Omni vi exercebamus, sed quotiens incipiebamus coagmentari commutabamur.
Postea vita didici saepe nos conatos esse rebus novis commutatione occursare.
Ea inepta ratio est.
Spem inanis progressus gignit, cum simul turbationem creat et efficientiam deminuit
et animam abiectam afficit.
Omni vi exercebamus, sed quotiens cumque incipiebamus coagmentari commutabamur.
Postea vita didici saepe nos conari rebus novis commutatione occursare.
Ea inepta ratio est.
Spem inanis progressus gignit, cum simul turbationem creat et efficientiam deminuit
et animam abiectam afficit.
Die Texte sind nicht identisch und werden auch nicht „alle vier Jahre“ gepostet.
Die zynisch-realistische Textaussage bleibt leider immer noch aktuell und bezieht sich auf heutige allgemeine gesellschaftliche Missstände, insbesondere in Verwaltung, Bildungswesen, Militär, Wirtschaft.
Diese Missstände sind hinlänglich bekannt. Warum erwähnst du sie ausgerechnet in einem Lateinforum ohne weitere Erklärung, worum es dir geht?
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 27.3.18 um 12:40 Uhr, überarbeitet am 27.3.18 um 12:51 Uhr (Zitieren)
Durch Übertragung ins ‚Lateinichte‘ zum Menetekel aufgemotzte Managerweisheit des 20. Jahrhunderts, die sich der Quellenfrage im Bauschutt des Kölner Archivs entledigt hat, sucht Anschluss an Gleichgesinnte.
Soll wohl heißen: Der Text erklärt sich selbst - so ist es, ist falsches Latein, und die Römer hatten Ausrufungszeichen nicht nötig, um schwachen Argumenten Gewicht zu verleihen.
Holpriges, schiefes und teils schlicht falsches Latein wird auch im Haupttext fabriziert. Schon die Namensgebung durch den Ersterfinder ist verräterisch.
Wie auch bei vielen Tattooanfragen ist das Motiv, durch einen lateinischen Text einer Binsenweisheit, einer Platitüde oder einem baren Unsinn eine tiefere Bedeutung zu verleihen, unübersehbar.
In fact it is from the magazine article „Merrill’s Marauders“ (Harper’s Magazine, 1957)
This quotation is often attributed to a much older source, Petronius Arbiter. However, there is no solid evidence of this attribution, and the Harper’s Magazine reference has been verified. [note by Michael Moncur, June 29, 2007]
Jemand, der mobilis war, war schon den Alten suspekt - wie heute eher nicht Managern, sondern Beschäftigten, die als ihre primäre Qualifikation ihr Beharrungsvermögen ansehen und die für die Zumutung von Veränderungsprozessen zwei Widerstands-Argumente parat haben:
1. Das haben wir ja noch nie so gemacht.
2. Das haben wir schon immer so gemacht.
Sind die Autoren „Farnkraut“ und arrogans „arbiter“ fähig, den Text in nicht „holpriges, schiefes und teils schlicht falsches Latein“ (möglichst klassisches) zu übersetzen? Man ist gespannt darauf!
„Wie auch bei vielen Tattooanfragen ist das Motiv, durch einen lateinischen Text einer Binsenweisheit, einer Platitüde oder einem baren Unsinn eine tiefere Bedeutung zu verleihen, unübersehbar.“
Ebenso ist auch für diese zitierte Aussage des selbsternannten Schiedsrichters „das Motiv, durch“ eine gekünstelte, etwas intellektuell klingende Hypotaxe „einer Binsenweisheit, einer Platitüde oder einem baren Unsinn eine tiefere Bedeutung zu verleihen, unübersehbar.“
Im Übrigen scheint es eine verbreitete Methode mancher sogenannter „Fachleute“ zu sein, eine Feststellung anderer zu unbewältigten Problemen zu banalisieren, sie als schon lange bekannt hinzustellen, sich an Nebensächlichkeiten festzukrallen (siehe Ausrufungszeichen) oder Formulierungen zu kritisieren und bisweilen sogar als „Unsinn“ zu bezeichnen (Kritikaster hat Dutschke diese Leute einmal genannt), um sich als besonders kompetent und wissensüberlegen zu präsentieren. Aber nach einer Lösung gefragt, weichen sie dann aus oder werden kleinlaut und lassen sich manchmal auch zu einer Diffamierung der Fragenden (schwaches Argument, Plattitüde ect.) hinreißen. Von der Faustischen Erkenntnis bleiben sie leider „verschont“.
