt. Mit weltweiten Folgen.

Dass davon unabhängig unter eindeutiger Verletzung des Urheberrechts der meisten Staaten ganze Bücher im Netz kursieren, ist davon unberührt.
Re: προφθασία
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 07.09.2016 um 13:30 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικίσκος am 7.9.16, 11:11Es irritiert mich, daß ein neues Buch offenbar bereits im Netz ist. Dagegen kämpfen die Verlage anscheinend vergebens.

Das betrifft ja nur die deutsche Ausgabe. Filix hat die englische zitiert. Solche Buchvorschauen findet man häufig bei Google Books. Desöfteren ja auch bei Amazon, die dann auch auf Google Books abrufbar sind.
Re: προφθασία
δημοτικιστής schrieb am 07.09.2016 um 15:09 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικίσκος am 7.9.16, 11:11Es irritiert mich, daß ein neues Buch offenbar bereits im Netz ist.

Davon kann keine Rede sein. Von Ghost on the Throne ist bei Google Books eine eingeschränkte Vorschau verfügbar, also nichts weiter als eine Leseprobe. filix hat offenbar Glück gehabt, dass ihm die Seiten 50f. mit der Erläuterung des Ausdrucks, der Gegenstand dieser Diskussion ist, angezeigt wurden. Mir ist es hingegen nicht gelungen, diese Stelle aufzurufen - die Auswahl der angezeigten Seiten unterliegt meistens Zufallsprinzipien. Wenn ich in das Suchfeld "prophthasia" eingebe, bekomme ich nur anderthalb Sätze ab "Prophthasia had always been the prerogative ..." angezeigt.
Re: προφθασία
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 07.09.2016 um 15:50 Uhr (Zitieren)
Bei mir war es kein Problem. Ich habe die entsprechenden Seiten gesehen. Manchmal muß man es einfach mehrmals pobieren und vorher den Browsercache löschen... ;-)
Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 07.09.2016 um 16:18 Uhr (Zitieren)
filix hat offenbar Glück gehabt, dass ihm die Seiten 50f. mit der Erläuterung des Ausdrucks, der Gegenstand dieser Diskussion ist, angezeigt wurden.

Das war das Erstaunliche. Daraus habe ich geschlossen, daß der gesamte (englische) Text zur Verfügung steht. Daß das durch US-amerikanisches Recht gedeckt ist, stimmt wohl - allerdings werden die US-Verlage vor dem gleichen Problem stehen wie die hiesigen.
Ich wollte filix keine Urheberrechtsverletzung unterstellen.
Wie gesagt, ich bin davon ausgegangen, daß das gesamte Werk im Netz zu lesen ist und daß dies ein Problem für Verlage darstellt - auch wenn dies (in den USA) legal ist.
Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 07.09.2016 um 16:29 Uhr (Zitieren)
In Teilen habe ich da wohl etwas falsch aufgefaßt. Also:
- Entweder ist das Buch komplett im Netz zugänglich, was auch nach US-Recht nicht legal wäre;
- oder filix hat mit dem gefundenen Zitat Glück gehabt, daß es gerade die uns interessierende Information beinhaltete.

Ich selbst zitiere übrigens nie aus dem Netz, sondern nur aus von mir gekauften Büchern. So auch an der erwähnten Florian-Illies-Stelle.
Re: προφθασία
Φιλομαθής schrieb am 07.09.2016 um 16:48 Uhr (Zitieren)
Woraus schließt ihr, dass filix das Zitat per Internetsuche ermittelt hat? Soweit ich sehe, hat er keine Angabe zur Materialität der von ihm benutzten Vorlage gemacht.

Aber deine Skepsis, Γραικίσκος, was die unterstellte Bedeutung von προφθασία angeht, sollte mit dem Zitat noch nicht ausgeräumt sein. Denn dass φθάνειν gerade die Bedeutung 'taking of preemptive action, especially where one harms an enemy to prevent that enemy from doing harm' annimmt, also auch, wenn es nicht durch Partizip oder sonstwie näher bestimmt wird, wäre ja noch zu erweisen.
Re: προφθασία
δημοτικιστής schrieb am 07.09.2016 um 19:10 Uhr (Zitieren)
Zitat von Φιλομαθής am 7.9.16, 16:48Woraus schließt ihr, dass filix das Zitat per Internetsuche ermittelt hat?

Er hat den Verdacht des Γραικίσκος nicht dementiert, aber er kann sich ja selbst dazu äußern.

Zitat von Φιλομαθής am 7.9.16, 16:48... dass φθάνειν gerade die Bedeutung 'taking of preemptive action, especially where one harms an enemy to prevent that enemy from doing harm' annimmt, also auch, wenn es nicht durch Partizip oder sonstwie näher bestimmt wird, wäre ja noch zu erweisen.

