Latein Wörterbuch - Forum
Der größte Gegner Roms tritt ab. — 1228 Aufrufe
Graeculus am 19.5.09 um 22:22 Uhr (Zitieren)
Liberemus diuturna cura populum Romanum, quando mortem senis exspectare longum censent.

So überliefert Livius (XXXIX 9) die letzten Worte Hannibals unmittelbar vor seinem Suizid.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
andreas am 19.5.09 um 22:33 Uhr (Zitieren)
Die Bedeutung eines Menschen erkennt man wohl auch an seinen Feinden ...

Numerus hostium in dies augebatur.

So befreite er also das römische Volk von seiner langandauernden Sorge. Es hatte den Tod des Greises schon lange vorher beschlossen. Eine großmütige Tat. Man hätte seine Leiche sicher auf dem Forum ausgestellt ...
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
vulpes Latinus am 20.5.09 um 8:49 Uhr (Zitieren)
Was soll man mit dem Satz anfangen? Ihn übersetzen oder seinen Senf dazugeben?
Im Text steht nichts von einem Beschluss der Römer.
Hannibal meint, durch seinen Selbstmord die Römer von einer lange Zeit her schon hegenden Sorge zu befreien, da es ihrer Meinung nach eine langdauernde Angelegenheit sei, auf den natürlichen Tod des Alten warten zu müssen.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 20.5.09 um 15:03 Uhr (Zitieren)
Andreas hat wohl recht: Die Römer wollten Hannibal - gleich tot oder erst lebendig und später tot. Seine Auslieferung war ihre Friedensbedingung für den König von Bithynien.

Was „man“ mit dem Satz anfangen soll? Vielleicht interessiert er jemanden, dachte ich. Man kann auch darüber nachdenken, wenn man möchte.
Falls ich was übersetzt haben will, schreibe ich das schon dazu.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 20.5.09 um 15:12 Uhr (Zitieren) I
Ich habe Andreas' Gedanken zu diesem Satz nicht als dessen Übersetzung aufgefaßt; dazu kann er zu gut Latein. Es waren nur Gedanken dazu - richtige, wie ich meine.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
andreas am 20.5.09 um 18:22 Uhr (Zitieren)
Ich bin nicht davon ausgegangen, dass der Satz übersetzt werden sollte. Das kann Graeculus selber. Als historisch interessierter Mensch finde ich es einfach schön, wenn solche Zitate einfach nur aus Gründen der Bildung auftauchen ...
Kann ja auch anregen.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 21.5.09 um 23:20 Uhr (Zitieren)
Gerade habe ich gefunden, daß auch Plutarch eine Version der letzten Worte Hanniblas überliefert, so gar eine ausführlichere:
[„Liberemus tandem diuturna cura populum Romanum, quando mortem invidiosi senis exspectare longum & grave censuit. Non memorabilem tamen feret victoriam Quintius, neque maioribus dignam, qui Pyrrho armato hosti & victori secreto per legatos imminens veneficium indicaverunt.“

(Quelle: Plutarch, Parallelbiographien, Titus Quintius Flaminius 20, 10-11)
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 21.5.09 um 23:25 Uhr (Zitieren)
Flaminius war der „Jäger“ Hannibals. Deshalb findet sich der Bericht in dieser Biographie.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 21.5.09 um 23:26 Uhr (Zitieren)
Es ist doch klar,
daß ein Mann wie Hannibal
in den Vorstellungen der Menschen
nicht ohne „große Worte“ von dieser
Welt abtreten konnte.

Das Ende Hannibals war jedenfalls erbärmlich...

Wahr ist allerdings auch,
daß nach Hannibal Rom zum Imperialismus kam.

