Hallo miteinander.
Auf eine der frühesten christlichen Inschriften (Grabstele, frühes 3. Jhdt.) steht „D-M“, was für „dis manibus“ steht. Ich würde gerne genau wissen, was damit gemeint ist. Aus dem Wikipedia konnte ich Folgendes entehmen:
Es ist der Dativ Plural zu „manes“ (also Totengeistern/Seelen Verstorbener/Manen). Gibt es zu manes übrigens ein Singular? Oder gibt es das wie „inferi“ nur im Plural?
Der Lateinunterricht liegt Jahre zurück. Es geht aber weniger um die Übersetzung, sondern vielmehr um das Verständnis.
Woher kommt das „dis“? Von „deus“ etwa?
Wem wurde also etwas gewidmet: dem Verstorbenen, den Ahnengeistern oder irgendeiner Gottheit (Genius/Juno)...?
Ich bin wirklich verwirrt.
Und würde die christliche Umdeutung (laut Wikipedia) Sinn ergeben? Wenn man daraus Deo Magno/Maximo macht, widmet man den Grabstein dann nicht Gott?
Weiterhin steht darauf „Liciniae Amiati bene merenti vixit“. Welche Wurzel hat das Wort merenti? Kommt es von „merere“? PPA ist merens, könnte es also daher kommen?
Beste Grüße und schon mal danke im Voraus für eure Antworten.
Re: dis manibus
viator am 25.4.17 um 6:56 Uhr, überarbeitet am 25.4.17 um 7:39 Uhr (Zitieren) I
Ja.
deus, ī (im Nom. Plur. dei, dii, gew. di, Genet. Plur. deorum u. deûm, Dat. Plur. deis, diis, gew. dis, s. Neue-Wagener Formenl.3 Bd. 1. S. 161 ff. u. Georges Lexik. d. lat. Wortf. S. 210; in Inschr. auch diibus u. dibus, s. Neue-Wagener Formenl.3 Bd. 1, S. 190 [Abl. diibus auch *Petron. 44, 16 B.];
Ja.
Re: dis manibus
filix am 25.4.17 um 11:16 Uhr, überarbeitet am 25.4.17 um 11:16 Uhr (Zitieren) II
„vixit“ gehört nicht zu „Liciniae Amiati bene merenti“. Dass die Formel „D•M“ von den Frühchristen zu „Deo Magno“ oder dgl. umgedeutet wurde, ist umstritten - manche sehen darin eher ein Zeugnis für die langsame Lösung einer sich formierenden Religion aus der bestehenden Glaubens- und Vorstellungswelt, in der Altes und Neues nebeneinander besteht.
Habe wohl den ersten satz von filix überlesen. Wie seid ihr euch da so sicher?
Es steht direkt neben merenti.
Re: dis manibus
Klaus am 25.4.17 um 21:23 Uhr, überarbeitet am 25.4.17 um 21:47 Uhr (Zitieren) I
Vixit= sie tat gelebt, das bezieht sich natürlich auf die Verstorbene Licina Amias. Ich denke, dass in dem fehlenden Bruchstück des Grabsteines eine Zahl von Jahren angegeben war.
Grammatikalisch gehört vixit nicht zu dem im Dativ stehenden Namen und dem bene merenti= der wohlverdienten Licinia Amias (Oft werden Personen, denen eine Inschrift gewidmet ist im Dativ angesprochen) Sie hat......Jahre gelebt.
Re: dis manibus
filix am 25.4.17 um 21:37 Uhr, überarbeitet am 25.4.17 um 21:42 Uhr (Zitieren) I
Erstens ergibt das keinen besonderen Sinn, zweitens ist das ja nicht das einzige Exemplar einer derartigen Grabinschrift - man weiß aus zahlreichen Funden, wie eine solche aufgebaut ist. Hier kannst du dir anhand einer epigraphischen Datenbank ein Bild machen: http://edh-www.adw.uni-heidelberg.de/inschrift/suche?qs=merenti&start=20
Interessant. Die Datenbank von filix bestätigt Klaus, vixit steht fast immer Zusammenhang mit dem Alter.
Die Website ist interessant. Wusste gar nicht, dass es sowas gibt.
Dativ ergibt immerhin mehr Sinn als zB. Genitiv/Akkusativ oder Ablativ.
Danke für eure Antworten. Wird wohl Zeit sich wieder mehr mit Latein zu befassen. Die Antike ist doch das interessanteste Zeitalter.