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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Pfau (55 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 01.10.2024 um 00:04 Uhr (Zitieren)
Romulus Anglicus (11./12. Jhdt.) 79:
Pavo cepit aliquando mestus esse, pro eo quod dulcem non haberet vocem, et adiit Creatorem suum, conquerens ei quod dulci organo vocis destitutus esset. Respondens Creator: Nonne decentissimo pennarum honore feliciter ornatus es? Vere, inquit Pavo: sed nichil michi beatitudinis in hoc attributm esse timeo, si cetere volucres propter vocis inepciam me contempnunt. Quid enim michi valet decor pennarum, cum Luscinia, que minima fere est avis, vocis sue dulcedine me superet? Desiste, inquit Creator, vanas ingerere querulas, quia in te uno non omnes convenire possunt gracie; quelibet enim avis ei quod natura dedit debet esse contenta: tu decore splendes, Aquila viribus viget, Liscinia vocis placet dulcedine, Corvus crocitat, Columba gemit, Grus tempus monstrat et auguria, Hyrundo auroram modulis salutat, Vespertilio in vespere volat, Gallus horarum est vates; nullam natura dimisit inmunem. Non ergo amplius exigere debes quam quod Creator concessit.

Moralitas. Omni homini sua debet sufficere sors et condicio, et nullus habet alii invidere graciam quam Deus ei contulerit. Pauper, contentus eo quod habet, dives est; dives vero, dum semper ampliora cupit, pauper est.

Der Pfau wurde einmal traurig, weil er keine schöne Stimme hatte, und wandte sich an seinen Schöpfer; bei ihm beklagte er sich, weil ihm der Stimme wohllautendes Organ versagt sei. Der Schöpfer antwortete: „Bist du nicht aufs schönste mit der Pracht deiner Federn geziert?“ – „Das ist wahr“, sagte der Pfau, „doch fürchte ich, daß mir daraus keine Zufriedenheit erwächst, wenn die anderen Vögel mich wegen meiner abstoßenden Stimme verachten. Denn was nützt mir der Federn Zier, wenn die Nachtigall, die fast der kleinste Vogel ist, mich mit der Anmut ihrer Stimme übertrifft?“ – „Laß ab“, sprach der Schöpfer, „eitle Klagen vor-zubringen, weil nicht in dir allein alle Gnaden zusammenkommen können: jedweder Vogel muß mit dem, was ihm die Natur gegeben hat, zufrieden sein. Du strahlst in Schönheit, der Aar ist von mächtiger Kraft, die Nachtigall gefällt durch ihrer Stimme Süße, der Rabe krächzt, die Taube gurrt, der Kranich zeigt die Jahreszeiten und Vorzeichen an, die Schwalbe grüßt mit ihrer Weise das Morgenrot, die Fledermaus fliegt am Abend, der Hahn ist der Sänger der Stunden – keinem hat die Natur eine Gabe versagt. Drum darfst du nicht mehr verlangen, als was der Schöpfer dir zugebilligt hat.“

Moral: Jedem Menschen soll sein Los und sein Stand genügen, und niemand soll einen anderen um die Gnade, die ihm Gott verliehen hat, beneiden. Ein Armer, der mit dem, was er hat, zufrieden ist, ist reich; ein Reicher aber, wenn er immer mehr begehrt, ist arm.

(Lateinische Fabeln des Mittelalters. Hrsg. v. Harry C. Schnur. München 1979, S. 180-183)

Gespannt bin ich, ob der KI auffällt, daß hier die Fledermaus zu den Vögeln gezählt wird.

 
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