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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Caesars weitere Werke (165 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 02.09.2024 um 00:14 Uhr (Zitieren)
Sueton, Divus Iulius 56:
[...] Wir haben von ihm auch noch die „Analogie [de analogia]“ in zwei Büchern, den „Anticato [Anticatones]“, ebenfalls zwei Bücher, und außerdem ein Gedicht mit dem Titel „Die Reise [Iter]“. Das erste Werk verfaßte er beim Übergang über die Alpen, als er aus dem Diesseitigen Gallien – die Gerichtstage hatte er gerade abgehalten – zu seinem Heer zurückkehrte, das zweite hat er um die Zeit der Schlacht bei Munda niedergeschrieben, das letzte schrieb er in den vierundzwanzig Tagen, während derer er von Rom ins südliche Spanien zog.

Auch seine Briefe an den Senat gibt es noch. Hierbei scheint er zum ersten Mal eine neue Form gewählt zu haben: die Darstellung auf Einzelseiten und in Buchform, wie sie für die Notiz von Denkwürdigem möglich war, während früher Konsuln und Feldherren Schriftliches auf großem Querbogen absandten.

Ferner existieren noch Briefe an Cicero, ebenso an seine Vertrauten [ad familiares] über häusliche Angelegenheiten. Darin hat er das, was wirklich geheim an sein Ziele kommen sollte [si qua occultius perferenda erant], in Chiffren [per notas] geschrieben, d.h. die Reihenfolge der Buchstaben war stets so, daß sie kein Wort ergaben: sollte jemand hinter die Nachricht kommen und sie fließend lesen wollen, so muß er immer den vierten Buchstaben des Alphabets, also D für A austauschen, entsprechendes gilt für den Rest des Alphabets.

Man kennt aber auch noch einige Briefe, vielleicht aus seiner Jugendzeit, z.B. „Das Lob des Hercules [Laudes Herculis]“, eine Tragödie „Oedipus“, ferner „Gesammelte Aussprüche [Dicta collectanea]“.

Die Veröffentlichung aller dieser Schriften verbot Augustus schlechthin in einem ganz kurzen Schreiben an Pompeius Macer, dem er die Verwaltung der Bibliotheken übertragen hatte.

(C. Suetonius Tranquillus: Die Kaiserviten – De Vita Caesarum. Herausgegeben von Hans Martinet. Düsseldorf/Zürich 1997, S. 94-97)
Re: Caesars weitere Werke
Γραικύλος schrieb am 02.09.2024 um 15:39 Uhr (Zitieren)
Warum mag Augustus die Veröffentlichung all dieser Schriften verboten haben?
Re: Caesars weitere Werke
Bukolos schrieb am 05.09.2024 um 12:24 Uhr (Zitieren)
Was die Verse betrifft, so mag deren Qualität nicht zum Bild des Vergöttlichten,* deren Inhalt nicht zum sittlichen Programm des Augustus gepasst haben (wenn es stimmt, dass Caesar, wie Plinius minor behauptet,** versiculos severos parum verfasst hat).

* Fecerunt enim et carmina et in bibliothecas rettulerunt, non melius quam Cicero, sed felicius, quia illos fecisse pauciores sciunt. - Denn sie [sc. Caesar und Brutus] haben auch Gedichte gemacht und in die Bibliotheken gebracht; sie haben es nicht besser als Cicero getan, aber glücklicher, weil weniger Leute wissen, daß sie <welche> gemacht haben. [Tac. dial. 21, 6, Übers. Volkmer]

** ep. 5, 3, 5.
Re: Caesars weitere Werke
Γραικύλος schrieb am 05.09.2024 um 13:24 Uhr (Zitieren)
Gut, das sittliche Programm des Augustus mag Caesar nicht verinnerlicht haben. Doch wenn man sich die Liste der Titel bzw. Themen anschaut, ist nicht einsichtig, warum die literarische Qualität gegenüber "De bello gallico" und "De bello civile" abgefallen sein sollte.
Bei Briefen in Geheimschrift ist mir der Grund klar.
Re: Caesars weitere Werke
Bukolos schrieb am 05.09.2024 um 14:48 Uhr (Zitieren)
Worauf sich die Angabe bezieht, Augustus habe untersagt, quos omnis libellos der Öffentlichkeit in den Bibliotheken zugänglich zu machen, lässt sich schwer einschätzen. Erstreckt sie sich nur auf die zuletzt genannten ab adulescentulo quaedam scripta? Bezieht sie sich auch auf das davor Aufgelistete?