Consilia emendationis arbitranto arroganti praestat.
Welche mehrheitsfähigen Vorschläge hättest du denn zur Lösung diverser gesellschaftspolitischer oder anderer brennender Probleme?
Am Flughafen BB warten sie auf Leute wie dich. Vllt. kannst du ihn noch vor dem Abriss retten und zu Minimalkosten einem guten Ende zuführen. Dafür gibts sicher eine fette Prämie. Das Rentenproblem kannst du nebenbei lösen und ein neues Gesundheitskonzept entwickeln. Die Bundeswehr bringst du sicher locker auf Vordermann/-frau und Kim, Trump und Putin zur Raison.
Den Syrienkonflikt regelst du en passant und den Plastikmüll auf den Weltmeeren mit einem großen, wasserdichten Staubsauger, der sich auch für die Reinigung der Luft von allen möglichen Schadstoffen eignet.
Nur an Erdogan könntest auch du dir die Zähne ausbeißen und bei der EU-Entbürokratisierung im Wahnsinn enden. Also los, geh mal kurz die Welt retten!
Cave quidem, ne crucifigaris! :)
[quote=msg_31137_14]arbitranto
Ist das „Esperanto-Latein“?
Entschuldigung, das ist Tippfehler. Es muss „arbitrando“ heißen (Gerundium, Dativ).
„Also los, geh mal kurz die Welt retten!“ Das ist bequemer Zynismus und Ignorantentum.
Was soll Ihre verallgemeinernde, unproduktive „Kind-mit-der-Badewanne-Ausschütt-Argumentation“?
Ihre Haltung führt bestimmt nicht weiter: Da kann man halt nichts machen, die Welt wird so übel bleiben, und ich igle mich ein und steche mal ab und zu zynisch dazwischen, „ne cruci adfigar“. ( Nur nebenbei: „crucifigaris“ ist kein klassisches Latein.)
Es ist schon hilfreich, den Finger immer wieder auf die Wunde zu legen:
Gutta (continua) cavat lapidem. Ein wirkungsvolles Prinzip der Werbung und der Medien, die auch dem Einzelnen zur Verfügung stehen (siehe diese Internet-Seite).
Wozu gibt es Demokratie?
Wozu wählen wir überhaupt Politiker?
Wozu bilden wir „echte Fachleute“ aus und fördern engagierte Sachverständige?
Wozu ist das Bildungssystem eigentlich eingerichtet?
Wozu kann der Mensch vernünftig denken? Die Wahrheiten zu verkünden, das ist arrogant und führt in Sackgassen.
Aber Diskussion kann helfen.
Der lateinische Text drückt zutreffend die Entwicklung der Schulsituation in den letzten Jahrzehnten aus: „Commutabamur“, wenn der Zeitgeist oder die „pädagogische“ Laune der jeweiligen Planer es wieder verlangten. Und die Betroffenen mussten darunter leiden.
Reform wechselte mit Reform und die wieder mit Reform und so weiter. Lehrpläne, Oberstufengestaltung, Abituranforderungen etc. waren die Spielwiese.
Ein eklatantes Beispiel für die grotesken Folgen stellten Abiturergebnisse mit 30% Einser-Noten eines Jahrgangs dar. Natürlich hatte dies dann wieder eine „Umorganisierung“ zur Folge, weil es eine solche Intelligenzkummulation ja nicht geben konnte und durfte.
Vielleicht und hoffentlich ändert sich die unselige sich wiederholende Unsinnigkeit einmal, auch durch ständige Hinweise darauf, wenn diese auch von gewissen Leuten als „Plattitüden“, „Binsenweisheiten“, „barer Unsinn“ oder „aufgemotzte Managerweisheit“ abgewertet werden.
Immerhin hat dieses Thema hier wieder zu unterschiedlichen Artikulationen Anlass gegeben und ein wenig Öffentlichkeit erreicht.
Ceterum „arbitri“ aut „filicis“ translationem exspecto nisi inertes sunt.
Hic rhodus hic eis saltandum est! (Das „unklassische“ Ausrufungszeichen soll verstärkend argumentativ auf die Dringlichkeit hinweisen.)
Noch eine kurze Bemerkung zu „filix“ (anscheinend mit inerter Übersetzungsfähigkeit behaftetes Farnkraut, dessen geistige Latein-Ergüsse dennoch erwartet werden):
- Die kölsche Originalquellenzuweisung war natürlich ein Fake.