Die Wölfin verteidigte nach Hannibal
nicht mehr, sondern griff an,
wütend wie irrsinnig...
(Karthago, Korinth, usw...)
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 21.5.09 um 23:33 Uhr (Zitieren)
zum Thema Hannibal empfehle ich mal einen Roman

Gisbert Haefs, „Hannibal, der Roman Karthagos“

Ist natürlich großenteils Fiktion, aber sehr gut geschildert und erzählt
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 21.5.09 um 23:36 Uhr (Zitieren)
Ich möchte gerne glauben, daß manche der schönen Aussprüche Hannibals wahr sind. Etwa wie er Antiochos III. zum Krieg gegen Rom riet, und als dieser die schlechten Befunde der Haruspices dagegenhielt, antwortete: „Willst du nun lieber einem Stück Kalbfleisch vertrauen oder einem alten Feldherrn?“
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 21.5.09 um 23:40 Uhr (Zitieren)
Es war aber nun mal niemand zugegen,
als sich Hannibal das Leben nahm...

(Vielleicht hat er ja auch nur ganz vulgär geflucht,
im alten Soldatenjargon...)
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 21.5.09 um 23:41 Uhr (Zitieren)
Haefs steht bei mir im Rregal. Ein gutes Buch!
Ein letztes Wort Hannibals erwähnt er freilich nicht. Aber, auch nicht schlecht: „... der größte Stratege, der aus dieser Umfassung keinen Ausweg mehr finden konnte, küßte zum letzten Mal Elissa.“ (S. 638)
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 21.5.09 um 23:42 Uhr (Zitieren)
Bemerkung:
Sein Widersacher Scipio, der ihm die einzigste,
entscheidende Niederlage beigebracht hatte,
starb ebenso einsam und verbittert...
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 21.5.09 um 23:49 Uhr (Zitieren)
Graeculus schrieb am 21.05.2009 um 23:41 Uhr:
Haefs steht bei mir im Regal. Ein gutes Buch!


:-)

Auf der selben Seite:
„Besser das, alswie Syphax in einem römischen Keller zu verrecken.“

Rom hielt sich ja für nobel,
aber hat einen Mann wie Vercingetorix jahrelang
eingekerkert, um ihn dann bei Nacht und Nebel hinterrücks erdrosseln zu lassen.

Da versagte die Pax Romana und das Ius Romanum
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 21.5.09 um 23:50 Uhr (Zitieren)
Wo steht denn der Bericht vom Tode Scipios? Plutarch hat keine Biographie von ihm. Livius?
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 22.5.09 um 0:05 Uhr (Zitieren)
uih..

Ich kann jetzt nicht stante pedes Quellen angeben..

Es ist auch mehr mein eigenes Urteil,
was ich mir erlaubt habe zu bilden.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 22.5.09 um 0:11 Uhr (Zitieren)
Hab' nachgeschaut: Livius, Orosius, Valerius Maximus berichten sein Leben.
Plutarch soll was über ihn geschrieben haben, ist aber nicht überliefert.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 22.5.09 um 0:22 Uhr (Zitieren)
es gab ja nach dem 2.Punischen Krieg
in Rom die Anklagen gegen die Scipionen-Brüder,
Scipio Africanus (der Hannibal-Besieger)
entzog sich der Anklage bzw.
soll ja die Bücher zerrissen haben und
so seine Ankläger lächerlich gemacht haben.

Es war ihm wohl zuwider
und durch ein freiwilliges Exil auf seine(wohl komfortablen) Güter hat er demonstriert,
was er von der Affäre gehalten hat..

