Wie nennt man es, wenn und nicht Gleichartiges, sondern Verschiedenes verbjndet?
Also zum Bsp. Die Kinder trafen sich mit ihren koffern und den Eltern am Marktplatz?
ist das ein Zeugma?
Ja, dein Beispiel enthält ein semantisches Zeugma. Die beiden Präpositionalgruppen erfüllen voneinander abweichende Funktionen: „mit den Eltern“ steht als Präpositionalobjekt, „mit ihren Koffern“ bildet eine freie Modalangabe.
Vielen Dank. Nennt man dies dann auch Zeugma oder gibt es dafür eine andere Bezeichnung?
Re: Stilmittel
filix am 12.11.17 um 11:44 Uhr, überarbeitet am 12.11.17 um 11:52 Uhr (Zitieren)
Die Verbindung des Adverbiales und des Präpositionalobjekts durch die Konjunktion „und“, die ja Gleichrangiges verknüpft, führt in dem Beispielsatz m.E. dazu, dass hinsichtlich des Verbs wechselweise die beiden semantisch nur schwach unterschiedenen Konstruktionsvarianten (sich (= einander) treffen und sich treffen mit) aktiviert werden, da sonst aus der einen oder anderen Perspektive der Reihung die Konstruktion defizient erscheint. Die für ein semantisches Zeugma typische Differenz von Bedeutungssphären bzw. zwischen eigentlicher und metaphorischer Verwendung stellt sich dabei allerdings nicht wirklich ein. Überdies gibt es eine Lesart, in der sich diese Spannung gänzlich auflöst: „Die Kinder trafen sich (= einander) [mit (= samt) ihren Koffern und den Eltern] am Marktplatz.“
Diese, in der Tat ebenfalls mögliche, Interpretation hatte ich nicht erkannt.
Im Hinblick auf die andere Auslegung (nach der Eltern und Kinder erst auf dem Marktplatz zusammenkommen) entsteht aus der Verknüpfung der beiden Präpositionalgruppen der Eindruck, dass beide (eben weil, wie du schreibst, durch „und“ Gleichrangiges verknüpft wird) in Funktion und Bedeutung übereinstimmen, so dass man zunächst meinen könnte, hier sollte in surrealistischer Manier mitgeteilt werden, dass das Treffen sich nicht nur zwischen Eltern und Kindern, sondern auch zwischen Koffern und Kindern ereignete. (Wobei die Begegnung von Kind und Koffer auf einem Marktplatz weniger spektakulär wirkt als die von Nähmaschine und Regenschirm auf einem Seziertisch). Diese, vom Sprecher unbeabsichtigte, jedoch durch die Zusammenziehung suggerierte semantische und syntaktische Gleichartigkeit der beiden Präpositionalgruppen ergibt in meinen Augen ein Zeugma.
Freilich habe ich oben nur von den verschiedenen syntaktischen Funktionen der Präpositionalgruppen gesprochen. Um das Vorliegen eines semantischen Zeugmas zu belegen, müsste auf die unterschiedliche Bedeutung des mit eingegangen werden.
Re: Stilmittel
filix am 14.11.17 um 13:00 Uhr, überarbeitet am 14.11.17 um 13:16 Uhr (Zitieren)
Ich wollte darauf hinaus, dass das von dir beschriebene semantische Zeugma (in der Verspannung unterschiedlicher Bedeutungen der Präposition) erst entsteht, wenn man das lautréamontsche Familientreffen, welches sich durch die gewöhnliche Funktion der Konjunktion ergibt, unterbinden möchte. Dabei handelt man sich aber m.E. zusätzlich ein Problem mit der syntaktischen Konstruktion ein, das unterminierend wirkt. Anders als in einem Beispiel wie „Er verließ die Bar mit Kopfschmerzen und einem Unbekannten im Arm“, bei welchem sich alle der Konjunktion vorangehenden Elemente störungsfrei wiederholen lassen („Er verließ die Bar mit Kopfschmerzen und <verließ die Bar mit> einem Unbekannten im Arm“), erscheint bei einer solchen Probe in unserem Fall der Ausstieg aus der surrealen Szene ohne weitere Ergänzungen bzw. Tilgungen, die über die Funktion der Konjunktion hinausgehen, nicht möglich: „Die Kinder trafen sich mit ihren Koffern und <trafen sich <mit den Koffern> mit> den Eltern am Marktplatz“.
Es ergeben sich bei diesem Satz demnach zwei Lesarten, die frei von einem Zeugma sind (der Fall Lautréamont und die dritte, von mir oben erwähnte Möglichkeit), und eine, in der das semantische Zeugma mit unterschwelligen syntaktischen Defiziten erkauft wird, die ich wenigstens im Augenblick nicht ihrerseits unter Zeugma verbuchen würde.
Maxi scheint ihre Koffer schon gepackt und kein weiteres Interesse an dieser interessanten Diskussion zu haben, die das Niveau eines Schülers/einer Schülerin weit überschreiten dürfte.
Das Offenbare brauchst du nicht extra erwähnen. Von der Höhe (sofern man da von „Höhe“ sprechen darf) deines Niveaus hast du, lieber viator, hier schon ausgiebig Zeugnis abgelegt.
nicht ganz. Ich lese interessiert mit, allerdings ist es nicht so einfach zu verstehen.
Aber eine Bezeichnung für ein derartiges Stilmittel scheint es nicht zu geben, oder?
Es ist einfach nur eine Doppeldeutigkeit?
Vielen herzlichen Dank!!!