- Die von ihm so genannte „Managerweisheit“ ist als Kritik gegen ebendiese selbst als beschränkte Aktionisten gerichtet und nicht, wie ein selbsternannter „Schiedsrichter“ (wohl auch mit inerter Übersetzungsfähigkeit behaftet) glauben lassen will, an untergeordnete Beschäftigte.
Für „Mitleser“ eine kurze grammatische Stütze.
Satzbausteine der Wortfolge entsprechend:
Subjekt mit Attribut (Sustantiv Gen.) - Dativobjekt (Gerundium Dat.) mit Attribut (Adjektiv Dat.) wörtlich: dem überheblichen Dafürhalten - Prädikat
Dann ist deine Übersetzung leider falsch.
Du kannst ein Gerundium nicht mit einem Adjektiv näher bestimmen.
Richtig wäre: arroganter arbitrando (vgl: ars recte vivendi)
Das war von der korrekten Grammatik aus gesehen zugegebenermaßen ein Fehler.
Aber rein logisch gesehen ist ein Gerundium kein „rienrassiges“ Verb mehr, sondern eher ein Substantiv, oder?
Wenn man die Deklinierbarkeit als Kriterium nimmt, ist es ein Substantiv. Nimm man die Art der „Attribuierung“ kann man es nur als Verb auffassen.
Es ist wie beim Elektron: Auf den Blickwinkel kommt es an. Man könnte von einem Substantiv-Verb-Dualismus sprechen oder einfach und kurz von einem „Zwitter“. :)
Der Begriff Verbalsubstantiv bringt es grammatisch auf den Punkt.
Die deutsche Sprache ist da schon konsequenter und flexibler:
gehen - Das schnelle Gehen (Verbalsubstantiv mit Adjektivattribut) -
das Schnellgehen (ehemaliges Adverb wird zum Teil des Subsantivs und damit sozusagen ein „Adsubstantiv“.
Also eine echte Weiterentwicklung/Emanzipation der Sprache (Die deutsche Grammatik entstand überwiegend aus der lateinischen).
Das Gerund wird im Dt. meist gemieden und kommt v.a. im (oft grauenhaften) Amtsdeutsch vor. Deutschlehrer mögen es als schlechtes Deutsch gar nicht.
In der Philosophie ist Heidegger berühmt und umstritten wegen seiner „Gerunditis“, die er von den Griechen übernommen hat.
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 30.3.18 um 19:25 Uhr, überarbeitet am 30.3.18 um 20:47 Uhr (Zitieren)
Substantivierte Infinitive bezeichnet man im Dt. in der Regel nicht als Gerund(ium). Solche beschränken sich auch keineswegs auf die Amtssprache, sondern haben als Fall von Konversion eine wichtige Funktion im Wortbildungsprozess (das Kochen, das Essen, das Lesen, das Töten ...) Es ist die Konversion größerer Wortgruppen, bisweilen ganzer Satzgebilde, die besagtes Unbehagen hervorruft, an „Kartenspielen“ und „Schnellfahren“ nimmt man gewöhnlich keinen Anstoß. Was der Vergleich unterschiedlicher Möglichkeiten der Wortbildung mit Weiterentwicklung zu tun hat, bleibt schleierhaft, auch, warum in „ars bene vivendi“ weniger sprachliche Freiheit als in „Kunst des Gutlebens“ (das natürlich im Unterschied zur „Kunst des guten Lebens“ kaum als akzeptabel gelten kann) liegen soll.
Es ist doch schon plausibel, dass mehrere Möglichkeiten oder Weiterentwicklungen, etwas zu gestalten, gegenüber nur einer (immer gleichen) Möglichkeit dazu einen Fortschritt bedeuten.
Wenn es z.B. nach der lat. Grammatik ginge, dürfte z.B. das ursprünliche Verb „dünken“ mit dem Adverb „gut“ verbunden in der substantivierten Verbform „das gute Dünken“ lauten. Damit ist die Weiterentwicklung „das Gutdünken“ eher „akzeptabel“.
Noch eine spekulative Bemerkung zu Heideggers „Gerunditis“.
Substantive sind formale Festlegungen von Seiendem, „Konkretisierungen“ von Dingen.
Verben bezeichnen ursprünglich eher sinnlich wahrnehmbare Bewegungen, Geschehendes.
Heidegger will nicht Wahrheiten konstatieren, sondern auf einem Weg fragend das bewegte/sich bewegende Dasein beschreiben. Er denkt nicht über etwas nach, sondern er denkt etwas, indem er die Sprache dem Dasein angleicht und nicht wie frühere Philosophen das Dasein der Sprache. Im Gerundium gelingt ein in gewisser Weise vorläufiges, bedenkbares Festhalten der Bewegung, ohne dass eine dogmatisch starre Wahrheit bestehen bleibt.
