Den Satz
„Hodie Marcus et Cornelia amicum visitant.“
habe ich mit
„Heute besuchen Marcus und Cornelia einen Freund.“
übersetzt, denn die Verwendung von „...den Freund...“ wäre im Textzusammenhang weniger passend. Ist das korrekt oder nicht?
ja natürlich ist das korrekt. man sollte die „bestimmtheit“ des artikels bei der übersetzung dem text anpassen...
...die unbestimmte form ist sogar korrekter
Die Übersetzung ist korrekt.
„Ihren Freund“ hätte man mit „suum“ ergänzen können, um eine bestimmte Beziehung zu zeigen.
So wie im Text ist es ohne Zusammenhang unbestimmt zu übersetzen, wie du es gemacht hast.
Re: Bestimmter oder unbestimmter Artikel? Egal?
Lateinhelfer am 3.8.09 um 22:45 Uhr (Zitieren) III
Ob man bestimmten oder unbestimmten Artikel (die es im Lateinischen nicht gibt) benutzen muß, kann man nicht aus einem isolierten Satz schließen, sondern nur aus dem Zusammenhang....
Die bestimmten und unbestimmten Artikel sind im
Grunde genommen nur sprachliche Prothesen:
Man braucht sie nicht und verwendet sie nur aus Gewohnheit.
Warum ist ein „Stuhl“ männlich?
Aber ein „Sofa“ neutrum?
Und „die Decke“ weiblich, aber „der Teppich“ schon wieder männlich?
Der Schrank
Die Uhr
Das Tuch
Die Tasse
Die Gabel
DER Teller
usw...
Ich verstehe:
„der Mann“, „die Frau“,
aber „das Kind“ nicht...
„der Junge“, „DAS Mädchen“ ebensowenig..
(Ich habe immer in meinem Leben immer die Erfahrung gemacht,
daß „Mädchen“ aller äußerstens „weiblich“ sind....)
Lieber Bibulus,
bitte sei so freundlich und erkläre mir das einmal.
Für mich bilden die Artikel, die das grammatische Genus angeben, ein bedeutendes Charakteristikum und keine „sprachliche Prothese“ der deutschen Sprache.
Ich schlage vor, zwei Aspekte zu unterscheiden:
1. den unbestimmten oder bestimmten Artikel - das halte ich für sehr informativ und deren Fehlen im Lateinischen für ein Defizit; man kann sich Platons Ideenlehre (ein Mensch vs. der Mensch schwerlich als im Lateinischen entstanden denken;
2. die drei grammatischen Genera - dazu habe ich im Griechischforum auf einen Zeitungsartikel hingewiesen, demzufolge die weitaus meisten Sprachen diese Unterscheidung nicht kennen, (wenige) andere Sprachen aber sogar mehr als drei Genera unterscheiden (bis zu zwanzig); hier gebe ich Bibulus recht in der Hinsicht, daß die Zuweisung der Genera im Deutschen sehr oft willkürlich ist - vgl. die Diskussion über „der Sonne und die Mond“ im Griechischforum.
Falls Plebeius die unbestimmten & bestimmten Artikel verteidigt, d’accord; falls er hingegen die Genera meint, wäre ich ihm dankbar für Angaben, worin er da den Sinn sieht.
Natürlich sehe ich auch eine gewisse Willkür und „Regellosigkeit“ bezüglich der Genera, was meiner Meinung nach auch im lateinischen zu beobachten ist, e.g. agricola (m), domus(f),
doch ich betrachte auch diese Erscheinung als eine sprachliche Eigenschaft/-heit, die so bestehen bleiben wird/muss.
Lieber Plebeius,
sprachliche Genera sind nicht unbedingt erforderlich,
was ja durch das Vorhandensein von sehr vielen Sprachen ohne diese bewiesen wird... http://de.wikipedia.org/wiki/Genera
;-)
Es ist übrigens eine zu beobachtende Tendenz ,
daß Sprachen im Laufe ihrer Entwicklung die
Genera ablegen, je weiter sie verbreitet werden.
(Ebenso auch die Flexionen)
Ansonsten ist mein Beitrag auch als durchaus ironisch aufzufassen...
;-)
1. Ist mir bekannt. Hier geht es aber um die deutsc he Sprache.
2. Kannst du das belegen (...Genera ablegen) und wie stellst du dir das bezüglich unserer wunderbaren Muttersprache vor?
@Plebeius,
jeder Sprecher einer Sprache „entwickelt“ diese
und treibt ihr „Veränderung“ voran.
Im Moment (zu unsere Lebenszeit) kann man die
Entwicklung einer Sprache am Besten am
Englischen beobachten.
Sie ist die, die heute am dynamischsten ist.
Beobachten kann man es teilweise am Französischen in der Form, wie es in den
ehemaligen französischen Kolonien gesprochen wird.
Auch gibt es ein Beispiel für eine dem Deutschen
sehr nahe stehenden Sprache:
Das Niederländische formte sich zum Afrikaans
(die Sprache der Buren und der Apartheid in
Südafrika)
Im Deutschen gibt es ja die feministische Veränderung der Generea: „MandantInnen“ - was aber keine Verminderung bedeutet.
Im übrigen:
„Die Römerinnen und Römer warfen die Christinnen und Christen den Löwinnen und Löwen zum Fraß vor.“ Oder: „Die RömerInnen warfen die ChristInnen dem LöwInnen zum Fraß vor.“
Lieber Bibulus,
natürlich entwickelt sich Sprache und verändert sich dabei, es kommen aus anderen Sprachen neue Wörter dazu oder Wörter bekommen eine weitere bzw. neue Bedeutung,
e.g. „geil“, „keinen Bock haben“, ...
Aber so tief greifende Veränderungen, die du oben angesprochen hast, sehe ich in diesem Jahrhundert nicht.
Auf eine aktuelle Veränderung, verursacht durch die Medien, möchte ich noch hinweisen.
Früher wusste man zu unterscheiden zwischen „Augenweide“ und „Ohrenschmaus“.
Heute schreckt man nicht davor zurück, von
„Augenschmaus“ zu sprechen; ich unterstelle hier den Sprechern/Sprecherinnen keine böse Absicht, sondern schlichte Unkenntnis.
Lieber Plebeius,
ich bin kein Sprachwissenschaftler,
nur einer an Sprache interessierter Amateur.
Trotzdem hat es gerade im letzten Jahrhundert eine tiefgreifende Veränderung der deutschen Sprache
gegeben.
(Auch bedingt durch die Teilung und Besetzung)
Vergleiche mal die Duden-Ausgaben aus den 1950er-Jahren und von heute
(na ja, ist ne Aufgabe für jemanden,
der seinem Lehrer ständig widersprochen hat...)
;-)
Das allmähliche Verschwinden des Genitivs und des Futurs (auch des Passivs?) sind schon tiefgreifende Veränderungen; aber hier soll ja von den Genera die Rede sein - und da sehe ich lediglich die feministischen Reformen.