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Annales regni francorum — 2924 Aufrufe
Jony am 10.7.09 um 18:12 Uhr (Zitieren) II
Hallo, kann mir jemand bei dieser Stelle der Reichsannalen, Jahr 785, helfen?

"Tunc domnus Carolus rex reversus est in Franciam et mittens ad supradictos Widochindum et Abbionem obsides per missum suum Amalwinum; qui cum recepissent obsides, illos secum deducentes et coniunxerunt se ad Attiniacum villa ad domnum regem
Carolum. Et ibi baptizati sunt supranominati Widochindus et Abbi una cum sociis eorum; et tunc tota Saxonia subiugata est."

Vielen Dank!
Re: Annales regni francorum
bonifatius am 10.7.09 um 18:30 Uhr (Zitieren) II
Dann gehrte König Karl zurück nach Frankreich und [...]
-> Domnus?!
Kenne nur > dominus< und >domus<
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 18:30 Uhr (Zitieren) II
Es geht um Widukind , den rebellischen Sachsen.

Nach den Forumsregeln soll erst ein eigener Versuch eingestellt werden.
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 18:32 Uhr (Zitieren) II
„domnus“: mittelalterlich = dominus
Re: Annales regni francorum
bonifatius am 10.7.09 um 18:38 Uhr (Zitieren) II
et mittens ad supradictos Widochindum et Abbionem obsides per missum suum Amalwinum

...und schickt (in diesem Moment =PPA) zu „Widochindus“ und „Abbio“, die oben erwähnt worden waren, die Geiseln [per missum suum Amalwinum]
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 18:40 Uhr (Zitieren) II
... und schickte(schickend) zu den oben erwähnten Widukind und Abbio durch seine Sendung (durch den Gesandten) Amalgwinum Geiseln; die als sie die Geiseln erhalten hatten, jene mit sich führend und sich mit dem Herrn/König Karl bei dem Herrenhaus (villa) Attiniacum verbunden haben. Und dort wurden Widukind und Abbio mit den Ihren getauft. Damit war ganz Saxen unterworfen.
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 18:42 Uhr (Zitieren) II
supranominati <<< dürfte „die bereits erwähnten“ heißen
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 18:45 Uhr (Zitieren) II

gefunden:

Attlnburg in Sachsen-Lauenburg: Attiniacum
Re: Annales regni francorum
Jony am 10.7.09 um 18:54 Uhr (Zitieren) II
Ich packe es nicht. Eine (offensichtlich sehr freie) Übersetzung aus dem Jahre 1895 formuliert das so, leicht missverständlich:

„...diese (die Geiseln) ließ er ihnen durch Adalwin, einen seiner Hofleute, zuführen, und nun erschienen sie mit diesem vor dem König auf dem Hofgut Attiniacum und ließen sich taufen. Der König war nemlich, nachdem er den Adalwin um sie zu holen abgeschickt hatte, nach dem Frankenland zurückgekehrt.“

Dachte mir, das was nicht stimmt, weil die Übersetzung erzählt, dass Widukind nur mit Adalwin zurückkehrte. Man muss wirklich alles prüfen.

Vielen Dank auch!
Re: Annales regni francorum
Jony am 10.7.09 um 18:56 Uhr (Zitieren) II
... und Abbio natürlich.
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 19:01 Uhr (Zitieren) II
Kleiner historischer Exkurs:

Widukind erhielt als Geschenk für die Taufe ein weißes Roß: Dieses ziert heute die Wappen von Westfalen (Teil des Wappens NRW) und Niedersachsen. Das westf. Pferd springt höher mit aufgerichtetem Schweif und unterscheidet sich dadurch etwas vom niedersächsischen Pferd (sei nu r so erwähnt) .
Als Erinnerung, dass diese Regionen einst zum sächsische ( nicht mit dem heutigen Bundesland Sachsen zu verwechsel !!!) Gebiet gehörten.

Re: Annales regni francorum
Jony am 10.7.09 um 19:06 Uhr (Zitieren) II
... stattdessen nahmen sie die Geiseln auch noch mit, so wie ich es nun verstehe.
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 19:10 Uhr (Zitieren) II
... illos secum deducentes ( jene mit sich führend)
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 19:15 Uhr (Zitieren) II
Eine neuere Übersetzung gibt die Stelle so wieder:
Dann kehrte König Karl nach Francien zurück und überschickte dem genannten Widochind und Abbio Geiseln durch seinen Boten Amalwin. Nach Empfang der Geiseln nahmen die Boten sie mit und sie kamen nach Attigny [sic!] zu König Karl. Und dort wurden Widochind und Abbi mit ihren Genossen getauft, und da war nun ganz Sachsen unterworfen.