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 31.3.18 um 1:08 Uhr, überarbeitet am 31.3.18 um 20:35 Uhr (Zitieren) I
In „x dünkt y gut“ ist „gut“ kein Adverb, sondern hat als Adjektiv die Funktion eines Prädikativs („prädikativer Nominativ“ - Osterbeispiel für Wagnerianer: „Wie dünkt mich doch die Aue heut so schön“). Entsprechend ist „gutes Dünken“ kein nach vermeintlich lat. Manier gebildetes Pendant zu „Gutdünken“, sondern einfach ein Missverständnis. Im Lat. decken z.B. „arbitrium“ und „arbitratus“ (durch Derivation gebildet) weitgehend die Bedeutung von „Gutdünken“ ab, ohne dass es auf das Gerundium überhaupt angewiesen wäre - „‚Licet‘ inquit Crassus ‚vestro arbitratu percontemini.‘“ (de orat. 1.101) Was dieser Vergleich also erhellen soll, verstehe ich nach wie vor nicht.
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 31.3.18 um 1:16 Uhr, überarbeitet am 31.3.18 um 1:26 Uhr (Zitieren)
-
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 31.3.18 um 1:16 Uhr, überarbeitet am 31.3.18 um 1:26 Uhr (Zitieren)
...und wie steht es z.B. mit den Verben „fahren“, „ sehen“ verbunden mit dem Adjektiv „schwarz“ ? Das sind keine Artergänzungen bzw. Prädikative.
Was bedeuten die 4 Leer-Mitteilungen nach Mitternacht?
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 31.3.18 um 20:21 Uhr, überarbeitet am 31.3.18 um 20:24 Uhr (Zitieren)
Niemand hat behauptet, dass es nur solche Bildungen gibt, in denen Adjektive eine prädikative Funktion haben. Man muss sich das im Einzelnen ansehen (auch für „schwarz“ lassen sich Beispiele - jenseits der Frage nach deren Akzeptabilität - finden, in denen es prädikativ fungiert. Wer etwa zum Schwarztrinken neigt, steht nicht notwendigerweise mit dem Gesetz in Konflikt).
Die gelöschten Beiträge fallen unter unbeabsichtigtes Mehrfachposting.
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
Klaus am 31.3.18 um 20:25 Uhr, überarbeitet am 31.3.18 um 20:27 Uhr (Zitieren)
Aber der, der zum Schwarzfahren neigt!
P.S. Sorry, wollte mich eigentlich nicht einmischen.
Verf(i)lixt, es ist ihm gelungen, wieder vom Thema abzulenken.
Es ging um die Möglichkeiten der Verbindung von substantivierten Infinitiven mit einem adverbial gebrauchten Adjektiv im Deutschen im Vergleich mit den Möglichkeiten der Verbindung von Gerundiva mit Adverbien im Lateinischen.
Das Lateinische besitzt eine und das Deutsche dagegen zwei Möglichkeiten, die auch stilistisch durchaus akzeptabel sein können. Und damit kann eine höhere Flexibilität konstatiert werden.
Das hierzu angeführte Beispiel mit „ars bene vivendi“ wurde aus bloßer Oppositionshaltung aus der argumentativen Negativkiste hervorgekramt. „Gutleben“ stört natürlich das Sprachgefühl.
Ein eher akzeptables Beispiel wäre: Orator habet facultatem celeriter dicendi.
Der Redner besitzt die Fähigkeit des schnellen Sprechens/des Schnellsprechens (Vgl. auch Dieter Thomas Heck).
Verf(i)lixt, es ist ihm gelungen, wieder vom Thema abzulenken.
Es ging um die Möglichkeiten der Verbindung von substantivierten Infinitiven mit einem Adjektiv als Attribut oder einem „Adsubstantiv“(s.o) im Deutschen im Vergleich mit den Möglichkeiten der Verbindung von Gerundiva mit Adverbien im Lateinischen.
Das Lateinische besitzt eine und das Deutsche dagegen zwei Möglichkeiten, die auch stilistisch durchaus akzeptabel sein können. Und damit kann eine höhere Flexibilität konstatiert werden.
Das hierzu angeführte Beispiel mit „ars bene vivendi“ wurde aus bloßer Oppositionshaltung aus der argumentativen Negativkiste hervorgekramt. „Gutleben“ stört natürlich das Sprachgefühl.
Ein eher akzeptables Beispiel wäre: Orator habet facultatem celeriter dicendi.
