Hallo,
ich suche schon länger nach einer Übersetzung für mein nächstes Tattoo. Wer In Extremo kennt, kennt es bestimmt:
„Frei zu sein bedarf es wenig“
und zwar das auf Latein. Habe mich bei einigen alten Schulkollegen schon umgehört, auch habe ich selbst einen Versuch zu übersetzen gestartet (liber esse paulum necessit), möchte bei sowas jedoch absolut sicher gehen.
Hier wird das, was arbiter – so ich ihn recht verstanden habe – formuliert hat, überaus deutlich: „Frei zu sein bedarf es wenig“: Erstens ein Semiplagiat nach dem Text eines allseits bekannten Kanons: „Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König“, und zweitens ist es, was das bedenkliche für mich ist, inhaltlich reiner Stuss. Denn seit wann bedarf es „frei zu sein“ also in Freiheit zu sein bzw. sie errungen zu haben „sehr wenig“?
Wenn wir uns an die DDR erinnern, wissen wir, dass „frei zu sein sehr, sehr vieler Dinge bedarf“. Die inhaltliche „Schieflage“ wird auch nicht gerade gerückt durch den Hinweis auf „In Extremo“ (Eine Band?). Eine wunschgemäße und freundliche Übersetzung durch convertens als „Erfüllungsgehilfen“ wird dann zu guter Letzt eine arge „Verschlimmbesserung“.
Das ist genau der Grund, warum ich mich an Tattoo-Übersetzungen nicht beteilige. Rex stimme ich uneingeschränkt zu. Übrigens eine gute Erklärung, die ich in meiner Praxis oft anwende, wenn ich Tattoos sehe und Fragen dazu stelle. Viele wissen nicht, was sie tun oder getan haben...ein gutes Geschäft für meinen befreundeten Dermatologen.
Nein, im Ernst. Wir sehen in der Praxis oft die Auswirkungen von anonymen Übersetzungen. Oft auch Fehler und oft auch Tattoos, die einfach nicht passen zu der Person. Bitte deshalb eher vorsichtig sein.
@assi …
Na wo bleibt er denn? Das ganze Forum nocturnum wartet voller Spannung auf seinen angekündigten - fast schon mitternächtlichen - Mostert-Auftritt. Notet bene: Verba sunt servanda!
Das würde ich so nicht sagen. Man kann den Satz auch anderes verstehen, wie ich es getan habe: Man braucht wenig materielle Güter, um innerlich frei zu sein. Allzu große Abhängigkeit von materiellen Dingen geht meist einher mit Unzufriedenheit und innerer Unfreiheit und macht selten wirklich glücklich.
Das passt natürlich nicht in eine Wohlstandsgesellschaft, die auf einer geradezu zwanghaften Wachstumsideologie basiert, sich nur über Wachstum (noch !) halbwegs finanzieren lässt und immer noch glaubt, mit Wachstum alle Probleme lösen zu können, was sich längst als fataler Irrtum erwiesen hat und u.a. die Kluft zwichen Arm und Reich permanent vergrößert (vgl. Gini-Index)
Fazit: Der Satz macht durchaus (viel) Sinn, wenn man ihn entsprechend interpretiert. Ein Seneca etwa würde dem sicher zustimmen. Doch den mögen viele aus unterschiedlichen Gründen nicht, woran er wohl selbst nicht ganz unschuldig ist. So gesehen dürften die Übersetzungsvorschläge durchaus brauchbar sein, zumal sie offenbar sprachlich korrekt sind.
Endlich hat mich wer verstanden. Freiheit bedeutet für mich, die einfachen Dinge des Lebens zu genießen. Keine Zwänge haben zu müssen, die gerade eben auch überbordender Wohlstand auslöst. Wir wissen ja: Eigentum verpflichtet. Wie wer anders das definiert, sei dahingestellt.
Frei zu sein bedarf es folglich je nach Definition nicht unbedingt das Recht mit seinem Mercedes nach Italien fahren zu können. Sicher, es gab viel und großes Unrecht in der DDR, aber alle als armes, geknechtete Menschen darzustellen, entspricht nicht der unbedingt deren Selbstverständnis.
Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, dass man auch sich auch dort sehr wohl frei fühlen konnte, ohne viel zu haben - jedoch z.B. eine unbeschwerte Kindheit.
Es ist wie bereits gesagt Definitionssache.
Ob das Tattoo nun zu mir passt, sei dahingestellt. Von allen Anwesenden kenne ich - denke ich - doch mich selbst am besten.
Und für mich ist der oben definierte Freiheitsbegriff ein essentieller Bestandteil meines seins, genauso wie manch andere Dinge, die ich mir bereits habe tätowieren lassen.
Meiner Meinung nach - und das ist meine rein persönliche Meinung - möchte ich nur Motive auf meinem Körper tragen, die zu mir gehören wie mein eigener Körper den sie zieren.
Modische zweifarbige Sternchen gehören allerdings nicht dazu.