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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Eine Perle der Attischen Nächte: Gegen die Astrologen (610 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 21.07.2018 um 17:10 Uhr (Zitieren)
Der antike Autor Aulus Gellius gibt in seinem Werk „Noctes Atticae XIV,1 die (ansonsten nicht erhaltenen) Argumente seines Lehrers Favorinus gegen die Astrologen, die er nach damaligem Brauch ‚Chaldäer‘ nennt, wieder. Das Folgende ist eine Zusammenfassung (Auswahl) der längeren Textpassage.
1. Wie können die Konstellationen von Sternen und Planeten eine durchgängige Bedeutung für unser Schicksal haben, da sie doch an verschiedenen Orten der Welt ganz anders ausfallen?
2. Kann es nicht noch andere, bislang unentdeckte oder von uns aus nicht sichtbare Sterne und Planeten geben, die auf unser Schicksal Einfluß nehmen, ohne daß sie den Astrologen schon bekannt wären?
3. Die Zeit, in der sich die Konstellationen exakt wiederholen, muß sehr lang, wenn nicht unendlich lang sein; das überschreitet jedoch die Lebensdauer der Astrologen, sodaß sie die Muster nicht eindeutig angeben können.
4. Warum wird von den Astrologen die Stunde der Geburt der Stunde der Empfängnis vorgezogen, die bei ihnen gar keine Rolle spielt?
5. Wenn die Stunde der Geburt eine Kenntnis über das Schicksal des Neugeborenen vermittelt, dann müßte man dieses Schicksal schon zur Stunde der Geburt seiner Eltern, deren Eltern usw. bis ins Unendliche zurück vorhersagen können.
6. Wenn die Astrologen das Schicksal von Menschen vorhersagen können, warum dann nicht auch das Ergebnis von Glücksspielen? Falls die Astrologen behaupten, sie könnten nur die großen und wichtigen Ereignisse erkennen, wie paßt das dann angesichts der Größe des Weltalls zu den kleinen und vergänglichen Sorgen der Menschen?
7. Wie kommt es, daß Menschen, die zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Sternenkonstellationen geboren worden sind, das gleiche Schicksal zur selben Zeit haben, z.B. bei einem Erdbeben oder einem Schiffsunglück?
8. Andererseits können Menschen, die zur selben Zeit geboren worden sind, sogar Zwillinge, ein ganz unterschiedliches Schicksal haben. Wie ist das zu erklären?
9. Wieso erstreckt sich der Einfluß der Sterne nur auf Menschen und nicht auch auf Fliegen, Würmer, Igel, Frösche und Mücken? Oder kann man auch deren Schicksal vorhersagen?

Abschließend stellt Favorinus in dieser Darstellung noch fest, daß es überhaupt nicht von Vorteil sei, sein künftiges Schicksal gesagt zu bekommen:
„Entweder weissagen sie [sc. die Astrologen] Unglück, was geschehen soll, oder Glück. Wenn sie Glück weissagen und [uns] täuschen, so wird man durch grundlose Hoffnung nur unglücklich gemacht; wenn sie Unglück vorhersagen, und [uns etwas] vorlügen, wird man durch thörichte Furcht sich abquälen; wenn sie aber wirklich einmal einen wahren Ausspruch thun, und es betrifft nur [kommende] Unglücksfälle, so wirst Du von Stund an [schon vorher] im Geist und Gemüth Dich unglücklich fühlen, bevor du noch es durch das Missgeschick [wirklich] wirst; im Fall sie aber künftiges Glück vorhersagen, so wird sich dann immer noch ein doppelter Schaden herausstellen, erstlich, die Hoffnungsspannung wird Dich in Deiner Ungewissheit nur abspannen [fatigabit] und diese Hoffnungspein wird Dir schon vorweg den zukünftigen Genuss an der Freude abstreifen [praeflorauerit]. Daher muss man mit solchen Menschen, welche zukünftige Dinge prophezeien, durchaus sich nichts zu schaffen machen.“

[Quelle: Aulus Gellius, Die Attischen Nächte. Hrsg. v. Fritz Weiss. Zwei Bände, Leipzig 1876; Nachdr. Darmstadt 1975; Bd. II, S. 230-240]

Da ist ja ein Argument besser als das andere!
Re: Eine Perle der Attischen Nächte: Gegen die Astrologen
Φιλομαθής schrieb am 22.07.2018 um 11:52 Uhr (Zitieren)
Ich glaube ohnehin nicht an die Sterne. Typisch Skorpion halt.
Re: Eine Perle der Attischen Nächte: Gegen die Astrologen
Γραικίσκος schrieb am 22.07.2018 um 14:18 Uhr (Zitieren)
Das kann man auch - ebenso wie das legendäre Hufeisen-Zitat von Niels Bohr - zu unserer Paradoxien-Sammlung zählen.
 
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