Der Redner besitzt die Fähigkeit des schnellen Sprechens/des Schnellsprechens (Vgl. auch Dieter Thomas Heck).
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 2.4.18 um 1:22 Uhr, überarbeitet am 2.4.18 um 21:13 Uhr (Zitieren) I
Ich sehe nach wie vor zwischen dem mit einem getrennten Adjektivattribut - in formaler Hinsicht, denn tatsächlich bewahrt es seine adverbiale Funktion durch die janusköpfige Bildung hindurch - versehenen deverbalen Konversionsprodukt und der Univerbierung dieser weder semantische Zugewinne noch syntaktische Flexibilisierung, die hochtrabende Diagnosen wie „echte Weiterentwicklung“ und „Emanzipation“ rechtfertigten.
Was sagt „schnelles Fahren“ anderes als „Schnellfahren“? Welche neuen syntaktischen Optionen sollten sich ergeben? Allenfalls lässt sich ein sprachökonomischer Vorteil der Univerbierung veranschlagen, der sozusagen die substantivische Integrität erhöht und Erweiterungen der in der Bildung eingeschlossenen Erweiterung der verbalen Basis ein wenig vereinfacht („wiederholt(es) schnelles Fahren“, „wiederholtes Schnellfahren“), über deren Akzeptabilitätsgrad, wie im Folgenden ausgeführt, man sich keinen Illusionen hingeben sollte. Sprachliche Revolutionen sehen anders aus.
Solches nun gegen die anscheinend nächstverwandte Bildungsweise von Verbalsubstantiven im Lateinischen, das Gerundium, auszuspielen, weil Letzteres nur einen Modus der Erweiterung, kein Gegenstück zur univerbierten Variante kenne, finde ich abwegig.
Die Vergleichspaarung selbst ist einigermaßen willkürlich. Wie an „arbitratus“ bzw. “arbitrium“ gezeigt, ist im Lat. nicht zwangsläufig ein Gerundium die naheliegendste und beste Wiedergabe eines dt. Konversionsprodukts, schränkt man die Vorgabe auf Substantiva ein und redet von anderen Möglichkeiten gar nicht.
Neben Substantiven mit Ergänzungen, die keiner der beiden Varianten zuzurechnen sind, aber eindeutig den Vorzug erhalten, stehen noch ganz andere, bisher unerwähnt gebliebene Möglichkeiten in der dt. Sprache bereit, um, was ein erweitertes Gerundium als Genitivattribut beispielsweise ausdrückt, zu übersetzen, darunter die explikative Infinitivphrase, die ausgesprochen flexibel ist: „ars re familiari moderate utendi“ (Sen. de ben. 2.34.4) - „die Kunst, sein Vermögen maßvoll zu gebrauchen.“ Wer vermag hier mit einem deverbalen Konversionsprodukt auch nur einigermaßen elegant einzuholen, was der Philosoph sagt? Im Lat. findet sich dergleichen nicht.
Stellen wie „quare, ut hoc vitium vitetur, omnia torquenda sunt ad commodum suae causae, contraria, quae praeteriri poterunt, praetereundo, quae dicenda erunt, leviter attingendo, sua diligenter et enodate narrando“ (Cic.Inv.1.30.24) wird man vorzugsweise im Verbalstil meistern.
Es lassen sich allerdings gravierendere Unterschiede ausmachen, die einen entsprechend größeren Einfluss auf die Verwendungsmöglichkeiten besitzen. Man denke etwa an die Beschränkung des Gerundiums auf den obliquen Kasus im Gegensatz zum dt. Konversionsprodukt.
Wer, im Sprachvergleich zumal, die Leistungsfähigkeit eines bestimmten sprachlichen Mittels bewerten will, kommt zudem m.E. um die Berücksichtigung der Einschränkungen seiner Einsatzmöglichkeit jenseits formaler Richtigkeit nicht umhin. Dafür ist „*Gutleben“ als univerbiertes Konversionsprodukt geringer Akzeptabilität ein Beispiel. Derartige Restriktionen in beiden Sprachen systematisch zu untersuchen ist nicht so einfach.
Man muss allerdings nicht lange graben, um andere Fälle des erweiterten Gerundiums in der lateinischen Literatur zu finden, bei denen die behauptete zweifache Option bei einer Übersetzung durch ein Konversionsprodukt sich im Dt. gar nicht bietet: "et recte faciendi et bene dicendi magistra“ (Cic. de orat. 3.57.6) wird niemand durch „die Lehrerin des *Guthandelns und *Gutredens“ wiedergeben, „beate vivendi spes“ (Cic. fin. 5.88.6) keiner durch „die Hoffnung auf *Glückseligleben“ et cetera.