[/i](Quelle: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe. Band V: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte, Erster Teil. Herausgegeben von Reinhold Rau. Darmstadt 1977, S. 49)[/i]
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 19:20 Uhr (Zitieren) II
@ Graeculus

Wow! Damit zeigt sich, dass es nicht immer gut ist, wenn man sich auf Sekundärliteratur verlassen muss.
Es gibt eben gute und schlechte Quellen. Wenn es dann auf Details ankommt ist man dem Glück unterworfen .

Ein Grund mehr, Latein nicht aus den Lehrplänen zu tilgen!!
Re: Annales regni francorum
Jony am 10.7.09 um 19:25 Uhr (Zitieren) II
Hm,
die Übersetzung von 1977 ergänzt einen zweiten (gedachten) Boten als Subjekt. Das qui dürfte sich aber auf Widukind und Abbio beziehen. Grammatikalisch geht es doch nicht anders.
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 19:28 Uhr (Zitieren) II
Das „qui“ kann sich m.E. nicht auf W. und A. beziehen, denn dann müßte es „quos“ heißen, oder?
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 19:32 Uhr (Zitieren) III
@ Jony

das qui bezieht sich auf Widukind und Abbio.

Der Text ist jedenfalls klar: Geiseln - Einigung - Taufe - Sachsen unterworfen
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 19:36 Uhr (Zitieren) III
Das „qui“ steht doch auf einer Ebene mit „deducentes“! Ich glaub’s nicht.
Und sollte dem Herausgeber - die Ausgabe ist übrigens zweisprachig - ein solcher Fehler unterlaufen sein?
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 19:41 Uhr (Zitieren) II

wenn qui Pl. ist können es doch nur W. und A. sein. Denn es ist nur von dem einen Boten Amalwin die Rede. Und coniunxerunt ist Plural. Wieso werden denn mehrere Boten plötzlich genannt?
Re: Annales regni francorum
Jony am 10.7.09 um 20:02 Uhr (Zitieren) II
deducentes bezieht sich doch auf die Geiseln und qui ist Subjekt. Die Ausgabe von 1895, die wieder was völlig anderes aussagt, wurde von Pertz übersetzt, ebenfalls eine angesehene Person.

Vielleicht setze ich zur Verständlichkeit mal den Satz davor noch dazu:

"Et tunc in Bardengawi venit ibique mittens post Widochindum et Abbionem et utrosque ad se conduxit et firmavit, ut non se subtrahissent,
nisi in Francia ad eum pervenissent; petentibus illis, ut credentias haberent, quod in*laesi fuissent, sicut et factum est."
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 20:04 Uhr (Zitieren) II
deducentes bezieht sich doch auf die Geiseln

Gewiß. Aber es ist ein PPA, während die Geiseln geführt werden - hier geht es also darum, wer (qui) sie führt.
Re: Annales regni francorum
Jony am 10.7.09 um 20:57 Uhr (Zitieren) II
Weiss jemand was ‚credentias‘ heisst? Was sagt die Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe dazu?
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 21:01 Uhr (Zitieren) II
Die Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe ist schwer beleidigt! Sie ließ sich kaum öffnen.
Na ja, mit einigem gutem Zureden: Bürgschaften.

Der * bei „in*laesi“ kommt bei mir übrigens nicht vor: inlaesi - unverletzt.
Re: Annales regni francorum
Jony am 10.7.09 um 21:31 Uhr (Zitieren) II
1. Konzept, auf die Gefahr hin, dass ich sie nochmal beleidige:

„Und dann ging er in den Bardengau und nach Widukind und Abbio und jedem von beiden sendend, sammelte und sicherte er sich so dass sie nicht zurückgewichen wären ausser sie wären in Franken bei ihm angelangt; jenen zu bedrohenden, dass sie Bürgschaften hätten, die sie unverletzt hielten, gleichwie es getan ist.“
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 21:35 Uhr (Zitieren) II
Ich gebe nur die FvStGA-Übersetzung wieder:

„Dabei kam er in den Bardengau und dort schickte er nach Widochind und Abbio und ließ beide vor sich bringen und versicherte, sie würden sich nicht retten, wenn sie nicht zu ihm nach Francien kämen; dagegen baten jene um Bürgschaften dafür, daß sie unverletzt bleiben, was auch erfolgte.“
Re: Annales regni francorum
andreas am 10.7.09 um 21:41 Uhr (Zitieren) II

für credentia würde ich „Sicherheiten“ nehmen, nicht „Bürgschaften“
Re: Annales regni francorum
Graeculus am 10.7.09 um 21:43 Uhr (Zitieren) II
Ist doch dasselbe, nur ein bißchen altertümlicher.
 
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