Latein Wörterbuch - Forum
Wo ist der Dativ? — 1314 Aufrufe
Frederic am 30.7.09 um 14:26 Uhr (Zitieren) I
Ipsa sed in somnis inhumati venit imago coniugis"

soll wohl heißen:

Ihr selbst erschien aber in den Träumen das Abbild ihres unbestatteten Gatten"

aber wieso nicht:

„Ipsae sed ....“ ??
Re: Wo ist der Dativ?
bonifatius am 30.7.09 um 14:32 Uhr (Zitieren)
Komisch.
Wirklich korrekt abgeschrieben?
Im Deutschen wäre es der Dativ - wie du korrekt festgestellt hast.
Ich tippe es handelt sich bei dem „ipsa“ um irgendeine semantische Funktion des Ablativs, auf die ich gerade nicht komme.

Außerdem „in den Träumen“.
Im Wörterbuch finde ich unter „somnus“ folgende Angabe:
1. Schlaf (Pl. Traum)

-> Also nur: Im Traum !?
Re: Wo ist der Dativ?
_ am 30.7.09 um 14:33 Uhr (Zitieren) I
Vielleicht ist „ipsa“ auf „imago“ bezogen und das „ihr“ in der Übersetzung aus dem Zusammenhang erschlossen?
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 14:33 Uhr (Zitieren) II
Meine Vermutung: „ipsa“ gehört zu „imago“; kein Dativ weit & breit.
Re: Wo ist der Dativ?
bonifatius am 30.7.09 um 14:33 Uhr (Zitieren) III
Gefunden:
So stehts im Wörterbuch:
in somnis - im Traum
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 30.7.09 um 14:34 Uhr (Zitieren) III
okay. reclam sagt hier auch traum.

aber ich dachte an: „somnium (!) scipionis“ na ja, vllt fehlgeleitet.

aber das ipsa kann ich mir - mehercule - nicht erklären.
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 30.7.09 um 14:36 Uhr (Zitieren) II
hmmm „aber ihr erschien das selbe abbild....“

da erwartet man doch „das selbe abbild wie...“
Re: Wo ist der Dativ?
bonifatius am 30.7.09 um 14:36 Uhr (Zitieren) II
Auch wenn die Satzstellung doch relativ frei ist:
Sieht komisch aus.
Beim Hyperbaton stehen Attribut (etc.) und Beziehungswort meist eng beieinander (z.B ingenti cum classe o.Ä) oder v.a in Gedichten am Anfang und am Ende.
Re: Wo ist der Dativ?
bonifatius am 30.7.09 um 14:37 Uhr (Zitieren) III
Nicht „dasselbe Abbild“, sondern „das Abbild ( ihres unbestatteten Gatten) selbst“.
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 30.7.09 um 14:39 Uhr (Zitieren) II
ah okay. das macht sinn. den dativ muss man sich dann wohl einfach denken.
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 14:39 Uhr (Zitieren) II
„dasselbe Abbild?“
„ipse“ ist doch was anderes als „idem“!
Re: Wo ist der Dativ?
Lateinhelfer am 30.7.09 um 14:40 Uhr (Zitieren) I
Vergil.....und die Wortstellung, das ist ein Thema für sich ;-)
ipsa bezieht sich auf imago....
-> das Abbild selbst
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 14:40 Uhr (Zitieren) II
Ja, so wie Bonifatius es sagt!
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 30.7.09 um 14:40 Uhr (Zitieren) I
ja, das hab ich mir jetzt auch gedacht. oh, ich habe keine lust mehr :(( *motz*

also das bild selbst ihres gatten....
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 30.7.09 um 14:42 Uhr (Zitieren)
ich finde es erstaunlich, dass ein römer das verstanden haben soll, wenn er es vorgelesen bekam. oder die aeneis war einfach nicht vorlesetauglich, denn bei den wirren sätzen (das ist ja nicht mal der schlimmste) blickte man doch sicher nur noch durch, wenn man den satz vor sich hatte?

oder ist latein für uns einfach zu weit entfernt, um die aeneis simpel zu finden?
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 14:42 Uhr (Zitieren) I
Außerdem: „somnus“ und „somnium“ unterscheiden!
„in somnis“ von „somnus“ ...
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 14:57 Uhr (Zitieren) I
ich finde es erstaunlich, dass ein römer das verstanden haben soll, wenn er es vorgelesen bekam.