Es wird sich, vermute ich, schnell herausstellen, dass in nur ganz wenigen Fällen eine univerbierte Variante des mehrteiligen Konversionsprodukts als gute Wiedergabe der lat. Gerundialkonstruktion empfunden wird, sind doch nach W. Fleischer: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache (2012), S. 211 lediglich circa 220 einfache (!) Infinitivkonversionsprodukte (jenseits spezieller Literaturformen) geläufig, während Konversion von Wortgruppen und Sätzen bei gleichzeitiger Univerbierung überhaupt nur eine „geringe Neigung zur Ausprägung usueller Nominationseinheiten“ zeigt.
Nicht von ungefähr leitest du die Präsentation deines Gegenbeispiels mit der schüchternen Formulierung, es handle sich um ein eher akzeptables Beispiel, ein. Der Erisapfel, den ein Leser zu vergeben hat, wird indes sehr wahrscheinlich einer anderen Kandidatin zufallen (e.g. „die Fähigkeit, schnell zu sprechen“).
Bene clamavisti leo.
Nihil novum de tertia vigilia ortum mihi occurrit.
Auch nach meinem ästhetischen Empfinden sollten die Blumen den Garten machen und nicht der Zaun.
Um es aber auf den Punkt zu bringen, es geht hier nicht um Untersuchungen zum semantischen Zugewinn, sondern um eine bloße formale Feststellung zu verschiedenen grammatischen Konstruktionen. Banal ausgedrückt: zwei x sind mehr als ein x.
Das Abschwenken vom ursprünglich problematisierten Thema durch gewisse Schiedsrichter und Sprachsachverständige hin zu Verunglimpfungen und Grammatikgepklänkel war vermutlich der fehlenden Bereitschaft oder gar dem Unvermögen, sich ernsthaft produktiv mit einem allgemeinen gesellschaftlichen Mißstand (bewusst keine sss) zu beschäftigen, zuzuschreiben. Der moralische „Erisapfel“ gebührt hier eher dem Sisyphus als dem Beckmesser.
Doch genug davon, auch ein wiederholter Hinweis auf dieses missliche Verhalten wird wohl wenig bewirken.
Leider wurde immer noch nicht eine verbesserte Version des Peronius-Textes in klassischem Latein vorgestellt. Es gilt noch der vormalige Aufruf:
Ceterum „arbitri“ aut „filicis“ translationem meliorem exspecto nisi inertes sunt aut protinus maledicent.
Hic rhodus hic eis saltandum est! (Das „unklassische“ Ausrufungszeichen soll verstärkend argumentativ auf die Dringlichkeit hinweisen.)
Re: Möglicher Originaltext des Gaius Peronius?
filix am 3.4.18 um 0:57 Uhr, überarbeitet am 3.4.18 um 0:58 Uhr (Zitieren) I
Das beschreibt den Erkenntnisgewinn deiner Auslassungen in der Tat trefflich.
-
Was die Aufforderungen zum rhodischen Tänzchen angeht, wirst du dich mehr anstrengen müssen. Zu erkennen, dass der Text des armen Gaius Peronius nicht nur ein Fake, sondern ein schlechter, fehlerhaft und vor allem gemessen an der Vorlage unverständlich ist, braucht es jedenfalls keinen Ciceronianer.
Um ein Missverständnis auszuräumen, mein „Erkenntnisgewinn“ beschränkt sich lediglich darauf, dass Du (die konservative Respekt zeigende Großschreibung der Anrede wird von mir bevorzugt) meiner Aufforderung an Dich (auch der Schiedsrichter ist angesprochen), nicht nur eine opulente, gradezu ausufernde Kritik an der sprachlichen Eigenheit eines angeblich „schlechten“ lateinischen Textes zu üben, sondern endlich auch Deine Übersetzungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, nicht nachkommenwillst oder kannst, welche Motive oder Defizite auch dahinterstecken, und betrifft nicht die stilistischen und grammatischen Darlegungen, deren Inhalt mir nicht unbekannt waren. ( nur ein wenig Kleist’sche Hypotaxe)
Wenn die Übersetzung nur ein „rhodisches Tänzchen“, wie der Angesprochene meint, bedeutet, dann versucht er sich wieder wie gewohnt, hier durch eine herablassende Verniedlichung, herauszureden, endlich Farbe zu bekennen.
