für eine Rede auf einer pseudo-mittelalterlichen veranstaltung (Fantasy), wollte ich als Schlusssatz dieser (und folgender Reden) den Satz „Außerdem bin ich der Meinung dass Trigardon eine Reichskirche braucht“. einfügen.
„Trigardon“ ist das fiktive Land in dem die veranstaltung spielt, vielleicht kann man das in bestem Gossenlatein bißchen mitlateinifizieren. (Trigardonium oder so ?)
Ich selbst habe nicht den leisesten Dunst von Latein, ich habe leider nur so ein nutzloses „Hessen-Abi“ gemacht.
Ich würde diesen Satz dann gerne bei allen Gelegenheit an Reden und Predigten anschließen, so wie es der alte Cato ja angeblich gemacht hat.
Liebe Elisabeth,
zwei Fragen bzw. ein Hinweis + eine Frage:
1. censo --> censeo - das ist sicher nur ein Schreibfehler von Dir.
2. Du willst doch offenbar - analog zu Catos Dictum - einen AcI konstruieren, oder? Wo bleibt denn bei Dir der A? Müsste es nicht „ecclesiam“ heißen?
Hallo, und vielen Dank für die bisherigen Vorschläge.
@Bibulus : ich bin glühender Atheist, mir ist die Kirche so fern wie nur irgendwas. Aber es handelt sich lediglich um Fantasy-Rollenspiel, dementsprechend ist das ganz harmlos. Es geht mir eher um den rethorischen Effekt des „Ceterum Censeo“.
@elisabeth: Wow, klingt schon toll ! Kirche alleine reicht aber nicht, denn der Grund für diese rethorische Floskel ist dass ich die Positione vertreten wil ldie verschiedenen krichlichen „Sekten“ und strömungen in einer reichskirche zusammenzufassen. Man könnte so etwas wie „Vereinigte Kirche“ , aber ruhig auch „Kirche des Herrschers“ oder sowas schreiben.
An Sascha:
Alle Konstruktionen mit „imperator“ oder „imperium“ kommen vor allem dann in Frage, wenn Euer Fantasy-Reich ein Kaiserreich sein sollte.
Von Fantasy habe ich keine Ahnung, aber zumindest durch die SF geistern ja viele galaktische Imperien.
Meinst Du die nationalsozialistischen Versuche, eine Reichskirche zu gründen? Oder den Dominanzanspruch eines solchen religiösen Konzepts?
Das ist alles nicht liebenswert für uns, aber Beate Uhse hat einmal auf die Frage, warum gerade sie als Frau ein Sex-Unternehmen betreibe, kühl geantwortet: „Der Wurm muß dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“
Will sagen: Was diesen Fantasy-Freaks so gefällt, muß uns nicht schmecken, aber auch nicht stören.
Sollte es demnächst neben der Piraten-Partei auch eine Fantasy-Partei geben, werden ich meinen Standpunkt überdenken.
@Graecule,
nicht alleine, daß die Nazis den Versuch gestartet
haben und das Wort „Reichskirche“ , wie so viele
andere, mißbraucht haben,
hat der Begriff „Reichskirche“ ganz einfach
einen feststehenden historischen Inhalt:
Er hatte nur vordergründig was mit
Religion und Glauben zu tun,
sondern war ein Machtinstrument
und ein Mittel der Reichorganisation.
immerhin waren 3 der 7 Kurfürsten des HRR,
also die höchstrangigen Fürsten,
Vertreter der Reichskirche.
über 50% des Territoriums
des HRR war im Besitz der
Reichskirche
(Was die beiden großen christlichen
Konfessionen bis heute zu den größten
Grundbesitzern Deutschlands macht)
Darüber hat auch mal Burkhard Müller („Schlußstrich - Kritik des Christentums“) gestaunt: daß das im Namen eines der Besitzlosigkeit verpflichteten Zimmermannssohnes praktiziert wird.
Aber dies alles wird Sascha und seine Freunde nicht stören.
Vorab: Ich hab nicht alles gelesen, was inzwischen geschrieben wurde.
Die Frage, ob „opus esse“ ein AcI ist, hätte ich eben noch lauthals bejaht; inzwischen habe ich etwas nachgedacht und bin ein wenig verunsichert.
Als selbständige Aussage heißt es opus est - da ist ja vermutlich opus ein Nominativ.
Wenn man opus esse macht - kann dann das opus nicht einfach und unsichtbar zum Akkusativ mutiert sein?
Jetzt nochmal zum Mitschreiben für Sascha, und diesmal ohne Tippfehler:
Ceterum censeo Trigardonio ecclesia opus esse.
