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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Unverdorbene Jugend (217 Aufrufe)
filix schrieb am 21.06.2025 um 20:12 Uhr (Zitieren)
Die Griechen verdarben möchte ich fast sagen nicht die schönste Zeit ihrer Jugend mit Erlernung von toden Sprachen und so lernten [sie] die Sprachen, die sie nötig hatten, durch die Sachen und nicht wie wir umgekehrt in unzähligen Dingen die Sachen durch die Wörter. Plutarch war schon ziemlich bei Jahren, als er Latein lernte.


(G. Chr. Lichtenberg: Sudelbücher - Heft L 76 (Promies))
Re: Unverdorbene Jugend
Γραικύλος schrieb am 21.06.2025 um 20:27 Uhr (Zitieren)
Es stimmt, das macht einen Großteil unserer Beschäftigung aus: die Sachen durch die Wörter kennenlernen.
Aber wir sind ja - so schätze ich - schon in die Jahre gekommen und haben die glorreiche Zeit der Jugend mit ihren vielfältigen Sachen hinter uns. Leider fehlten mir damals oft die Worte dafür.
Re: Unverdorbene Jugend
Patroklos schrieb am 21.06.2025 um 20:34 Uhr (Zitieren)
Mit einer toden Sprache ohnehin groß werden. Wie schön!
Re: Unverdorbene Jugend
Γραικύλος schrieb am 21.06.2025 um 20:36 Uhr (Zitieren)
Wir haben Krieg durch Caesars "De bello Gallico" kennengelernt. Ob unsere Väter besser dran waren?
Re: Unverdorbene Jugend
Patroklos schrieb am 21.06.2025 um 20:45 Uhr (Zitieren)
Die Engländer haben es gut. Sie beherrschen alsbald ihre Sprache, die wir erst mühsam zu erlernen haben.
Re: Unverdorbene Jugend
filix schrieb am 21.06.2025 um 21:03 Uhr (Zitieren)
Hält man an dem aphoristischen Schema der zwei Grundrichtungen (von der Welt zu den Wörtern und von den Wörtern zu Welt) fest, frage ich mich, ob nicht die zyklisch angestimmte Klage über den Niedergang unserer geschichtlich einzigartigen Ausrichtung eines Bildungsideals an zwei toten Sprachen den heimlichen Sieg derselben noch im an lebendigen Sprachen orientierten Ideal der welterschließenden Polyglossie verdunkelt - denn für einen erheblichen Teil der Jugend hat sich jenseits anekdotischer Kontakte zu anderssprachigen Welten nichts daran geändert, dass sie über die Wörter die Dinge kennenlernen, billigt man der weltumspannenden Sphäre der Massenkommunikation nicht mehr zu, als eine bloße Halbwelt zu sein, wenn in ihr nicht überhaupt in perverser Weise neben den Bildern die Wörter und die Dinge zur für viele maßgeblichen Erfahrung verschmelzen.
Re: Unverdorbene Jugend
filix schrieb am 21.06.2025 um 21:13 Uhr (Zitieren)
Und zwar in Bildungswesen, denn die die anderssprachigen Welten, mit denen man in einer Migrationsgesellschaft in Kontakt kommt, stehen selten auf dem Stundenplan, wie die vor einiger Zeit hier erwähnte Polemik gegen den falschen Feind monierte: https://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=11224#1

Davon abgesehen - weiß jemand worauf die Bemerkung über den Opsimathen Plutarch sich stützt?
Re: Unverdorbene Jugend
filix schrieb am 21.06.2025 um 21:13 Uhr (Zitieren)
*im
Re: Unverdorbene Jugend
Patroklos schrieb am 21.06.2025 um 21:14 Uhr (Zitieren)
Hiero-Glyphen sind es nicht mehr heute, aber der screen bedeutet doch wohl: imagines, non verba.
Re: Unverdorbene Jugend
filix schrieb am 21.06.2025 um 21:41 Uhr (Zitieren)
Wir leben nicht in einer Welt nach den Wörtern, sondern in einer Welt, in der Wörter überall sind, nicht nur in Unmengen an Text, die weitere Texte zeugen, sondern in Bildern, zwischen Bildern, über Bildern, durch Bilder hindurch, Tonspuren, Inserts, Untertitel, Sprechblasen, Memes usf. Wir befinden uns keineswegs in einer Welt der reinen imagines, sondern einer die den Primat des reinen Wortes im Weltverständnis und der Wissensweitergabe nicht mehr bedingungslos anerkennt - hält man an dem aphoristischen Schema fest, kann man die Lichtenbergsche Grundrichtungsfrage auch an diese Art Bilder stellen, nicht zuletzt angesichts so unglaublich erfolgreicher Formate vom Typ Wie ist das, ein X zu sein?
 
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