(nur, die Hoffnung auf einen Ruf zur Rückkehr
nach Rom war wohl vergebens...)
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 22.5.09 um 0:25 Uhr (Zitieren)
Es handelt zwar von dem anderen Scipio (Aemilianus), aber es ist gut:
Als nun Scipio diese Stadt [Karthago] in völliger Vernichtung enden sah, eine Stadt, die seit ihrer Gründung siebenhundert Jahre lang geblüht und über ein so großes Gebiet auf dem Festland, über so viele Inseln und über das Meer geherrscht hatte, die im Besitz an Waffen, Schiffen, Elefanten und Geld es mit den größten Reichen aufgenommen, an Unternehmungsgeist und Mut sie sogar übertroffen hatte, ja die noch nach dem Verlust ihrer Schiffe und Waffen drei Jahre lang einen so harten Krieg und eine so schwere Hungersnot ausgehalten hatte – da soll er in Tränen ausgebrochen sein und unverhohlen das Schicksal der Feinde beweint haben. Er fiel in tiefes Nachdenken, und es wollte ihm scheinen, daß das Geschick der Städte, der Völker und Reiche einem ebenso unerbittlichen Wechsel unterworfen sei wie das der Menschen: Das war doch das Los von Ilion gewesen, einer sonst so glücklichen Stadt, das Los des assyrischen, des medischen und des nach ihnen zu gewaltiger Größe angewachsenen persischen Reiches, das Los schließlich der eben erst gefallenen glänzenden Herrschaft der Makedonen. Da sprach er – es war undeutlich mit welcher Absicht – die Worte des Dichters [Homer]:

Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt
Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs.

Dem Polybios , der ihn als einstiger Lehrer freimütig fragte, was er mit diesen Worten sagen wolle, soll er geantwortet haben: mein eigenes Vaterland.

(Appian, Römische Geschichte VIII)
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 22.5.09 um 0:34 Uhr (Zitieren)
tja,
@care Graecule,
das alte und das aktuelle Problem...

auch Präsident Obama steht genau vor dieser Frage:

Darf man wg. den Verfehlungen weniger oder einiger die Gesamtheit bestrafen?
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 22.5.09 um 0:39 Uhr (Zitieren)
Appian VIII 132
Die Verse der Ilias: VI 448 f.
The day shall come in which our sacred Troy
And Priam, and the people over whom
Spear-bearing Priam rules, shall perish all.

Das ist eine gut klingende Übersetzung ... aber erstmal das griechische Original!
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 22.5.09 um 0:43 Uhr (Zitieren)
"The day shall come in which our sacred country
And Barack, and the people over whom
Hope-bringing Barack rules, shall perish all."

„... und es wollte ihm scheinen, daß das Geschick der Städte, der Völker und Reiche einem ebenso unerbittlichen Wechsel unterworfen sei wie das der Menschen ...“
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 22.5.09 um 1:16 Uhr (Zitieren)
meine Meinung:
culpa omniorum non est
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 22.5.09 um 1:16 Uhr (Zitieren)
es gibt keine „Erbsünde“
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Graeculus am 22.5.09 um 1:36 Uhr (Zitieren)
omnium, omnium

Auch ich sehe darin keine Schuld. Aber ich sehe die Veränglichkeit in allem ... und derzeit ahne ich das Ende einer Ära - derjenigen Ära, in der wir gelebt haben.
Wenn heute ein deutscher Konzern händeringend Kapital sucht, dann wendet er sich nicht mehr in Richtung USA, denn die sind pleite, sondern blickt nach China.
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 22.5.09 um 2:03 Uhr (Zitieren)
@amice Graecule
dann fangen wir doch schon mal an zu üben:

我 马 特色

Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Bibulus am 22.5.09 um 2:05 Uhr (Zitieren)
Bemerkung:
Chinesisch ist noch einfacher als Englisch!
(nur die Schrift, die Schrift ist fast nicht zu lernen...)
Re: Der größte Gegner Roms tritt ab.
Idee fix am 22.5.09 um 3:55 Uhr (Zitieren)
Meiner Meinung nach wird China überschätzt. Die werden durch die Krise auch hart getroffen, 30% Wirtschaftsrückgang. Na gut, die hatten auch die in letzten Jahren Werte, die wir Deutschen seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben. Aber wenn sie auf Dauer international an die Spitze kommen wollen, brauchen sie die Anerkennung des Abendlandes und dazu muss und wird sich da sozial einiges ändern. Das wird solche Unsummen verschlingen, dass die Wirtschaft erstmal wieder in den Keller geht. Der Tag wird kommen, an dem wir auf dem McDonalds Spielzeug „made in EU“ lesen werden können. Also ich würde nicht unbedingt in China investieren. Und ich bin immerhin der, der eure Renten zahlt.^^
 
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