Auch Lessings Nathan könnte etwas dazu sagen: „Begreifst Du aber, wieviel andächtig Schwärmen (hier: exzessives Kritisieren) leichter als gut handeln (hier: praktisches, korrektes Übersetzen) ist?“
(Bei diesen großen Literaten möchte ich mich entschuldigen, wenn ich mir ihre Hilfe in Anspruch nehme. „prosit“ )
Um ein Missverständnis auszuräumen, mein „Erkenntnisgewinn“ beschränkt sich lediglich darauf, dass Du (die konservative Respekt zeigende Großschreibung der Anrede wird von mir bevorzugt) meiner Aufforderung an Dich (auch der Schiedsrichter ist angesprochen), nicht nur eine opulente, gradezu ausufernde Kritik an der sprachlichen Eigenheit eines angeblich „schlechten“ lateinischen Textes zu üben, sondern endlich auch Deine Übersetzungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, nicht nachkommen willst oder kannst, welche Motive oder Defizite auch dahinterstecken, und betrifft nicht die stilistischen und grammatischen Darlegungen, deren Inhalt mir nicht unbekannt waren. ( nur ein wenig Kleist’sche Hypotaxe)
Wenn die Übersetzung nur ein „rhodisches Tänzchen“, wie der Angesprochene meint, bedeutet, dann versucht er sich wieder wie gewohnt, hier durch eine herablassende Verniedlichung, herauszureden, endlich Farbe zu bekennen.
Auch Lessings Nathan könnte etwas dazu sagen: „Begreifst Du aber, wieviel andächtig Schwärmen (hier: exzessives Kritisieren) leichter als gut handeln (hier: praktisches, korrektes Übersetzen) ist?“
(Bei diesen großen Literaten möchte ich mich zutiefst entschuldigen, wenn ich anmaßend ihre Hilfe in Anspruch nehme, endlich sich zierende und sich als „sprachliche Fachleute“ präsentierende oder Betonköpfe zu erreichen. „prosit“ )
Wenn du zwei Sätze meinerseits zum falschen Gaius Peronius als opulent betrachtest, kann ich dir nicht helfen. Warum du denkst, als selbst ernannter Lotharius Censorius auftreten und Forderungen stellen zu können, nachdem du das Forum zunächst als Text-, schließlich als Meinungsabwurfstelle missbraucht hast, wobei du zwischen Geraune, Predigt, nicht stichhaltigen Sprachbetrachtungen und mäßig unterhaltsamen Invektiven wechselst, dich insgesamt als gewöhnlicher Troll zeigst, der um jeden Preis Aufmerksamkeit erwecken möchte, verstehe, wer will. Wieso beziehst du eigentlich die Kritik an den sprachlichen Qualitäten des lat. Textes so sehr auf dich? Hast du ihn verfasst?
Das sind wie gewohnt wiederum taktische „opulente“ Farnkraut-Ausreden und -Ablenkungen, um nicht wegen einer offensichtlich bestehenden Übersetzungsunfähigkeit bloßgestellt zu werden.
Die Entschuldigung sollte lauten: „Verehrter Lessing, verzeihen Sie, dass ich aus Ihrem großen, an tiefer Weisheit übervollen Werk ausgerechnet eine banale Alltagsweisheit ausgewählt habe.“
Ich habe nur festgestellt:
Der Originaltext ist schwach.
Die Übertragung ist schlecht.
Ich frage mich, ob Frustration und Ressentiment ausreichen, ein dreist und impertinent vorgetragenes Ansinnen zu entschuldigen. Zudem frage ich mich, was einem Leser, dessen Latinum offenbar schon länger zurückliegt, ein Text in anspruchsvollem Latein bringen könnte.
Bevor du so etwas behauptest, solltest du erstmal schauen, was filix hier schon alles übersetzt hat. Du wirst vor Neid erblassen. Und unter Druck setzen lässt er sich schon gar nicht.
Tipp:
Wenn dir so sehr daran liegt, versuch es hier: http://www.latein.at/phpBB/
In diesem Forum gibt es ebenfalls mehrere Profis, die dir das in bestes Latein übertragen können.
Das mit filix und arbiter wird hier nichts mehr, wage ich zu behaupten.
Wieso maßt sich jemand, der meint, „die Kunst des guten Lebens“, „das Kochen“ etc. sei grauenhaftes Amtsdeutsch, ein Urteil über zwei zweifellose Latein-Experten im Forum hier an?
Da gibts auch nichts zu „werden“, die causa wurde gründlich besprochen. Der Einzige, der noch rumheult, ist der schlechte Troll.
