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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Superlative steigern (254 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 30.05.2024 um 12:54 Uhr (Zitieren)
Die Neigung, Superlative zu steigern (extremst, intimst, vollster usw.), hat es anscheinend auch in der Antike schon gegeben. Jedenfalls schreibt Phrynichos in seinen Eklogen:
Ἔσχατον χρὴ λέγειν, οὐχὶ ἐσχατώτατον, εἰ καὶ μάρτυρα παρέχοι τις.

(Phrynichi Eclogae nominum et verborum Atticorum. Ed. Chr. August Lobeck. Leipzig 1820, S. 155)
Re: Superlative steigern
Andreas schrieb am 30.05.2024 um 14:36 Uhr (Zitieren)
Macht das logisch Sinn?
Oder ist das lediglich eine Form der Hyperbel als
Stilmittel?
Unter was fällt das? Emphatische Ausdrucksweise?
Re: Superlative steigern
Bukolos schrieb am 30.05.2024 um 19:05 Uhr (Zitieren)
Nun ist ja weder die Form ἔσχατος ein Superlativ noch voll, ebensowenig extrem oder intim (auch wenn letztere von Superlativbildungen entlehnt sind): Von der Morphologie her steht einer Komparation dieser Lexeme nichts im Wege.

Zwar können die genannten Ausdrücke in ihrer Lexemsemantik bereits im Positiv den höchsten Grad einer Eigenschaft bezeichnen, sind aber, wie die meisten Lexeme, polysem und werden je nach Kontext auch zur Bezeichnung graduierbarer Eigenschaften verwendet: Eine volle U-Bahn ist nicht in derselben Weise voll wie eine volle Stunde. Und auf dem Zauberberg kann "sich Frau Stöhrs große Unbildung im vollsten Licht" zeigen. (Belegstellen für gegenteilige Ansichten lässt Phrynichos in seinem Rigorismus freilich nicht gelten.)
Re: Superlative steigern
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 31.05.2024 um 09:41 Uhr (Zitieren)
Faszinierender Beleg für ein 'nil novi' auch im Sprachlichen: Spracheiferer nehmen die "bösen" Sprachverhunzer aufs Korn, vor 2.500 Jahren wie heute. (Die Klagen der Lehrer über aufsässige, faule und unbegabte Schüler reißen ja auch seit pharaonischen Zeiten nicht ab ...) :-)

Danke wieder einmal, Γραικύλε, fürs Präsentieren eines solchen erheiternden Einblicks in die menschliche Seele und die Dauerhaftigkeit sozialer Denk- und Verhaltensmuster.
Re: Superlative steigern
Bukolos schrieb am 02.06.2024 um 09:02 Uhr (Zitieren)
Wie weit die Wirksamkeit der alexandrinischen und kaiserzeitlichen Attizisten reichte, mag eine Stelle aus Xenophons Hellenika illustrieren, wo ein Teil der Handschriften τὰ πάντων ἐσχατώτατα παθών (Hell. 2, 3, 49) überliefert, ein Teil aber in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der Ekloge des Phrynichos ἔσχατα schreibt.

Man kann es beinahe ein Wunder nennen, wenn, wie hier, einmal eine der auf die Proskriptionslisten der Attizisten geratene Wortform in einem attischen Text bewahrt wurde. Denn ein gebildeter Kopist vertraute der Autorität der Sprachnormierer möglicherweise mehr als der Genauigkeit seiner Vorlage.
Re: Superlative steigern
Johannes schrieb am 02.06.2024 um 11:57 Uhr (Zitieren)
Es gibt da noch den paronomastischen Intensitätsgenitiv zur Superlativbildung.

König der Könige
Diener der Diener (Gottes)
das Buch der Bücher
(quasi eine Superlativbildung auf nominaler Basis.)

Mir ist das mal im Hebräischen begegnet im Buch
Kohelet (Windhauch der Windhauche).
In der Septuaginta und Vulgata wird das nachgemacht:

Ματαιότης ματαιοτήτων, εἶπεν ὁ Ἐκκλησιαστής,
ματαιότης ματαιοτήτων, τὰ πάντα ματαιότης.

vanitas vanitatum dixit Ecclesiastes
vanitas vanitatum omnia vanitas

Koh 1,2
 
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