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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Bankier (305 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 23.07.2025 um 13:51 Uhr (Zitieren)
1.
Ὢ τῆς ταχίστης ἁρπαγῆς τῆς τοῦ βίου.
ἀνὴρ δανειστὴς τῶν χρόνων γλύφων τόκους
τέθνηκεν εὐθὺς ἐν ῥοπῆς καιρῷ βραχεῖ,
ἐν δακτύλοισι τοὺς τόκους σφίγγων ἔτι.

Wie reißend schnell doch geht des Lebens Zeit vorbei!
Notierte da ein Bankmann sich den Jahreszins,
und plötzlich, eh er sich’s versehen, war er tot
und ging mit krummen Fingern noch den Zinsen nach.


2.
Δακτυλικὴν ψήφόν τις ἔχων πέρι δάκτυλα χειρῶν
ψήφῳ τοῦ θανάτου προὔλαβεν εἰς Ἀίδην.
ζῇ δ‘ ἡ ψῆφος νῦν τοῦ ψηφίζοντος ἐρήμη
ψυχῆς ἁρπαγίμης ἔνθεν ἐλαυνομένης.

Während ein Bankmann die Finger noch still um den Rechenstein legte,
riß ihn der rechnende Tod rasch in den Hades hinab.
Doch der Rechenstein lebt, obwohl er beraubt ist des Rechners,
dessen Seele so jäh sich aus dem Leben gestürzt.

[Palladas; Anthologia Graeca XI 289, 290]
Re: Der Bankier
βροχή schrieb am 23.07.2025 um 14:29 Uhr (Zitieren)
Mit krummen Fingern, wie kommt er darau? Verkrümmen sich bei Toten die Finger? Passiert das nicht schon vor dem Tod (Gicht, Sehnenverkürzung usw.)?

Der Rechner überlebt immer, heute wird der Computer so genannt.

Re: Der Bankier
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 23.07.2025 um 15:03 Uhr (Zitieren)
Nein, die Finger des Bankiers sind noch im Tode σφίγγων = zusammengepreßt, (halten den Rechenstein) festumschlossen - das darf man schon mit 'gekrümmt, krumm' wiedergeben.
II. 4. press together, “πόδας . . κατὰ γαστέρος” Batr.71; χεῖρας ib.88.

http://www.perseus.tufts.edu/hopper/morph?l=%CF%83%CF%86%E1%BD%B7%CE%B3%CE%B3%CF%89%CE%BD+&la=greek#lexicon[/quote]
Re: Der Bankier
filix schrieb am 23.07.2025 um 15:06 Uhr (Zitieren)
Von einem Bankier oder sonst mit Geldgeschäften Befassten ist im zweiten Epigramm explizit nicht die Rede, in ψήφῳ τοῦ θανάτου προὔλαβεν εἰς Ἀίδην steht m.E. nicht ψῆφος als Rechenstein, sondern als Stimmstein sinnbildlich für das Urteil des Todes (sein endgültige Nein) im Zentrum.

Da die unbelebte ψῆφος hier nicht so wirklich personifiziert wird, wirkt der Gebrauch von ζάω etwas merkwürdig, zumindest in der Wiedergabe durch leben statt bestehen.
Re: Der Bankier
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 23.07.2025 um 15:07 Uhr (Zitieren)
Pardon, den Rechenstein hält der Bankier im zweiten Epigramm, der im ersten hatte wohl den Stylos in den Fingern.
Re: Der Bankier
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 23.07.2025 um 15:12 Uhr (Zitieren)
Und filix' Hinweis, daß ψῆφος hier wahrscheinlich nicht mit 'Rechenstein' wiederzugeben ist, habe ich erst nach dem Absenden meines Beitrags 15:07 gesehen.
Re: Der Bankier
Andreas schrieb am 23.07.2025 um 16:27 Uhr (Zitieren)
Das erinnert mich an diese Geschichte im NT:
Das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus aus Lukas 16,19-31.
Er plant ohne an den Tod zu denken.
(Memento-mori-Literatur)
Ein gefundenes Fressen für die kirchl. Angstpädagogik.


