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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Kleon kritisiert Perikles (51 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 09.01.2025 um 10:28 Uhr (Zitieren)
August Strindberg, Historische Miniaturen - Der Halbkreis von Athen:

Kleon und Anytos waren zwei Demagogen aus der Zeit des Perikles. Der Dialog spielt in der Zeit des beginnenden Peloponnesischen Krieges.
[...] Kleon hatte seinen Freund und Handwerksgenossen Anytos im Pfeilergang gesehen, und darum liess er den unbeugsamen Hebräer gehen, der geschwind nach der Sykomorenallee des Ölmarktes davon eilte und dort verschwand.

Anytos, der Gerber und Staatsmann, kam herbei, laut aus einer geschriebenen Rede lesend, die er halten wollte:
- Athen oder Sparta, das ist die ganze Streitfrage ...
Kleon näherte sich neugierig und unterbrach ihn:
- Was liest du, Anytos?
- Eine Rede.
- Das hörte ich! Athen oder Sparta. Volksherrschaft oder Schweineherrschaft! Das Volk, das Schwerste, das urbar machende, das hervorbringende, liegt zu unterst, auf dem Boden wie das Gold. Das Vieh, die Bummler, die Reichen, die Vornehmen, die Leichtesten schwimmen oben die Späne und Korke. Athen, das ist die Volksherrschaft, ist es immer gewesen, wird es immer bleiben. Sparta, das ist die Schweineherrschaft!
- Alleinherrschaft meinst du, Kleon!
- Nein, Schwein! Darum, Anytos, ist Athen schlecht geleitet, da Perikles, der reiche Mann, der mit königlichen Ahnen prahlt, zur Herrschaft gekommen ist! Wie kann er mit diesem Volk mitfühlen, da er niemals dort unten gewesen ist? Wie kann er es von oben richtig sehen? Er sitzt auf dem Giebeldach des Parthenon und sieht die Athener als Ameisen, während sie Löwen sind, mit beschnittenen Klauen und ausgezogenen Zähnen. Wir, Anytos, dort unten geboren, bei Gerberrinde und Hundedreck erzogen, wir verstehen unsere schwitzenden Brüder, wir kennen sie am Geruch, so zu sagen. Aber gleich und gleich gesellt sich gern; deshalb fühlt Sparta sich zu Athen hingezogen, zu Perikles und seinem Anhang. Perikles saugt Sparta an sich, und wir gehen unter ...

Anytos, selbst Redner, liebte Beredsamkeit von fremden Lippen nicht, darum schnitt er Kleon schroff das Wort ab:
- Perikles ist krank.
- Ist er krank?
- Ja, er hat Hitze im Körper!
- Wirklich? Vielleicht die Pest?
- Vielleicht!
Dieser Einwurf hatte Kleons langatmige Gedankengänge gekreuzt, und eine neue Hoffnung blitzte auf:
- Und nach Perikles? sagte er.
- Kleon, natürlich.
- Warum nicht? Der Mann des Volkes fürs Volk, aber keine Philosophen oder Schauspieler. [...]

(August Strindberg: Historische Miniaturen. München 1918, S. 40-42)
 
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