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Der locus amoenus in der Literatur und Kunst der Antike [Bearbeiten]
Der locus amoenus ist seit der Antike eines der Hauptmotive innerhalb der Landschaftsschilderung und wird durch die Nennung als angenehm oder erfreulich angesehener Einzelzüge dieser Landschaft bestimmt (ein kühler Brunnen, eine blumenreiche Wiese, ein schattiger Baum etc.). Unter anderem spielt der locus amoenus innerhalb des Mythos' des goldenen Zeitalters und dem damit zusammenhängenden Motiv des Tierfriedens eine Rolle. In der antiken Literatur lässt sich eine kontinuierliche Entwicklung des Motives feststellen, die von der Bukolischen Dichtung des Theokritos, über die Elysischen Felder des römischen Dichters Vergil bis hin zu den Paradies-Schilderungen der christlichen Dichter reicht.
Übertragen auf die bildende Kunst bevorzugte man zur Darstellung des locus amoenus idealisierte Fluss- oder Meereslandschaften, wobei ein Schwerpunkt auf Szenen lag, die sich am Nil abspielten. Eine andere Form der Darstellung waren paradiesische Szenen, die von Hirten bevölkert wurden (Bukolische Dichtung). Als Ausdruck des Wunsches nach Frieden und Glück verbreitete sich das Motiv in wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten der Spätantike nicht nur innerhalb der dekorativen Kunst, sondern löste im 3. Jahrhundert auch in der Ausstattung von Gräbern die mythologischen Themen ab. Die frühchristliche Kunst übernahm das Motiv ebenfalls, wie noch auf den Zeichnungen zum Kuppelmosaik der Kirche St. Constanza in Rom (um 350 erbaut) zu sehen ist, die eine Uferlandschaft unter alttestamentlichen Szenen zeigt. Vermutlich hatte auch das mittelalterliche Apsis-Mosaik der Kirche St. Clemente in Rom ein ähnliches spätantikes Vorbild.
In der Antike war die Mühle ganz und gar nichts Nettes oder Lauschiges. Es handelte sich nämlich so gut wie nie um eine anmutig rauschende Wassermühle, sondern in aller Regel um eine Göpelmühle (was das ist, weiß Wikipedia).
Der Göpel wurde von einem Zugtier (Esel, Muli, Ochse) angetrieben, dem man dazu die Augen verbinden musste, oder von irgendwelchen bedauernswerten Sklaven - häufig war die Tätigkeit in der Mühle eine Strafe, auf jeden Fall aber eine echte Knochenarbeit.
Klar, die klappernde Mühle am rauschenden Bach. Mich wundert etwas, dass es das Bild schon im MA gab - für meine Begriffe gehörte das bisher in die Romantik.
Woher weißt du (oder wieso bist du dir) „fast sicher“, dass es ein Vorbild in der Antike gab?
Du musst unterscheiden zwischen der Mühle und ihrem Antrieb.
Bei Vitruv, de architectura X,5 habe ich einen Text gefunden über Wassermühlen, aber das ist eine ganz technisch-nüchterne Angelegenheit.
[1] Fiunt etiam in fluminibus rotae eisdem rationibus, quibus supra scriptum est. Circa earum frontes adfiguntur pinnae, quae, cum percutiuntur ab impetu fluminis, cogunt progredientes versari rotam, et ita modiolis haurentis et in summum referentes sine operarum calcatura ipsius fluminis inpulsu versatae praestant, quod opus est ad usum.
[2] Eadem ratione etiam versantur hydraletae, in quibus eadem sunt omnia, praeterquam quod in uno capite axis tympanum dentatum est inclusum. Id autem ad perpendiculum conlocatur in cultrum versatur cum rota pariter. Secundum id tympanum maius item dentatum planum est conlocatum, quo continetur. Ita dentes tympani eius, quod est in axe inclusum, inpellendo dentes tympani plani cogunt fieri molarum circinationem. In qua machina inpendens infundibulum subministrat molis frumentum et eadem versatione subigitur farina.
Wie heißt denn Dein Text?
Ich kann mich erinnern, dass im Erec ein locus amoenus vorkommt, der auch so seine Gefahr enthält, nämlich einen blutrünstigen Ritter.
Im Iwein, glaube ich, ist ein Zauberbrunnen am locus amoenus.
Vielleicht soll die Mühle gar nicht richtig passen.
In der mittelhochdeutschen Literatur ist dies der erste locus amoenus mit einer arbeitenden Mühle.
Im weiteren Verlauf des Textes spielt sie jedoch keine Rolle. Zufällig steht sie gewiss nicht dort. Auch ein Lückenfüller ist nicht wahrscheinlich. Denkbarer ist daher, dass es ein Vorbild gab. Zumal der Autor nachweislich leiteinische Dichter gelesen hat.
Meister Konrad!
Ich kenne: „Jârlanc wil diu linde ...“ Qntal haben das vertont, glaube ich - sehr schön.
Gerade die Epiker haben Topoi aus der lateinischen Literatur (Aeneis) übernommen - aber die Mühle passt nicht.
Vielleicht hat sie einfach eine besondere Funktion, die kein antikes Vorbild hat...
Mir fällt zu diesem Thema Apuleius, „Amor und Psyche“ ein. Und zwar folgende Textstelle:
„...videt fontem vitreo latice perlucidum; medio luci meditullo prope fontis adlapsum domus regia est...“
Zwar keine Mühle, aber doch schonmal ein Wässerchen...