Gerade in der Zeitung gelesen:
Ein Dorf in China (Zhelaizhai) ist der festen Überzeugung, dass sie Nachfahren von römischen Legionären sind. Gesichtszüge, Haar-, Haut- und Augenfarbe sollen darauf deuten. Genetische Untersuchungen bestätigen die These nicht.
Das ließ mich an die Theorie denken, dass „der verlorene Stamm Israels“ in Japan heimisch geworden wäre. Oder an die trojanische Abstammung der ... Germanen, glaube ich, die in der Prosaedda behauptet wird.
Wie kommt es wohl, dass manchmal ein „wir wohnen hier halt und stammen von unseren Vorfahren ab“ nicht reicht?
Wer etwas Besonderes ist, ist interessant und gilt oft auch als attraktiv.
Führten nicht antike Herrscher ihre Herkunft gerne auf Götter zurück und Römer die ihre auf Troja?
Das ist wahrscheinlich zu früh. Zeugnisse erster wirklicher Kontakte setzen etwa zwei Jahrhunderte später ein. Im Nachbarforum hatten wir eine Reihe von im Netz (v. a. bei Wikipedia) verfügbaren Artikeln zum Thema zusammengetragen.
Im Hinblick auf Arborius' Frage muss man allerdings anmerken, dass diese Spekulationen nicht dem Selbstverständnis der jeweiligen Ethnien entspringen, sondern der Neigung von Historikern (ob diese nun Snorri Sturluson oder Homer Hasenpflug Dubs heißen), Erzählungen zu finden, die (zeitlich und räumlich) Entferntes verbinden und zwischen Disparatem einen Sinn stiften sollen.
Zumindest jetzt ist es das Selbstverständnis dieser langnasigen Chinesen, dass sie Römer ‚sind‘. Mit Säulen und so. Danke für Eure Gedanken. Kennt Ihr Ecos Meinung zur Postmoderne und zur fehlenden Erzählung?
Nein, das war nicht der Artikel, aber die sind interessant, wenn auch die Wiener Zeitung zusammengeklebt aussieht.
In historic mysteries steht:Heißt das, dass es genetische Ähnlichkeiten gibt, oder dass man Untersuchungen machen muss? Ich kenne mich damit gar nicht aus. Ihr? Jetzt lästert Klaus wieder, dass es hier keine Universalgelehrten gibt ...
Ich frage mich, ob man als Erklärung eine Römische Legion braucht. Dieser Ort liegt an der Seidenstraße und ist dennoch recht abgelegen. Da wird wohl der ein oder andere Durchreisende sein Bratkartoffelverhältnis aufgewärmt haben. Für den örtlichen Tourismus ist diese Erklärung allerdings wohl zu unspektakulär.
Die Seidenstraßen-Idee habe ich schon gelesen.
Aber wenn es ein regional begrenztes Phänomen ist, wenn nicht die gesamte Seidenstraße entlang asiatische und europäische Gene gemischter sind - wieso ist das dann in Liqian eine Ausnahme? Ich lese gerade, dass wohl kaum ein Händler die gesamte Route abgelaufen ist, dass es Zwischenstationen gab und Parther z.B. ihren Streckenteil „unter Kontrolle“ hatten. Das spräche natürlich gegen eine Durchmischung von Genen.
Einen schönen und möglichst jugendfreien Abend wünsche ich noch allen hier. Von mir aus kanns aber nach 22 Uhr, wenn alle Kinder im Bett sind, auch weniger jugendfrei zugehen. Macht was draus, ich kann mich nicht um alles kümmern.