Hört, hört! Der Schiedsrichter ist aufgewacht.
Mehr als eine „banale Alltagsweisheit“ wäre „Perlenwerfen“ und ungeeignet einen „Übersetzungsgehemmten“ endlich zu einer Aktion zu bewegen.
Was für eine qualifizierte Feststellung! Allgemein kritisieren und diffamieren kann jeder,
aber wenn dann nicht wenige dieser „Theoretiker“ etwas praktisch umsetzen sollen, versagen sie kläglich.
Diese überhebliche Arroganz spricht für sich.
Was hat er denn alles übersetzt? Und wer übersetzen kann (mehr wird derzeit von Schülern auch nicht verlangt), der muss noch lange nicht dazu fähig sein, einen deutschen Text in klassisches Latein zu übertragen.
Der fäkalienverschleudernde Gastgeber offenbart eine armselige Problembewältigungskompetenz.
Wenn hier Grammatikgeplänkel, Beingepinkel und Drückebergerei zu einer gründlichen Besprechung beitragen sollen, dann wäre dieses Forum nur zu bemitleiden und möglichst zu meiden.
Ein Lothar Smolka fordert einen filix auf „ ...endlich auch Deine Übersetzungsfähigkeit unter Beweis zu stellen...“ Da fällt einem doch fast nichts mehr dazu ein. Konnte Cäsar überhaupt Latein? Ich frage ja nur.
Wäre nicht κύων zutreffender als αἴλουρος?
Auch Duftspenders drastische Bemerkung entbehrt nicht eines gewissen Wahrheitsgehaltes.
Der „Gastgeber“ benimmt sich wie ein ehrfürchtig zu seinem Herrchen aufschauendes Hündchen. Wobei Farnkraut wohl einen mit Verbalfäkalien die Gegend verunreinigenden Wachhund nicht nötig hat, wenngleich jener wohl jetzt wieder mit der Feststellung „sucht Anschluss an Gleichgesinnte“ kommt.
Das vom „Durchreisenden“ anscheinend beobachtete Rhodos-Tänzchen, Farnkauts deminuitivische Formulierung zeigt schon eine gewisse Einsicht, war wohl nur Partygehampel und wird aus Angst vor öffentlicher Blamage keine Wiederaufführung erleben, was jener auch betont:
Der Schnellste bist du ja nicht, aber ich schätze, jetzt hast du verstanden, was man dir nahezulegen versucht hat. Wundere dich bitte nicht, dass du aller großspurigen Provokationen zum Trotz keine korrekte Übersetzung für dein „Originalzitat“ bekommen hast! Aber wer wird denn einem überführten Falschmünzer helfen, seine Prägestempel zu polieren?
Oho, jetzt taucht noch ein weiterer „Gleichgesinnter“ als beißender, querulierender „Hecht“ aus der Tiefe auf.
Da sollte man ja fast Angst bekommen. Aber: Viel Feind', viel Ehr'!
An seinem Narren erkennt man die Qualität des Königs.
Unter allem Diebsgesindel sind die Narren die schlimmsten: sie rauben euch beides, Zeit und Stimmung. (Goethe)
Hallo Farnkraut, da hast Du ja eine illustre Mannschaft beisammen: Cacantes, Durchreisende, Hechte, Narren und wer weiß, was da noch so auftaucht.
Hast Du das nötig?
Karriere einer Devise: vom Ausweis ritterlicher Tapferkeit zum Motto einsamer, alter Männer, die ihre Tage damit zubringen, in Internetforen ihre Donquichotterien aufzuführen.
Der Narr kann keine Ironie erkennen und schon gar nicht verstehen.
Und der Hecht ist wohl, sein Beispiel legt es nahe, nicht über den Militär-Cäsar, den schon die Pennäler der Mittelstufe lesen, hinausgekommen. Wenn er schon Sprachkoryphäen anführen will, sollte er mindestens Vergil, Horaz, Ovid, Seneca etc. nennen.
Littera t omissa kommt der Name, deutet man ihn nach der typischen Bildungsweise römischer nomina gentilia, m.E. von pēro, -ōnis, m., einem Stiefel, vorwiegend von „Soldaten, Fuhrleuten, Landleuten und Hirten“ getragen, ē und ō sind also lang. Das passt ausgezeichnet, trägt der gute Gaius, der für eine Legion tätig ist, wahrscheinlich nicht nur an jedem Bein einen, sondern schreibt auch noch einen küchenlateinischen Stiefel*, den er überdies beinhart durchzieht.