Gegenfrage: Verstehst Du als Deutscher Texte von Friedrich Hölderlin oder Heinrich von Kleist?

Laurent Quintreaus Roman „Und morgen bin ich dran“ umfaßt 195 Seiten und besteht aus 15 Sätzen!
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 14:57 Uhr (Zitieren)
Entschuldigung: 185 Seiten - aber das ändert nicht das Problem beim Lesen.
Re: Wo ist der Dativ?
bonifatius am 30.7.09 um 17:47 Uhr (Zitieren) II
So wenig Sätze und so viele Seiten. ?!
Kann ich mir ja gar nicht vorstellen...das wären circa 12 Seiten pro Satz...Am Ende weiß man dann doch gar nicht mehr, was am Anfang stand.
Stell' ich mir kompliziert vor...grübel*
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 18:05 Uhr (Zitieren) I
Hier ein kurzer Ausschnitt:
[quote]... was mache ich eigentlich hier, inmitten dieser Bekloppten, warum muss ich an ihrem Strategy Committee teilnehmen, bin doch noch in der Probezeit, umso besser, da kann ich einfach gehen und muss keine Kündigungsfrist einhalten, vielleicht ist es noch nicht zu spät, habe gewusst, dass es in der Privatwirtschaft hart zugeht, aber dass es so schlimm ist, hätte ich mir nicht träumen lassen, wenn ich diese geballte Ladung an Frustrationen, Leiden, Feindseligkeiten und absurdem Machtwillen sehe, möchte ich sofort meine Beine in die Hand nehmen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden, bin hierhergekommen, weil ich Teams leiten und nicht, weil ich sie entlassen wollte, kenne sie nicht einmal, und trotzdem dreht sich alles nur darum, Staff abbauen, Kosten reduzieren, die reden von nichts anderem, den Blick fest auf den operativen Gewinn gerichtet, dieser Rorty ist eine Lachnummer, seine Lobeshymnen auf die Evolution eine Farce, das Unternehmen als institutionalisiertes Jagdrevier für aufstrebende Manager, das wäre doch mal ein gutes Thema für eine Doktorarbeit, stehst du auf der Seite der Unterdrücker oder der Unterdrückten, du musst dich entscheiden, Genosse, alle Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es, außer hier, im Vorzimmer des Profits, ein öffentliches Kaufangebot für das Gesicht des verehrten Kollegen, die feindliche Übernahme seiner Energie, Zerschlagung seiner psychischen und physischen Unversehrtheit, und das geschieht alles vollkommen legal, was ist dieser Rorty doch für eine Karikatur, und diese ganzen Dummköpfe saugen seine Worte auf, na ja, nicht alle, manche wirken völlig verzweifelt [...].