Ja, richtig. Belegt ist, dass φθάνω ursprünglich die allgemeine Bedeutung "zuvorkommen" oder "jemandem voraus sein" hat. In der Koiné hat sich diese Bedeutung zu "ankommen" abgeschwächt, die es im Neugriechischen hat (ankommen, erreichen, an der Reihe sein, aber auch: ausreichen). Im Neuen Testament gibt es beide Bedeutungen: Mt. 12,28 εἰ δὲ ἐν πνεύματι θεοῦ ἐγὼ ἐκβάλλω τὰ δαιμόνια, ἄρα ἔφθασεν ἐφ’ ὑμᾶς ἡ βασιλεία τοῦ θεοῦ für "ankommen", jedoch 1. Th. 4,15 τοῦτο γὰρ ὑμῖν λέγομεν ἐν λόγῳ κυρίου, ὅτι ἡμεῖς οἱ ζῶντες οἱ περιλειπόμενοι εἰς τὴν παρουσίαν τοῦ κυρίου οὐ μὴ φθάσωμεν τοὺς κοιμηθέντας für "zuvorkommen". Belegt ist, dass es diese Stadt im heutigen Ostiran gab, die Προφθασία genannt wurde, weil man dort einer angeblichen Verschwörung gegen Alexander zuvorkam. Belegt ist ferner, dass die Bedeutung "zuvorkommen" auch den Namen Προφθάσεια oder Προφθασία für ein Fest stiftete, dass die Klazomenier feierten, nachdem sie den Kymäern auf unblutige Weise zuvorgekommen waren. Der Nachweis, dass φθάνω in alexandrinischer Zeit speziell ein präventives Handeln gegen Feinde bezeichnete, ist jedoch bislang nicht erbracht.
Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 07.09.2016 um 20:17 Uhr (Zitieren)
Nein, das ist in der Tat noch nicht geklärt. Immerhin wissen wir jetzt, daß der Rezensent nur für die falsche Schreibweise (die als erstes für mich ein Problem war) verantwortlich ist, die eigentliche Behauptung hingegen tatsächlich auf Romm zurückgeht.
Re: προφθασία
Φιλομαθής schrieb am 07.09.2016 um 22:15 Uhr (Zitieren)
Zu der Falschschreibung ließe sich noch bemerken, dass eine Lautfolge -φτ- im Attischen nicht vorkommen sollte, da ja φ zunächst für einen aspirierten p-Laut stand und die Aspiration nicht realisiert werden kann, wenn ihm ein unaspirierter Okklusiv folgt.

Zitat von δημοτικιστής am 7.9.16, 19:10Belegt ist, dass es diese Stadt im heutigen Ostiran gab, die Προφθασία genannt wurde, weil man dort einer angeblichen Verschwörung gegen Alexander zuvorkam.

Dass es eine Stadt namens Προφθασία gab, ja, das kann man antiken Quellen entnehmen. Auf Aussagen darüber, warum sie so hieß, bin ich in den Quellen, die ich bisher gefunden habe, nicht gestoßen.
Re: προφθασία
δημοτικιστής schrieb am 08.09.2016 um 22:49 Uhr (Zitieren)
Zitat von Φιλομαθής am 7.9.16, 22:15Dass es eine Stadt namens Προφθασία gab, ja, das kann man antiken Quellen entnehmen. Auf Aussagen darüber, warum sie so hieß, bin ich in den Quellen, die ich bisher gefunden habe, nicht gestoßen.

Die Interpretation des Namens scheint auf Droysen zurückzugehen. P.M. Fraser, Cities of Alexander the Great, Oxford 1996, reprinted 2003, Seite 129f. (https://books.google.de/books?id=x4pdLcZWywkC&pg=PA129&lpg=PA130&dq=philotas+prophthasia&source=bl&ots=dTmkhaXTSr&sig=1hfnzMuYMXa_thOrnDj9Yd3SGFQ&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj7y9SJqv7OAhWJ7xQKHa4IDeEQ6AEIMzAC#v=onepage&q=philotas%20prophthasia&f=false):

There remains the problem why Alexander (if it was he) should have renamed Phrada Prophthasia, 'Anticipation'. Abstract substantives or personifications are otherwise rarely attested as city names, and an especial explanation is needed of this one. A similar form, Prophthasia, occurs as the name of a festival at Klazomenai in 382 BC, where the noun is, of course, a neuter plural, Προφθάσια; there is, in any case, no reason to link the two words historically. The most likely explanation is, as Droysen suggested, that Alexander bestowed the name in commemoration of the anticipation there of the conspiracy of Philotas.

(Der Link zu Google Books hat mir gestern zum Glück beide Seiten angezeigt, heute bekomme ich nur die 129 zu sehen.)
Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2016 um 11:46 Uhr (Zitieren)
Bereits der erste Eindruck - nun liegt das Buch auf meinem Tisch - zeigt, daß es sich nicht um einen historischen Roman handelt, sondern um ein Sachbuch. Irregeführt hatte mich die Einleitung der Rezension mit einem Hinweis auf "Game of Thrones".
Re: προφθασία
Βοηθὸς Ἕλληνικός schrieb am 14.09.2016 um 21:09 Uhr (Zitieren)
Meinst du, dass du dich "verkauft" hast?
Ich kenne das Buch nicht, aber deine Meinung darüber würde mich im Verlauf, wenn du es gelesen hast, interessieren.
Re: προφθασία
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2016 um 23:22 Uhr (Zitieren)
Nein, enttäuscht bin ich davon nicht - im Gegenteil. Aus historischen Romanen mache ich mir nicht viel.

Interessant finde ich die Gestalt des Eumenes, der in diesem Buch eine zentrale Rolle spielt und von dem ich nicht viel wußte. Als Grieche und ursprünglicher Kanzleivorsteher wurde er von den makedonischen Generälen verachtet.
Die Griechen schauten auf die Makedonen herab und die Makedonen auf die Griechen. So ist die Welt.
 
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