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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Zur sogenannten Dorischen Wanderung #1 (67 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 15.01.2025 um 23:39 Uhr (Zitieren)
Sie brausten aus dem Norden heran und schwangen schimmernde Waffen aus scharfem Eisen. Kurz nach 1200 v. Chr. bereiteten die harten dorischen Krieger der mykenischen Zivilisation ein rasches Ende. Griechenland stürzte in das erste dunkle Zeitalter der Welt. Laut dem griechischen Historiker Thukydides war der Trojanische Krieg da erst achtzig Jahre her. (1)

Die frühen Archäologen und Historiker, die zum heutigen Griechenland arbeiteten, übernahmen das Konzept einer gewaltsamen „Dorischen Wanderung“. Laut ihren Szenarien brachten die Angreifer neue Formen von Fibeln, andere Bestattungsweisen, Keramik und – was das wichtigste war – eiserne Schwerter mit. Diese Geschichte wurde Teil der kanonischen Erzählung in Handbüchern zum antiken Griechenland und steht noch immer an prominenter Stelle in manchen Sammelwerken, darunter der jüngsten Ausgabe der Columbia Electronic Encyclopedia, in der es heißt: „Das mykenische Handelsreich und der daraus erwachsende kulturelle Einfluss bestanden von 1400 bis 1200 v. Chr., als die Invasion der Dorer eine Phase des Niedergangs für Griechenland einleitete.“ (2)

Nur hat es die Invasion der Dorer wahrscheinlich nie gegeben. Infrage gestellt wurde die Existenz einer Dorischen Wanderung bereits 1966 von Forschern wie Rhys Carpenter und wird es noch heute. Man hat sie als „verwirrenden Fall einer Invasion ohne Invasoren“ bezeichnet, als „gelehrte Fata Morgana“ und als „außergewöhnliche, paradoxe Situation, in der es kein Anzeichen für die Anwesenheit eines feindseligen Eindringlings gibt“. Höflich drückte sich Joseph Tanner [Tainter] aus, der führende Experte für Zusammenbrüche: „Ganz einfach gesagt, haben [...] die Dorer sonderbar wenige archäologische Spuren hinterlassen“, während Gregory Nagy es so sagte: „Es gibt keinen Grund, eine ‚Dorische Invasion‘ anzunehmen [...], wenn die Dorer tatsächlich schon auf der Peloponnes als Bevölkerungssubstrat ‚da‘ waren.“ (3)

Tatsächlich braucht man zur Erklärung keines der oben genannten „Belege“ die Ankunft eines neuen Volkes, und mittlerweile wissen wir, dass einige der sogenannten Innovationen bereits in der Bronzezeit entstanden, darunter Schwerter vom Typ Naue II und Violinbogenfibeln. Andere Innovationen, etwa die Technik der Eisenerzeugung, entwickelten sich erst nach der Zerstörung der Paläste und nicht davor oder gleichzeitig, wie wir noch sehen werden. Noch dazu hielt sich die mykenische Keramik weitere anderthalb Jahrhunderte, nachdem alles zusammenzubrechen begonnen hatte – bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts v. Chr.

(Eric H. Cline: Nach 1177 v. Chr. – Wie Zivilisationen überleben. Freiburg/Br. 2024, S. 24-26)

(1) Thukydides I 12, 1-3; I 2, 2; vgl. Herodot VIII 73; I 56, 2-3; Pausanias IV 3, 3; II 12, 3
(2) Vgl. „Mycenaean Civilization“, Columbia Electronic Encyclopedia, 6. Aufl., März 2021, https://www.infoplease.com/encyclopedia/hisory/classical/greece/mycenaean-civilization
(3) R. Carpenter: Discontinuity in Mycenaean Civilization. Cambridge 1966; J. A. Tainter: The Collapse of Complex Societies. Cambridge 1988; G. Nagy: Thinking Comparatively about Greek Mythology XVII, with Placeholders That Stem from a Conversation with Tom Palaima, Starting with This Question: Was Herakles a Dorian?, in: Classical Inquiries, 15. November 2019
Re: Zur sogenannten Dorischen Wanderung #1
Γραικύλος schrieb am 16.01.2025 um 00:15 Uhr (Zitieren)
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