ich habe ein Problem. Ich möchte in meiner Arbeit für die Uni gerne schreiben, dass sich XY mit XX als reale Frau, d.h. nicht mit einem abstrakten Konzept von Weiblichkeit auseinandersetzen muss. Kann ich da schreiben femina facta im Sinne von „reale“, tatsächliche Frau? Oder femina realis?
Das Thema der Arbeit ist Männlichkeit in der englischen Literatur. In diesem Fall geht es um einen Protagonisten der heiratet, um in erster Linie durch die Frau, als das andere Wesen, sein Bewusstsein zu erweitern. Allerdings begreift er seine Ehefrau nicht als Frau, sondern eher als bewusstseinerweiterndes und abstraktes Konzept. Das führt im täglichen leben zu Problemen und zu Geschlechterkonflikten.
Es geht hier nicht um die Frau als wahrhaftiges oder aufrichtiges Wesen, sondern um die Frau als Mensch/Frau existierend, als greifbares, konkretes und individuelles Wesen.
In gewissem Sinne ist dieser ganze Gedanke nicht antik! Spätestens seit Platon und bis in das Mittelalter hinein gab es die Tendenz, daß das Abstrakte - die Idee, das Wesen - das Reale ist und das sinnlich-einzelne Wesen nur sein Abbild oder seine Konkretisierung mit der Materie. [Es gab auch Materialisten wie Demokrit, die eine andere Ansicht vertraten, aber m.E. auch nicht in die Richtung gehend, daß das Individuelle das Wirkliche ist.]
Jedenfalls kommt mir der Gedanke, den Du ausdrücken willst, sehr modern vor ... warum dann in einer antiken Sprache?
Ich vereinfache jetzt der Kürze halber, möchte Dich aber über Dein ganzes Anliegen zum Nachdenken anregen. Daß man Einstellungen der eigenen Zeit in frühere Zeiten projiziert, ist ebenso naheliegend wie gefährlich.
Es kommt wohl darauf an, ob man meta-physisch denkt oder physisch denkt.
Die Metaphysik (die Lehre von einer metaphysischen Realität) ist heute nicht mehr so populär, aber gegen das heute Populäre würde ein Metaphysiker wohl einwenden, daß man physisch nicht denken könne, denn Begriffe sind ihrer Natur nach abstrakt.
Was das im Liebesleben bedeutet, ist eine interessante und existentiell wohl offene Frage. Platons Antwort findet man in seinem „Symposion“: Wahre Liebe gibt es nur zu den Ideen.
[Quelle: G.W.F. Hegel, Werke in zwanzig Bänden. Herausgegeben von Eva Mol-denhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt/Main 1970; Band 14, S. 182 f. - aus den „Vorlesungen über die Ästhetik“]
Das Problem, in der Liebe die Person des Anderen nur in abstracto anzuerkennen, war ihm also bewußt. Unter allen Metaphysikern ist Hegel sicherlich der Reflektierteste.
>>> Es geht hier nicht um die Frau als wahrhaftiges oder aufrichtiges Wesen, sondern um die Frau als Mensch/Frau existierend, als greifbares, konkretes und individuelles Wesen. >>>
>>> In diesem Fall geht es um einen Protagonisten der heiratet, um in erster Linie durch die Frau, als das andere Wesen, sein Bewusstsein zu erweitern. <<<
Hat das Buch eine Frau oder ein Mann geschrieben?
Willst du den Mann verstehen, frag seine Frau.
Willst du die Frau verstehen, frag Gott.
Soll das heißen, dieser Mann versteht seine Ehe als Versuchsanordnung zur experimentellen Bewußtseinserweiterung? Die Frau, quasi als LSD-Ersatz?
Ich meine das nicht böse. Aber da ich seit mehr als 20 Jahren verheiratet bin, wüßte ganz genau, was sie dazu sagen würde.
:-)
Ein geistreicher Franzose – vor einigen Jahren hätten diese Worte einen Pleonasmus gebildet – nannte mich einst einen romantique défroqué.
:o))
Ich kenne meinen Heine..
;-)
Die Bolkerstraße liegt ja in der Dü’dorfer Altstadt
und ich habe so manches Alt im Schatten dieses
Hauses getrunken...
;-)