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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Satz des Protagoras (2919 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.11.2009 um 14:18 Uhr (Zitieren)
Der sog. Homo-mensura-Satz des Protagoras:
πάντων χρημάτων μέτρον ἐστὶν ἄνθρωπος, τῶν μὲν ὄντων ὡς ἔστιν, τῶν δε οὐκ ὄντων ὡς οὐκ ἔστιν.

(Fragm. 1 D)
Die Übersetzung - nicht so schwer (sieht man davon ab, daß ein Neutrum Plural beim Verb einen Singular erzeugt).
Die Bedeutung - ein Rätsel.
Re: Der Satz des Protagoras
ανδρέας schrieb am 29.11.2009 um 16:13 Uhr (Zitieren)
ca.
Aller Dinge Maß ist der Mensch, der Seienden, dass sie sind, der Nichtseienden, dass sie nicht sind.

Das führt weg von einer göttlichen Bezugsebene auf den Menschen hin. Könnte ein Atheist oder ein Agnostiker (nicht mit Atheist gleichzusetzen!) wohl auch unterschreiben.
Re: Der Satz des Protagoras
Γραικίσκος schrieb am 29.11.2009 um 16:16 Uhr (Zitieren)
Aber wie kann der Mensch das Maß aller Dinge sein - daß sie sind oder nicht sind? Sind wir das Maß der ... Sonne?
Müßte nicht ein Atheist oder Agnostiker ohne gegebenes Maß leben?
Vielleicht müssen wir aber, indem wir leben, messen ... und dann sagen: Die Sonne bringt uns Licht und Wärme?
Re: Der Satz des Protagoras
ανδρέας schrieb am 29.11.2009 um 16:48 Uhr (Zitieren)

Vielleicht meinte Protagoras damit, dass der Mensch der MESSENDE ist, nicht das Maß an sich. Das würde dazu auffordern, über die Bewertungsmaßstäbe SELBST nachzudenken, statt sich auf Götter zu verlassen.
Aber dazu müsste man seine Erläuterungen kennen. Die sind aber wohl weitgehend verloren gegangen.
Re: Der Satz des Protagoras
Γραικίσκος schrieb am 29.11.2009 um 17:03 Uhr (Zitieren)
Vermutlich meint er, daß der Mensch Maß und Messender ist. Aber mich irritiert das
τῶν μὲν ὄντων ὡς ἔστιν, τῶν δε οὐκ ὄντων ὡς οὐκ ἔστιν

Das muß man doch einen objektiven Maßstab nennen, oder? Und wie könnten wir Menschen für das objektiv Seiende zuständig sein, da wir es doch nicht gemacht haben? Wie sollten wir die Rolle einnehmen können, die dem Schöpfer aller Dinge vorbehalten ist? Wenn es den nicht gibt, dann bleibt doch diese Stelle leer, oder?
Re: Der Satz des Protagoras
ανδρέας schrieb am 29.11.2009 um 17:22 Uhr (Zitieren)

Vielleicht war er skeptisch, wenn ihm überirdische Erklärungen begegneten. Wenn man ihm Behauptungen darbot, "von denen zwischen Himmel und Erde nichts zu finden ist". Oder erkannte, dass Dinge sein können, obwohl sie unsere Sinneswahrnehmung übersteigt. Weg von religiösen Erklärungen.

Eine Kollegin sagte mal:"ich glaube nur, was ich sehe."
Darauf fragte ich sie:"Glauben Sie an Radioaktivität?"

Seiend kann auch das sein, was wir (noch) nicht erkennen können. Nichtseiendes würde dann eben noch zu entdecken sein. (dunkle Materie?)
Re: Der Satz des Protagoras
διψαλέος schrieb am 29.11.2009 um 18:17 Uhr (Zitieren)
Ich habe mal gelesen, daß die Körpergröße des Menschen genau in der Mitte des kleinsten Objektes
und des größten Objektes im Universum liegt.
(Ob das der Wahrheit entspricht, weiß ich nicht.
Das größte Objekt wäre unsere Galaxis, das kleinste wohl ein Elektron)
Re: Der Satz des Protagoras
ανδρέας schrieb am 29.11.2009 um 18:31 Uhr (Zitieren)

Haben die Sophisten sich nicht einen Wettbewerb daraus gemacht, Thesen so überzeugend darzulegen, dass man auch das Abwegigste denken kann ?

Das menschliche Meinen und nicht ein externes Kriterium entscheidet also. (Schopenhauer hat doch eine Abhandlung darüber geschrrieben, wie man recht behält ohne recht zu haben).

So gewinnen Rechtsanwälte auch die ausweglosesten Fälle.
Re: Der Satz des Protagoras
Γραικίσκος schrieb am 29.11.2009 um 18:37 Uhr (Zitieren)
(Schopenhauer hat doch eine Abhandlung darüber geschrieben, wie man recht behält ohne recht zu haben).

Das - die "Eristik" - war aber eine Satire! Veröffentlicht hat er sie m. W. nicht; sie ist in seinem Nachlaß publiziert worden.
Re: Der Satz des Protagoras
ανδρέας schrieb am 29.11.2009 um 18:44 Uhr (Zitieren)

Ja, die Eristik (Paris lässt grüßen).
Aber ich meinte mit der vorhergehenden Aussage, dass Protagoras schlicht gemeint haben könnte, dass man sich der Tatsache bewußt sein muss, dass es kein absolutes Wissen/Wahrheit gibt, sondern dies von der Meinung des Menschen abhängt. Deswegen ist für Politiker u.a. die Pressearbeit auch so wiichtig.
Re: Der Satz des Protagoras
διψαλέος schrieb am 29.11.2009 um 18:52 Uhr (Zitieren)
@ανδρέας ,
so sehe ich es auch.

anthroposophisches Weltbild
Gut ist, was dem Menschen gut ist, bzw. gut tut.
Als Maß muß man daher den Menschen anlegen

;-)
Re: Der Satz des Protagoras
Γραικίσκος schrieb am 29.11.2009 um 19:13 Uhr (Zitieren)
anthropozentrisches Weltbild?
Sonst fühlt sich noch Rudolf Steiner angesprochen.
Re: Der Satz des Protagoras
διψαλέος schrieb am 29.11.2009 um 19:29 Uhr (Zitieren)
äh..
ja, natürlich,

(nebenbei bemerkt:
es gibt bestimmte Begriffe, die sind "besetzt",
da muß man vorsichtig sein, wenn man sie verwendet)

"anthropozentrisch" ist ebenso ein fester Begriff,
der mir aber immer ein wenig "unausgegoren" vorkommt
(wie bei allen, die eine Melange aus griechisch-latein darstellen
außer in der Taxonomie...)
;-)

 
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