Der Konjunktiv klingt nicht sonderlich schön, eher antiquiert.
Ich würde schreiben:
... um einen Sinneswandel herbeizuführen
Re: Konjunktiv
Klaus am 20.4.14 um 9:50 Uhr, überarbeitet am 20.4.14 um 9:51 Uhr (Zitieren)
Er schreibt ja auch: damit ein Sinneswandel trete ein,
und nicht ...damit ein Sinneswandel eintrete.
Es soll wohl eine gehobene(antiquierte) Ausdrucksweise sein.
Die Regel, die ich kenne, lautet: Konjunktiv I, sofern er nicht mit dem Indikativ identisch ist. Also:
- damit er eintrete
- damit sie eintreten einträten
Die Aussage von filix scheint mir auf eine moderne Toleranz des Duden zurückzuführen sein, die bald (bzw. jetzt schon) „damit sie eintreten würden“ zuläßt.
So hat man das früher gelernt. Und das war auch gut so/gar nicht so schlecht. :))
Re: Konjunktiv
filix am 20.4.14 um 13:22 Uhr, überarbeitet am 20.4.14 um 13:24 Uhr (Zitieren)
Ihr meint also, die „Toleranz des Duden“ begnadige sozusagen eine Regelwidrigkeit, die dem zeitgenössischen Sprachgebrauch geschuldet ist?
„Als er aber selbsten endlich auch mit dem schrecklichen Übel befallen wurde, und man ihn in das Pesthaus zu den andern brachte, wo er, wegen grausamer Schmerzen, manchmal erschrecklich schreien mußte, ging er aus dem Hospital, und setzte sich außen vor die Türe hin, damit er den andern durch sein Geschrei nicht beschwerlich fiele (nicht: falle)“ (Goethe)
„Die Mutter befahl, daß man ihn zum Fenster hinunterlasse, damit er getauft würde (nicht: werde).“ (F. Schlegel)
In der Klasse wagte er kaum zu atmen, damit er nicht die Luft verdürbe (nicht: verderbe), und während der Pausen suchte er die entlegenste Ecke auf. (Ernst Jünger)
„Er hatte ja auch, nur damit er das rote Chorhemde bekäme (nicht: bekomme), in der Schulzeit bei dem Hochamt ministriert und, nur um der glänzenden Uniform willen, wäre er später am liebsten Soldat geworden“ (Rilke)
„Herr Wetzling, der Dragoner in lichtblauer Uniform, wickelte die Schleife um seinen Arm, damit er nicht darüber stolpere; unter der Arazee setzte er ihren Schuh vor seinen Mund, damit er den Käfer nicht zerträte (nicht: zertrete)“ (Döblin)
„Als Ishtar das aber hörte, ergrimmte sie und geriet in große Wut, und sie stürmte hin zum Vater Anu und beschwor ihn, einen Himmelsstier nach Uruk zu schicken, damit er Gilgamesh verdürbe (nicht: verderbe)“ (R. Jirgl)
Goethe hat auch gelegentlich bei einem Satz mit zwei Subjekten das Verb im Singular konstruiert.
Sollte man daraus die Regel ableiten: „Mach' es wie Goethe - mach' es, wie du willst“?
Eher empfehle ich die Regel: „Lerne die Regeln der Grammatik. Sobald du sie beherrschst, darfst du, wenn es dir passend erscheint, bewußt (!) dagegen verstoßen.“
Reinhard Jirgl tut das ja sehr exzessiv.
filix am 20.4.14 um 16:34 Uhr, überarbeitet am 21.4.14 um 11:30 Uhr (Zitieren)
Das sind nur ein paar von abertausenden Beispielen aus über 200 Jahren deutschsprachiger literarischer Produktion - die dahinter verborgenen Probleme erschöpfen sich gewiss nicht in „bewussten Regelverstößen“. Worin läge deren Motiv im Übrigen in den jeweiligen Beispielen jenseits von ego, poeta Germanus, supra grammaticos sto? Fändest du Rilke beispielsweise mit Konj. I nicht unerträglich? Wenn nicht, warum?
Die Regel muss erst einmal begründet und mit dem empirischen Befund abgeglichen werden, der nahelegt, dass bei einem dt. Finalsatz unter gewissen Umständen auch der Konj. II zum Einsatz kommen kann, wenn der übergeordnete Satz im Imperfekt oder Plusquamperfekt steht, ohne dass dies mit den Regeln für die indirekte Rede zu tun hätte.
Von den Effekten, die dem Konj. II eignen und die auch bei der herkömmlichen indirekten Rede ins Spiel kommen, einmal ganz zu schweigen.
Der Duden sieht das eben m.E. zu Recht nicht als Regelwidrigkeit an und nennt zudem, darauf bin ich noch gar nicht zu sprechen gekommen, den Indikativ als Normalmodus.
Noch ein Beispiel für alle, die glauben, was nur Goethe erlaubt oder gerade noch zu verzeihen sei, stehe dem gemeinen Sprachnutzer schlecht an: http://tinyurl.com/kmejvbd
Meint ihr nicht, dass sich die Sprache einfach mit der Zeit verändert. Niemand spricht mehr so wie Goethe. Es wird auch immer mehr der Indikativ statt Konjunktiv verwendet. Ich möchte das jetzt das nicht bewerten. Meine Oma (geb. 1899) hat auch bis zu ihrem Tod noch in altdeutscher Schrift geschrieben, auch Thür und Thor.
Klar. Eine gesprochene Sprache, im Gegensatz zu Latein, wird sich immer weiter verändern. Der Duden von heute wird nicht die Entscheidungen treffen: Er ist der momentane Stand, meist nachhinkend. Die zukünftige Sprache werden die Sprecher bestimmen und so wird sich auch der Duden verändern.
Wahrscheinlich nicht. Nur, wie will man ermitteln, wie Goethe sprach? Eckermann oder Kanzler Müller sind hierbei wenig hilfreich, lassen sie doch Goethe so sprechen, wie sie selbst schrieben.
Man wird das noch eher an Theaterstücken nachvollziehen können, z.B. Schiller.
Re: Konjunktiv
filix am 23.4.14 um 19:56 Uhr, überarbeitet am 23.4.14 um 19:57 Uhr (Zitieren)
Die Pointe ist doch, dass von Goethe bis Graeculus, der, wie der verlinkte Thread zeigt, selbst davon Gebrauch macht, der Konj. II im dt. Finalsatz (unter den genannten Bedingungen) eine Option darstellt, die zwar erklärungbedürftig bleibt, der man jedoch nicht dadurch gerecht wird, sie als (bewusste) Regelwidrigkeit zu bezeichnen oder als neueste Sprachentwicklung abzutun.
Klar filix, das habe ich schon gelesen. Auch deinen Link. Das Interessante ist doch, dass da altersbedingt auch „geswitcht“ wird unter den Möglichkeiten. Ich sehe das auch bei meinen Kindern. Mal so...mal so.