Re: Der Bankier
Patroklos schrieb am 23.07.2025 um 16:52 Uhr (Zitieren)
Der altgriechische Banker darf den „Stürmer“ geben.
Kurios.
Re: Der Bankier
βροχή schrieb am 23.07.2025 um 17:36 Uhr (Zitieren)
festumschlossen - das darf man schon mit 'gekrümmt, krumm' wiedergeben.


selbstverständlich darf man das. Ich zweifle nicht an der Wiedergabe, sondern am Bankier. Wurden seine Finger durch den Tod gekrümmt?
Gab es bei den Griechen krumme Finger als Metapher?
Re: Der Bankier
βροχή schrieb am 23.07.2025 um 17:36 Uhr (Zitieren)
festumschlossen - das darf man schon mit 'gekrümmt, krumm' wiedergeben.


selbstverständlich darf man das. Ich zweifle nicht an der Wiedergabe, sondern am Bankier. Wurden seine Finger durch den Tod gekrümmt?
Gab es bei den Griechen krumme Finger als Metapher?
Re: Der Bankier
βροχή schrieb am 23.07.2025 um 17:37 Uhr (Zitieren)
Sorry, doppel
Re: Der Bankier
Patroklos schrieb am 23.07.2025 um 17:52 Uhr (Zitieren)
Ein Cartoon zeigt in der Auslage eines Bestatters ein Leichenhemd und ein Schild:
JETZT AUCH MIT TASCHEN!
(Abendliche Albernheit.)
Re: Der Bankier
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 23.07.2025 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Der Tod hat nicht die Finger gekrümmt, sondern den Bankier mit den um den Stylos gekrümmten Fingern geholt, dieser nimmt also seine krummen Finger mit ins Grab.
Re: Der Bankier
βροχή schrieb am 23.07.2025 um 18:55 Uhr (Zitieren)
στρουθίον

Da das eine der ganz wenigen Infos ist, die wir über den Bankier bekommen, muss es etwas sehr wichtiges sein, evtl. metaphorisch.


Patro, wer eine Pyramide baute, braucht keine Hemdtaschen 🙃
Re: Der Bankier
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 24.07.2025 um 01:59 Uhr (Zitieren)
Das Epigramm exemplifiziert den (späteren) Spruch "Rasch tritt der Tod den Menschen an".

Der Tod rafft den Bankier so rasch dahin, daß der nicht einmal mehr Zeit hat, seine Finger, die er gekrümmt hatte, um den Stift zu halten, mit dem er die Zinsen aufschrieb, zu strecken - er fährt mit gekrümmten Fingern in die Grube, besser gesagt über den Acheron.
Was braucht es da die Suche nach einer Metapher?
Re: Der Bankier
βροχή schrieb am 24.07.2025 um 09:59 Uhr (Zitieren)
Was braucht es da die Suche nach einer Metapher?


Das ist reine Neugier. Man sagt ja, jmd. macht krumme Finger, wenn er sich etwas krallt, was ihm nicht gehört. Viell. gab es so ein Sprichwort bei den Griechen schon.
Während dessen macht der Faulpelz keinen Finger krumm 🙃

Re: Der Bankier
Patroklos schrieb am 24.07.2025 um 11:54 Uhr (Zitieren)
Zinsen sind jedenfalls freundlicher als Shylocks Arrangement.
Man kann Zinsen auch als Risikoabschlag erachten. Ähnlich Disagio.
Gab es in der Antike Zinsbegrenzungen? Lag die Wuchergrenze bei 10%?
Re: Der Bankier
βροχή schrieb am 24.07.2025 um 12:12 Uhr (Zitieren)
Zinsen sind nicht vom Teufel,
abgesehen vom Risiko,
wer soll Buchhaltung, stress mit Schuldnern, Sicherung gegen Räuber usw. gratis übernehmen?



Re: Der Bankier
Werner schrieb am 24.07.2025 um 13:19 Uhr (Zitieren)
Zinsen sind nicht vom Teufel,

Das hat niemand behauptet.
Nur wird mit Zinsen auch viel Schindluder getrieben und
die Gier nach Profitmaximierung
ist auch hier immer im Spiel.
Man kann auf Zinsen auch spekulieren und mit
entsprechenden Optionen viel Geld machen.
Dabei werden Kontrakte in hohen Beträgen gehandelt.
Ein Bund-Future (auf 10-jährige deutsche Staatsanleihen)
hat einen Kontraktwert von 100.000 EUR
Viele OTC-Zinsderivate (Over-the-Counter, also außerhalb der Börse)
haben Mindestgrößen von 250.000 EUR oder deutlich mehr
(insb. bei institutionellen Händlern)
Wer z.B. eine hochverzinste Anleihe besitzt,
profitiert von fallenden Zinsen.
Man denke an die Hochzinsphase nach der dt.
Wiedervereinigung. Festgeld brachte bis zu 9% p.a.
Allerdings lag die Inflationsrate bei 5%.
Alles hat seinen Preis und der heißt beim Geld ZINS.
 
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