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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Diodor über Sardinien (70 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 28.10.2024 um 00:05 Uhr (Zitieren)
Diodorus Siculus, Bibliotheké V 15, 1-6:
An Kyrnos (1) schließt sich eine Insel namens Sardinien an, etwa so groß wie Sizilien und bewohnt von Barbaren, die Iolaeier heißen und Nachkommen derer sein sollen, die sich mit Iolaos und den Thespiaden dort niedergelassen haben; denn in den Zeiten, da Herakles seine berühmten Taten vollbrachte, hatte er zahlreiche Söhne von den Töchtern des Thespios, und diese schickte er gemäß einem Orakelspruch zusammen mit einer stattlichen Streitmacht von Griechen sowie Barbaren nach Sardinien, um dort eine Kolonie anzulegen.

Iolaos, der Neffe des Herakles, der zum Führer des Unternehmens bestellt war, nahm die Insel in Besitz, gründete dort ansehnliche Städte und nannte, nachdem er das Gebiet durch Loswurf verteilt hatte, die Leute nach sich Iolaeier. Er schuf auch Gymnasien, Göttertempel und alles, was sonst noch das Menschenleben beglückt. Bis auf den heutigen Tag haben sich Erinnerungen an ihn erhalten; denn die besten Gefilde leiten ihren Namen von ihm ab und heißen Iolaeia, während die Masse des Volkes bis jetzt die ihr von Iolaos verliehene Bezeichnung beibehalten hat.

Der wegen der Koloniegründung ergangene Orakelspruch enthielt auch die Zusage, daß den Teilnehmern an der Kolonie die Freiheit für alle Zeiten erhalten bleibe, und tatsächlich kam es so, daß der Orakelspruch wider Erwarten bis heute den Einwohnern die Selbständigkeit unerschüttert bewahrte.

Obwohl nämlich die Karthager ihre Macht ausdehnten und sich der Insel bemächtigten, vermochten sie doch nicht die bisherigen Bewohner der Insel zu unterwerfen, vielmehr flüchteten schutzsuchend die Iolaeier ins Bergland, legten dort unterirdische Behausungen an und hielten viele Rinderherden, die ihnen Nahrung in Hülle und Fülle lieferten. So konnten sie sich mit Milch, Käse und Fleisch hinreichend versorgen und[,] da sie sich aus den ebenen Landstrichen zurückgezogen hatten, auch noch der Mühe des Ackerbaues entgehen, vielmehr als Bewohner der Bergregion ein Leben ohne harte Arbeit führen und sich dauernd der schon genannten Nahrungsmittel erfreuen.

Die Karthager zogen wohl mehrfach mit beachtlichen Streitkräften gegen sie zu Felde, doch wegen des unwegsamen Geländes und der Unzugänglichkeit ihrer Höhlenwohnungen blieb das Volk frei von Sklaverei. Auch als zuletzt die Römer die Insel eroberten und oftmals die Einwohner bekriegten, blieben diese aus den angeführten Gründen von feindlichen Truppen unbesiegt.

Schon in alten Zeiten kehrte jedoch Iolaos, nachdem er an der Einrichtung der Kolonie mitgewirkt hatte, nach Griechenland zurück, während die Thespiaden über viele Generationen hin die führenden Männer auf der Insel stellten. Schließlich wurden sie nach Italien verdrängt und siedelten sich in den Gebieten um Kyme an. Die große Masse der Kolonisten, die zurückblieb, barbarisierte und wählte die Tüchtigsten unter den Einheimischen zu ihren Führern, konnte aber ihre Freiheit bis auf unsere Zeit bewahren.

(Diodoros: Griechische Weltgeschichte. 10 Bde.; Bd. 2. Hrsg. v. Otto Veh. Stuttgart 1993, S. 445 f.)

(1) Korsika
 
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