und was sagt der Georges?
radix
2) insbes.: a) = Ursprung, Stamm, Quelle, patientiae, Cic.: Marium ex isdem, quibus nos, radicibus natum, Cic.: Apollinis, d.i. Stamm, Plin. – v. etymol. Ursprung, Varro LL. –
Demnach haben Cicero und Plinius also „Küchenlatein“ geschrieben...
Passt sehr gut? radix mag schon mal in dieser Bedeutung vorkommen.
fons, causa wären die typischen lat. Begriffe.
Der Stowasser ist mir nicht so heilig.
Etwas ganz anderes: Ex invidia omnia mala gignuntur.
Re: neid ist die wurzel allen übels
vulpes Latinus am 21.5.09 um 1:12 Uhr (Zitieren) I
Es tut mir leid, trotz Georges und was du alles anführst, lieber Bibulus.
Man müsste zuerst einmal die einzig relevante Stelle mit patientiae genauer anschauen.
Insgesamt kommt es mir darauf an, nicht pappen, sondern lateinisch denken!
Für „Neid ist die wurzel allen übels“ und ähnliche Sprüche sind eine Menge Zitate aus der lateinischen Literatur überliefert:
1. Radix enim omnium malorum est cupiditas (1. Timotheus 6,10)
2. Avaritia prima scelerum mater (Claudianus)
3. Avaritia omnia vitia habere putabant (Cato Maior)
4. Avaritia omnium vitiorum fundamentum est (Seneca)
5. Ex avaritia omnia scelera ac maleficia gignuntur (Cicero)
Danke, Lateinhelfer! Es gibt also viele Möglichkeiten.
Aber ich habe einfach, nescio cur, eine innere Abneigung gegen die wörtliche Übersetzung mit „radix“.
Bin ich wieder missverstanden worden.
Ich hebe auch nichts und niemand in den Himmel, aber man kann nicht aus einem Bauchgefühl heraus gleich mit dem Urteil „Küchenlatein“ operieren.
Lieber Plebeius, glaube ja nicht, die lateinischen Nativspeaker hätten zu jeder Zeit immer bestes Latein von sich gegeben. Mir jedenfalls ist mein lateinisches Sprachempfinden mehr wert als eine einzelne in irgendeinem Lexikon vorkommende Floskeln.
Lieber Plebejus, mir gefällt einfach der Radi(x) in diesem Zusammenhang nicht und ich würde jede andere vom Lateinhelfer vorgeschlagene Übersetzung vorziehen.
Aber das ist doch ein Streit de barba imperatoris.
Augustinus, Sermones 179/A 5.(27ff):
...Caritas radix est omnium operum bonorum. Sicut enim: Radix omnium malorum cupiditas, sic radix omnium bonorum caritas.....
Es ist durchaus legitim und richtig zu sagen,
„mir gefällt der Ausdruck nicht,“
und dann eine Alternative anbietet,
aber es ist dumm und arrogant es mit
„... weil es Küchenlatein ist“ zu begründen,
wenn eben dieser Ausdruck von seit jahrtausenden
anerkannten Schriftstellern in genau dem gesuchten
Zusammenhang gebraucht wurde.
Man kann sich natürlich anmaßen,
die Lateinische Sprache neu zu erfinden
und ihren Wörtern und Vokabeln eine neue Bedeutung geben.
(Wenn ich einen allgemein verständlichen Begriff verwende, der meinen Gedanken manifestieren kann
(radix -> Wurzel), dann ist dieser Begriff doch wohl
der richtige?)
Aber lassen wir das,
es sind ja genug Varianten des Gewünschten
in diesem Thread geschrieben worden.
Mir gefällt „Wurzel“ nicht, „Ursprung“ wäre hier besser. ;-)
Der deutsche Spruch ist ja bildlich! Warum der lateinische nicht?
Ich versuche seit Jahren ein gutes lateinisches Sprachgefühl zu bekommen, habe aber immer den Eindruck gehabt, dass ich an lateinischen Texten nicht vorbeikomme. Anders hätte ich ja ein „Sprachgefühl“, das aus dem Aether kommt.
Lieber Arborius, mir war einfach radix auf den ersten Blick zu bildhaft und wörtlich. Deshalb wich ich - ohne irgendein Lexikon zu Rate gezogen zu haben - auf andere Entsprechungen aus. Ich muss aber zugeben, dass diese Bedeutung durchaus vorkommt. Gut. Errare humanum est. Iace lapidem primum!
Sprachgefühl bekommt man natürlich nur aus der Beschäftigung mit Originaltexten.
Aber wie jedes Gefühl ist auch das Sprachgefühl subjektiv, manchmal zu sehr fixiert und kann sich täuschen.
Lieber Arborius, mir war einfach radix auf den ersten Blick zu bildhaft und wörtlich. Deshalb wich ich - ohne irgendein Lexikon zu Rate gezogen zu haben - auf andere Entsprechungen aus. Ich muss aber zugeben, dass diese Bedeutung durchaus vorkommt. Gut. Errare humanum est. Iace lapidem primum!
Sprachgefühl bekommt man natürlich nur aus der Beschäftigung mit Originaltexten.
Aber wie jedes Gefühl ist auch das Sprachgefühl subjektiv, manchmal zu sehr fixiert und kann sich täuschen.
Care vulpes, warum so apologetisch?
Ich habe nichts gegen andere Übersetzung, und ich suche häufig nicht nach Belegstellen für bestimmte Wörter - weil ich nicht dran denke. Wörter müssen manchmal genügen, wenn auch Cicero im Rücken viel besser ist.
Ich meinte ja nur, dass auch der deutsche Spruch sehr bildlich ist. Deshalb fand ich die Diskussion zum Schmunzeln. Das war kein Stein!
In diesem Thread hat man mal gesehen, wie gefährlich es ist, wenn man ein Wort oder Satz für „unlateinisch“ oder „Küchenlatein“ bezeichnet, wenn man sich nicht 100% sicher ist. Gerade „radix“ ist gängig und man findet es in vielen Belegen.(siehe oben). Ich denke,man sollte schon nach den Belegen gehen, da Latein ja nicht mehr gesprochen wird, aber auch Latein hatte in seiner Entwicklung viele gleichwertige Ausdrucksmöglichkeiten. Und man sollte sich immer klar sein, dass 90% (oder mehr) das Latein, das gelehrt wird, gar nicht gesprochen haben (vgl.Vugärlatein, das ich manchmal viel interessanter finde als die Hochsprache)......
Übringens entspringen nach Cicero „alle Verbrechen und Übeltaten“ nicht wirklich der avaritia, sondern der luxuria:
In urbe luxuries creatur, ex luxuria exsistat avaritia necesse est, ex avaritia erumpat audacia, inde omnia scelera ac maleficia gignuntur (Sex Rosc 75).
Lateinhelfer schrieb am 04.11.2008 um 16:43 Uhr:
@neugieriger:
Schau, ähnlich ist das Sprichwort:
AVARITIA EST RADIX OMNIUM MALORUM
-> Die Habsucht ist die Wurzel allen Übels