[Quelle: Laurent Quintreau, Und morgen bist du dran. Das Meeting. Zürich 2009, S. 155 f.]
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 18:06 Uhr (Zitieren)
Sollte so ausschauen:
... was mache ich eigentlich hier, inmitten dieser Bekloppten, warum muss ich an ihrem Strategy Committee teilnehmen, bin doch noch in der Probezeit, umso besser, da kann ich einfach gehen und muss keine Kündigungsfrist einhalten, vielleicht ist es noch nicht zu spät, habe gewusst, dass es in der Privatwirtschaft hart zugeht, aber dass es so schlimm ist, hätte ich mir nicht träumen lassen, wenn ich diese geballte Ladung an Frustrationen, Leiden, Feindseligkeiten und absurdem Machtwillen sehe, möchte ich sofort meine Beine in die Hand nehmen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden, bin hierhergekommen, weil ich Teams leiten und nicht, weil ich sie entlassen wollte, kenne sie nicht einmal, und trotzdem dreht sich alles nur darum, Staff abbauen, Kosten reduzieren, die reden von nichts anderem, den Blick fest auf den operativen Gewinn gerichtet, dieser Rorty ist eine Lachnummer, seine Lobeshymnen auf die Evolution eine Farce, das Unternehmen als institutionalisiertes Jagdrevier für aufstrebende Manager, das wäre doch mal ein gutes Thema für eine Doktorarbeit, stehst du auf der Seite der Unterdrücker oder der Unterdrückten, du musst dich entscheiden, Genosse, alle Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es, außer hier, im Vorzimmer des Profits, ein öffentliches Kaufangebot für das Gesicht des verehrten Kollegen, die feindliche Übernahme seiner Energie, Zerschlagung seiner psychischen und physischen Unversehrtheit, und das geschieht alles vollkommen legal, was ist dieser Rorty doch für eine Karikatur, und diese ganzen Dummköpfe saugen seine Worte auf, na ja, nicht alle, manche wirken völlig verzweifelt [...].


[Quelle: Laurent Quintreau, Und morgen bist du dran. Das Meeting. Zürich 2009, S. 155 f.]
Re: Wo ist der Dativ?
bonifatius am 30.7.09 um 18:12 Uhr (Zitieren) I
Da hätte nicht überall ein Komma hingemusst, wo Herr Quintreau eins gesetzt hat.
Der hätte aber auch mal einen Punkt machen können. :-D
Re: Wo ist der Dativ?
Graeculus am 30.7.09 um 18:18 Uhr (Zitieren) I
Der Roman besteht aus lauter inneren Monologen. Und da ist der Autor vermutlich davon ausgegangen, daß man fließend denkt.
James Joyce, der ja mit dieser Literatur des Bewußtseinsstroms angefangen hat („Ulysses“), liest sich auch nicht gerade wie die Bild-Zeitung.
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 30.7.09 um 21:37 Uhr (Zitieren) II
Jo alles schön und gut. Aber anspruchsvoll ist das jetzt nicht unbedingt.
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 30.7.09 um 21:39 Uhr (Zitieren) II
Und zu unserem Bodybuilder-Muskelprotz Vergil: Klarheit beim Schreiben (neudeutsch auch: Flow) ist eine Tugend :))
Re: Wo ist der Dativ?
Bibulus am 30.7.09 um 22:44 Uhr (Zitieren) I
ja, lest mal unsere Klassiker (Theater)!
Da geht es auch nicht ums Verstehen,
sondern um den Wohllaut der (Bühnen)Sprache!

:-))
Re: Wo ist der Dativ?
Plebeius am 31.7.09 um 6:30 Uhr (Zitieren) II
Ipsa in somnis---> sogar im Traume
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 31.7.09 um 9:08 Uhr (Zitieren) II
ipsa in somnis? Wieso soll das „sogar im Traume heißen“?
Re: Wo ist der Dativ?
bonifatius am 31.7.09 um 11:00 Uhr (Zitieren) III
Was? - Ne!

Im Traum erschien ihr aber das Abbild selbst ihres unbestatteten Gatten.
Oder, wenn mit sogar:
Im Traum erschien ihr aber sogar das Abbild selbst ihres unbestatteten Gatten.
> Sogar das Abbild, nicht „sogar im Traum(e)“ (lat. wäre das: in somnis ipsis)
Re: Wo ist der Dativ?
Plebeius am 31.7.09 um 11:02 Uhr (Zitieren) II
1. weil IPSA auch diese Bedeutung hat.
2. weil SOGAR besser passt als SELBST.
Re: Wo ist der Dativ?
Plebeius am 31.7.09 um 11:05 Uhr (Zitieren) II
„sogar das Abbild“ - was denn sonst noch? -
macht doch keinen Sinn.
Re: Wo ist der Dativ?
Frederic am 31.7.09 um 11:33 Uhr (Zitieren) II
Stimmt. Hab das jetzt gecheckt. Passt „sogar“ passt allemal besser. Danke Plebeius.
 
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