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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Äsop bei Luther (824 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 13.07.2018 um 16:33 Uhr (Zitieren)
Hans Blumenberg gibt in "Löwen" (2001) eine angebliche Äsop-Fabel wieder:
Luther hat die Fabeln des Äsop im Rang unmittelbar unter den der Bibel gestellt, mit Cato zusammen meliora omnium philosophorum ... Eines seiner bevorzugten Stücke ist das von der Löwenhöhle.

Der Löwe pflegte die anderen Tiere in seine übelriechende Höhle einzuladen und danach zu fragen, wie es ihnen rieche (quomodo oleret). Der Wolf sagte frei heraus: »Es stinckt.« Der Esel schmeichlerisch: »Es reucht wol.« Der Fuchs zog sich heraus: »Ich habe den schnuppen.« Luther hat keine Bedenken, der Moral dieser letzten Antwort zuzustimmen: Non ubique omnia esse dicenda! Es darf eine Lüge sein, doch wird unterstellt, daß der Löwe sehr gut bemerken kann, es sei die Willenserklärung, keine Antwort zu geben: Ich habe den Schnuppen, id est, non licet quaecunque dicere.

Weder bei Äsop noch bei Phaedrus oder dem Aesopus Latinus (Romulus) habe ich diese Fabel gefunden.
Kann jemand die Fundstelle angeben?
Herausgefunden habe ich, daß im Mittelalter der Äsop nur in der Form des "Aesopus Latinus" bekannt war, worauf auch die lateinischen Worte verweisen. Aber wie gesagt, ich finde die Fabel dort nicht.
Re: Äsop bei Luther
filix schrieb am 13.07.2018 um 20:44 Uhr (Zitieren)
Luthers Version ist m.E. dem Typ "Der Fuchs hat Schnupfen" (AaTh 51A) zuzurechnen.
Die Enzyklopädie des Märchens, Band 5, Sp. 522 - 527 (teilweise einzusehen unter https://books.google.de/books?id=5Dia4uoaJZQC&pg=PA96&lpg=PA97&focus=viewport&hl=de#v=onepage&q&f=false) erfasst, kurz gesagt, drei Subtypen dieser Erzählung. Im ältesten auf die (Spät)antike zurückgehenden, kommt der Fuchs allerdings gar nicht vor, auch unterscheidet sich das fabula docet deutlich.

"Diese Version, in welcher der F. keine Rolle spielt, ist erstmals bei Phädrus und in diversen Fassungen des Romulus, meist unter dem Titel De leo regnante [...] bezeugt."
An Quellen werden genannt: "Hervieux 2,47 (4, 13), 187 sq.; Perry, 579 sq., num. 514 nach Phädrus 4, 14 (fragmentarisch, von Perry ergänzt); Zander, C.: Phaedrus solutus vel Phaedri fabulae novae XXX. Lund 1921,54–59, num. 25" bzw. "Österley, H.: Romulus, Die Paraphrasen des Phaedrus und die äsopische Fabel im MA. B. 1870,77 sq. (Romulus 3,20); Hervieux 2,187 sq., 223,444,538 sq., 562 sq., 616–618, 650 sq., 743 sq.; Thiele, G.: Der Lat. Äsop des Romulus und die Prosa-Fassungen des Phädrus. Heidelberg 1910, XLV scq. und 234–241 (zu num. 70)".

Erst im Mittelalter entwickelt sich der gesuchte Subtyp S2, in dem der Fuchs die Ausrede, er sei verschnupft, benutzt, um sich der lebensgefährlichen Beantwortung der Frage, ob der Löwe stinke, zu entschlagen. Er löst im 16. Jhdt. den Vorläufer weitgehend ab.

Über Luthers ungeschriebenen deutschen Äsop informiert ausführlich Adalbert Elschenbroich in Martin Luthers Coburger Aesop und die mündliche Tradierung von Fabeln in den „Tischreden" :
https://books.google.de/books?id=UqBbAAAAMAAJ&pg=PA63#v=onepage&q&f=false

Re: Äsop bei Luther
Γραικίσκος schrieb am 14.07.2018 um 14:12 Uhr (Zitieren)
Das klärt es auf. Danke.
Da kann ich bei Äsop lange suchen.
 
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