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Leider fehlt es solchen alten Inschriften zumeist an korrekter Grammatik und Rechtschreibung.
Wörter - allen voran Zeitwörter bzw. das Zeitwort ‚est‘ - werden oft einfach weggelassen.
Eine derart durcheinandergeworfene und damit unsinnige Satzstellung, wie im ersten Satz, ist mir allerdings neu.
Sofern die dargebotenen Übersetzungen stimmen, gehörten also die Teile wie folgt zusammen?!
1. Satz:
° impia turba = frevelnde Schar
° turba tortorum = Schar von Folterknechten
° turba non satiata = nicht satte Schar
° non satiata Sanguinis innocui = nicht satt des unschuldigen Blutes
° turba aluit = die Schar hat sich genährt
° longas (longOs?!*) furores = die langwierigen Rasereien
= Eine/Die frevelnde, nicht satte Schar von Folterknechten, hat hier die langen Rasereien des unschuldigen Blutes genährt.
Beachtet man die Beistriche nicht bzw. als poetisches Hilfsmittel denn richtig gesetzt, sollte es wohl heißen:
=
Eine/Die frevelnde, unschuldigen Blutes nicht satte Schar von Folterknechten, hat hier die langwierigen Rasereien genährt.
*Gäbe es eine andere Erklärung bzw. Zuordnung für ‚longAs‘?
//
Beim zweiten Satz wird´s m.E. deutlich schwieriger, weil man noch mehr wissen muss, worum es eigentlich geht, aber schauen wir mal genauer hin...
2. Satz:
Erster allgemeiner Fehler:
errette/beschütze/... = spospita (von ‚sospitare‘)
° sospite = Ablativ singular von ‚sospes, sospitis‘ => wohlbehalten, unverletzt, unversehrt
daher:
° Sospite nunc patria = Jetzt durch das unversehrte/mit dem unversehrten Vaterland
° antro fracto = Dativ / Ablativ => der zerbrochenen (von ‚frangere, fregi, fractum‘, sonst wär’s von ‚fractus = schwach‘!) Höhle / durch die/mit der zerbrochene(n) Höhle
° antro funeris = Höhle des Begräbnisses => Grabeshöhle!?
° Mors dira = grauenvoller Tod
° Mors ubi dira fuit = Wo der Tod grauenvoll gewesen ist
° vita salusque (sinnvollerweise zusammengenommen) = Leben und Wohlergehen/Gesundheit
° patent = 3.
Ps.Pl. von patere => sie stehen offen/klaffen
= Jetzt mit dem unersehrten Vaterland, jetzt mit der zerbrochenen Grabeshöhle, wo der Tod grauenvoll gewesen ist, stehen Leben und Wohlergehen offen.
Zusammenfassend:
Eine frevelnde, unschuldigen Blutes nicht satte Schar von Folterknechten, hat hier die langwierigen Rasereien genährt.
Jetzt mit dem unersehrten Vaterland, jetzt mit der zerbrochenen Grabeshöhle, wo der Tod grauenvoll gewesen ist, stehen Leben und Wohlergehen offen.
So ergibt es m.E. sowohl bzgl. des Endes des Terror-Regimes der Jakobiner, als auch bzgl. Poes „Der Brunnen und das Pendel“ einen Sinn.
Für im Deutschen wohlklingendere Umformulierungen ist natürlich reichlich Platz.
Sofern hier noch jemand aktiv ist, bin ich gespannt auf eure Kommentare!
cum gratia latina
Anton