Abgesehen davon lässt sich die Tatsache, dass uns nur noch die Commentarii (und einige Briefe Caesars) zugänglich sind, nicht auf Augustus' Erlass zurückführen. Gellius und andere nachaugusteische Autoren zitieren aus den Reden, aus De analogia, aus den Anticatones. Und Sueton selbst überliefert einige Verse Caesars in seiner Terenzvita.
Re: Caesars weitere Werke
filix schrieb am 05.09.2024 um 17:48 Uhr (Zitieren)
Bei den bibliothecas handelte es sich vermutlich nicht um beliebige Einrichtungen des Reiches, die Augustus alle beeinflussen könnte, sondern um die von ihm auf dem Palatin gegründete Bibliotheca (Templi) Apollinis mit einer griechischen und einer lateinischen Sammlung.

Republican practices, naturally enough, were by and large continued in the libraries of the early Empire. Augustus (when he was still Octavius) assembled what apparently was, or subsequently became, an exceptional collection of manuscripts, built a home for it within the sacred precinct of Apollo on the Palatine hill, and in 28 BC dedicated precinct, temple, and library all together.He delegated the task of organizing the book rolls in this new library to a man named Pompeius Macer, about whom, unfortunately, we know nothing else for certain.


(Houston, G. W. (2014). Inside Roman Libraries: Book Collections and Their Management in Antiquity.  University of North Carolina Press, S. 221)

In der Übersetzung liest sich das hingegen nach Zensur in einer zentralistischen Kontrollstruktur, die nicht nur den Zugang zu Beständen blockiert, sondern auch jede Art von weiterer Publikation, wie wir das heute verstehen, unterbinden soll. Es geht aber vermutlich mehr um einen symbolischen Ausschluss aus der mit ihrem Begründer verknüpften Bibliothek, d.h. der Brief ist wohl ebenso wichtig wie der in ihm angeordnete Akt.
Re: Caesars weitere Werke
Γραικύλος schrieb am 05.09.2024 um 22:53 Uhr (Zitieren)
Danke für diese Deutung, welche die Erwähnung des Namens Pompeius Macer verständlich macht.
Re: Caesars weitere Werke
Bukolos schrieb am 06.09.2024 um 12:44 Uhr (Zitieren)
Ungeachtet der Gefahr der Irreführung, die von Martinets Übersetzung offenbar ausgeht, sollte zu ihrer Verteidigung erwähnt werden, dass es, abgesehen von den stadtrömischen, im gesamten Reich damals wohl schlichtweg keine öffentlichen Bibliotheken mit lateinischer Literatur gab. Der Divus Iulius-Kommentar von Butler/Cary legt nahe, dass Pompeius Macer nicht nur die Bibliothek auf dem Palatin, sondern auch die beiden anderen, die bibliotheca Octaviae und die von Asinius Pollio gegründete, unterstellt waren. Im Text ist von ordinandas bibliothecas - im Plural - die Rede, was man zwar auf die beiden Abteilungen der bibliotheca Palatina beziehen kann, aber eben auch auf die drei genannten Bibliotheken insgesamt. Da sich alles, was wir über einen Pompeius Macer in Zusammenhang mit Bibliotheksverwaltung wissen, aus der vorliegenden Suetonstelle speist, kann hier nur spekuliert werden. Wir wissen auch nicht, ob vetuit ... publicari bedeutet, dass die betroffenen Texte ganz aus der oder den Bibliotheken entfernt oder dass sie nur in einem geschlossenen Magazinbestand zurückgehalten wurden.

Jedenfalls wäre die Entfernung von lateinischen Texten aus den öffentlichen Beständen der Bibliotheken Roms, auf die die damalige Buchproduktion, wollte sie sich auf eine gesicherte Textgrundlage stützen, zurückgreifen musste, einer Zensurmaßnahme gleichgekommen. Dass diese - wenn es sie so, wie es Martinets Übersetzung nahelegt, gegeben hat - nur bedingt wirksam war, zeigen freilich die Gelliuszitate der Caesartexte oder auch das erhaltene ovidische Corpus.
Re: Caesars weitere Werke
Γραικύλος schrieb am 06.09.2024 um 16:41 Uhr (Zitieren)
Wenn Gellius und andere aus diesen Texten zitiert haben, können sie klarerweise nicht vollständig unterdrückt worden sein.
 
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