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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Schicksal und Gerechtigkeit (172 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 06.05.2025 um 22:30 Uhr (Zitieren)
Φεῦ τῶν βροτείων ὡς ἀνώμαλοι τύχαι.
οἱ μὲν γὰρ εὖ πράσσουσι, τοῖς δὲ συμφοραὶ
σκληραὶ πάρεισιν εὐσεβοῦσι πρὸς θεούς.

Wie ungleich ist das Schicksal, ach, des Menschenvolks!
Den einen geht es herrlich, und auf anderen,
die Göttern fromm ergeben sind, ruht ein schweres Los.

[Euripides; Anthologia Graeca X 107b]
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Aurora schrieb am 07.05.2025 um 07:16 Uhr (Zitieren)
Den einen geht es herrlich, und auf anderen,
die Göttern fromm ergeben sind, ruht ein schweres Los.

Das Motiv erinnert an Hiob und das Buch Kohelet.
Im Buch der Sprüche findet man ebenfalls einiges
zu diesem zeitlosen und kulturunabhängigen Thema.

Was bestimmt das omninöse Schicksal ?

-Gene

- Talente, die man mitbringt und deren Entdeckung und Förderung

- Familie, in die man hineingeboren wird

- Einflüsse während der Sozialisation

- Leute, die man zufällig trifft und einen beeinflussen

- Entscheidungen, die man fällt

- Das Glück, nicht durch Unfälle oder Krankheit
vorzeitig abtreten zu müssen

???

Welche Rolle nimmt das Schicksal heute ein vor dem
Hintergrund der modernen Kosmoslogie und
Quantentheorie?

Quantentheorie: Der Zufall als Grundprinzip
Die Quantenmechanik hat das klassische Bild erschüttert:
Auf kleinster Ebene (Teilchen) existieren keine festen Zukünfte,
sondern Wahrscheinlichkeiten.
Ereignisse wie der Zerfall eines Atoms passieren zufällig,
ohne Ursache im klassischen Sinn.

Konsequenz:
Das „Schicksal“ ist in dieser Perspektive nicht festgeschrieben,
sondern offen und unvorhersehbar.
Schrödingers Katze lebt – oder nicht.
Das Schicksal entscheidet nicht, der Zufall tut es.


PS:
Der Zufall ist das Pseudonym, das der liebe Gott wählt,
wenn er inkognito bleiben will.
Théophile Gautier (1811 - 1872)
https://de.wikipedia.org/wiki/Th%C3%A9ophile_Gautier
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Patroklos schrieb am 07.05.2025 um 11:11 Uhr (Zitieren)
Lukian lässt Momos vortragen (und Zeus wird gegen ihn meckern):
So erleiden wir denn jetzt das Schicksal, das wir verdienen, und werden es noch und noch erleiden, wenn die Menschen binnen kurzem hellhörig werden und herausfinden, dass es zu nichts führt, wenn sie uns opfern und ihre feierlichen Prozessionen veranstalten.

(So gibt es denn die Moiren über den Göttern.)

Kyniskos an Zeus:
Und ihr, könnt ihr daran etwas ändern und ihre Fäden wieder aufdröseln?
Zeus: Auf keinen Fall.
[Dies gilt auch für Fäden/threads/fils im Forum!]
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Andreas schrieb am 07.05.2025 um 11:56 Uhr (Zitieren)
Orpheus hat es (vorübergehend) geschafft,
nach intensivem Flehen:
per ego haec loca plena timoris,
per Chaos hoc ingens vastique silentia regni,
Eurydices, oro, properata retexite fata.
...
hanc simul et legem Rhodopeius accipit heros,
ne flectat retro sua lumina, donec Avernas
exierit valles; aut inrita dona futura.
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Patroklos schrieb am 07.05.2025 um 16:12 Uhr (Zitieren)
Ist Orpheus „gesichert“ aus dem Hades aufgestiegen oder nur vermutlich/dem Anschein nach?
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 07.05.2025 um 17:08 Uhr (Zitieren)
Ist Orpheus „gesichert“ aus dem Hades aufgestiegen oder nur vermutlich/dem Anschein nach?
Mit Verlaub, aber das ist eine Frage (nach der Realität des Erzählten, ihrer Beglaubigung gar), die einem Mythos zu stellen völlig an dessen Charakter und Aussageabsicht vorbeigeht.
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Patroklos schrieb am 07.05.2025 um 17:26 Uhr (Zitieren)
Aber selbstredend.
Die Frage wollte indessen eine neuerliche, aktuelle Sprachkuriosität beleuchten. Könnte das PPP als Modalpartikel Mode werden?
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Andreas schrieb am 08.05.2025 um 13:42 Uhr (Zitieren)
Gibt es eine Verbindung zw. Frau Loth im AT und Orpheus im Blick auf das Sich-Umdrehen?
Ein Topos?
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
βροχή schrieb am 08.05.2025 um 15:08 Uhr (Zitieren)
Mann und Frau tauschten die Rolle des Rückblickenden, mit unterschiedlichen Folgen
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Patroklos schrieb am 09.05.2025 um 11:09 Uhr (Zitieren)
Es heißt, Orpheus habe sich umgedreht, weil er die Schritte seiner Frau nicht mehr wahrnahm.
Kennt jemand eine Quelle?
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Werner (interessierter Mitleser) schrieb am 09.05.2025 um 11:44 Uhr (Zitieren)
Vergil:
Restitit Eurydicenque suam iam luce sub ipsa
immemor heu! victusque animi respexit.
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Patroklos schrieb am 09.05.2025 um 12:20 Uhr (Zitieren)
Als Quelle ist die Stelle doch wenig geeignet.
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Patroklos schrieb am 09.05.2025 um 13:30 Uhr (Zitieren)
Auch Metamorphosen, X, 56, sagt lediglich
Hic, ne deficeret, metuens avidusque videndi,
Orpheus sorgt sich, sie ermüde…
Re: Schicksal und Gerechtigkeit
Γραικύλος schrieb am 09.05.2025 um 14:25 Uhr (Zitieren)
Die Zahl der antiken Quellen zu Orpheus und Eurydike ist groß. Warum Oprheus sich umdreht, bleibt mir unklar; eine Stelle im Sinne von Patroklos habe ich nicht gefunden.
 
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