Statt ecclesia auch
ecclesia imperiali (kaiserliche Kirche)
ecclesia unita (vereinte Kirche)
ecclesia imperatoris (Kirche des Kaisers)
ecclesia rei publicae (Kirche des Staates)
ecclesia publica (staatliche Kirche)
Und auf keinen Fall „in“ vor Trigardonio: Das ist nämlich ein Dativ.
An Elisabeth:
Das kann sein. Aber darin bist Du besser als ich, und wenn Du es nicht weißt, weiß ich es gewiß nicht. Ich werde mal im Menge nachschauen.
Was hältst Du von ‚meinem‘ AciI mit „ecclesiam ... esse ponendam“? Wäre das nicht näher an Catos Ausgangsformulierung?
Nee, mit ponere bestimmt nicht. Das bedeutet „setzen, stellen, legen“, aber etwas, was es schon gibt; hier geht es aber um etwas, das noch eingerichtet werden soll. Wenn irgendwas für irgendwen nötig ist, dann opus est mit Dativ der Person und Ablativ der Sache (Lernform: mihi opus est aliqua re).
Im übrigen bin ich mir bezüglich des AcI jetzt wieder völlig sicher.
@ Bibulum:
Die „ecclesia“ war volle Absicht. Denn das ist eher die Organisation als confessio; zudem wird das Wort auch von Leuten, die kein oder wenig Latein können, mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt.
Sieh mal den Vergleich:
Marcus ridet. / Opus est.
Video Marcum ridere. / Censeo opus esse.
Wir müssen aufpassen, daß wir Sascha nicht völlig verwirren. Also: Halte dich an Elisabeths Vorschlag bzw. wählen einen davon aus.
Nachtrag an Elisabeth:
Der Georges kennt eine Bedeutung von „ponere“, die meist, aber nicht immer in Verbindung mit „fundamentum“ gebraucht wird und die sich auf etwas Neues bezieht: z.B. „leges (in conviviis) ponere“ oder „iura ponere“ (Cicero!) oder „pretium ponere“, um mal einige Wendungen ohne „fundamentum“ zu zitieren.
@Elisabeth:
Ein Problem hat „opus est“, da im Dativ eigentlich nur Personen stehen und im Ablativ die Sache. Trigardonio im Dativ wäre aber keine Person.
opus est:
Der Menge bestätigt Lateinhelfer: Die Person steht im Dativ. Es heißt daher „quae opus sunt“, nicht „quibus opus sunt“.
Ist die Sache bei „opus est“ durch ein Verbum ausgedrückt, steht entweder ein Infinitv oder ein A.c.I.
--> „opus est te animo valere“
[„Opus est ecclesiam ponere“, sag ich jetzt mal.]
Schön, wenn auch ohne Bezug zu unserem Anliegen, finde ich den Beispielsatz: „Emas, non quod opus est, sed quod necesse est.“
Da „aedificare“ in aller Regel auf Gebäude bezogen ist, meint das doch dann eher „ecclesia“ im Sinne des Ortes der Versammlung --> ein Kirchengebäude errichten.
Oder?
Inter eos Petrum elegit, super quem post fidei confessionem Ecclesiam suam aedificare decrevit.
Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam.
Hallo Alle, und nochmal vielen vielen Dank für die tollen Vorschläge !
Ich möchte nocheinmal auf die Sache mit der Reichskirche eingehen:
1. Ja es ist Fantasy, ALLES darin ist historisch unkorrekt und darf es auch sein. Bei uns spielen sogar Geschichtsstudenten mit, die immer mal wieder Augen und Ohren zukneifen müssen wenn die Unwissenden (so wie ich) alles historisch korrekte durcheinanderwerfen.
2. Ja, in diesem Fantasy-Kontext ist es gewollt, dass die Reichskirche eine Instrument des Herrschers sein soll die Kontrolle über den zur Zeit recht unkontrollierten Klerus zu erlangen. Der oberste Priester/Kleriker dieser Kirche wird natürlich auch vom Herrscher eingesetzt und mit einem ihm gewogenen Günstling besetzt.
3. Wir haben (fest versprochen!) nicht vor das mit der Realität zu verwechseln, wir möchten NICHT die Nazis imitieren, und wir sind in der Mehrheit Atheisten die das ganze nur in der Freizeit zum Spass tun.
„Vereinigte“ Kirche trifft es glaube ich am besten, da es ja darum geht die widerspenstigen Geistlichen unter einen hut zu zwingen :-)
das heisst also „Ceterum censeo Trigardonio ecclesia unita opus esse!“
wäre ein lateinisch korrekter Ausdruck dafür eine Vereinte Kirche in Trigardon zu fordern, bzw. zu deren Schaffung aufzurufen.
Ich danke euch allen, und insbesondere Elisabeth, die nun den endgültigen Satz zusammengestellt hat.
Sascha, darüber gibt es keine Einigkeit, und zwar in dem Sinne, daß der Dativ nach „opus est“ eigentlich nur bei Personen steht, was hier („Trigardonio“) ja nicht der Fall ist; andererseits hat Elisabeth sich noch nicht zu diesen Bedenken geäußert.
Ich möchte Dich auf die alternativen Formulierungsvorschläge von Plebeius hinweisen.
Ja... das Problem für mich ist dass Plebeius in seinen letzten Postings AUSSCHLIESSLICH in Latein schreibt. Das spricht zwar für seine Lateinkenntnis, aber ich verstehe ihn leider nicht :-(
Daher erkenne ich auch nicht ob einer dieser Sätze richtiger oder treffender ist... Ich kann die meisten Worte nicht mal im Online wörterbuch nachschauen, weil ich die Grundform nicht kenne, und die Online-Wörterbücher nur die grundformen übersetzen (z.b. „aedificandam“)
Was unterscheidet denn die beiden Sätze hier in der Aussage ?
Ceterum censeo Trigardonium ecclesiae indigere.
Ceterum censeo in oppido Trigardonio ecclesiam aedificandam esse.
Trigardonium ecclesiae indigere: daß Trigardon eine Kirche braucht
in oppido Trigardonio ecclesiam aedificandam esse: daß in der Stadt Trigardon eine Kirche errichtet werden muß
Da Du ja auf eine Reichskirche aus bist, denke ich immer noch, daß „ecclesia“ einen der oben erwähnten Zusätze bekommen sollte: „imperii“ o.ä.
Leider hast Du Dich zu meiner diesbezüglichen Frage nicht geäußert, ob Ihr nämlich ein Kaiserreich plant.
Der zweite Satz ist mit seiner „nd“-Form näher am Original und meines bescheidenen Erachtens durchaus treffend und verständlich. „Ecclesiam“ sollte, um den Aspekt der Einung zu betonen, durch „unitam“ ergänzt werden.
Trigardon ist ein fiktives „Hochfürstentum“. Sowas wie einen Hochfürsten gibt es historisch nicht, ist so etwa anzusehen wie ein Königreich, nur dass es keinen Kaiser darüber gibt.
(Über dem Hochfürsten kommt nur noch der blaue Himmel.)
In diesem Fantasyreich gibt es eine (fiktive , Fantasy-) Religion die an mehrere Götter glaubt. Dementsprechend zerstritten ist die Priesterschaft, die jeweils „ihren“ Vorzugsgott anpreist. Um in den ganzen Sauhaufen Ordnung zu bringen, und so ganz nebenbei die Zügel im Lande etwas straff zu ziehen gibt es diese Spielhandlung (im Fachjargon „Plot“ genannt), um die „Reichskirche“.
Propheten, Prediger und Pilger wollen und wollten immer ihre Confessio als die alleinseligmachende
durchsetzen,
und wenn es sein muß mit Mord und Totschlag...
aber da ihr ja eine „atheistische“
(eigentlich ein Widerspruch in sich)
Spielrunde seit...
stimmt, Franz I Stephan war aus Lothringen und heiratete M. Theresia, die als Frau aber nicht Kaiserin werden konnte und nur durch die pragmatische Sanktion ihre Macht ausüben konnte, die ihr der Herr Gatte bereitwillig überlies. De facto war sie die Kaiserin, aber nicht de iure.
:-)
sein Wappenspruch sollte besser
„PRO CRUMINA NOSTRA“
gelautet haben,
denn er schaffte es,
die eigentlich Pleite gewesene
Familie Habsburg-Lothringen
wieder flüssig zu machen...
also mir gefällt „Ceterum censeo Trigardonium ecclesiae unitam indigere.“ ziemlich gut, ich denke das nehme ich.
Ich danke allen für ihre Hilfe !
und @Plebeius: ich bin auch der Meinung dass es genügend Angebote gab, ich konnte diese nur nicht in ihrer Qulität voneinander unterscheiden, daher meine Nachfrage.
Aber gemeinsam habt ihr nun einem Blinden ein schönes Hemd empfohlen, und er wird es nun tragen, im vollen Vertrauen auf die richtige Farbwahl :-)