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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Löwentrommler (516 Aufrufe)
βροχή schrieb am 25.07.2025 um 12:10 Uhr (Zitieren)
χειμερίην νιφετοῖο κατήλυσιν ἡνίκ᾽ ἀλύξας
Γάλλος ἐρημαίην ἤλυθ᾽ ὑπὸ σπιλάδα,
ὑετὸν ἄρτι κόμης ἀπομόρξατο: τοῦ δὲ κατ᾽ ἴχνος
βουφάγος εἰς κοίλην ἀτραπὸν ἷκτο λέων.

αὐτὰρ ὁ πεπταμένῃ μέγα τύμπανον ὃ σχέθε χειρὶ
ἤραξεν, καναχῇ δ᾽ ἴαχεν ἄντρον ἅπαν.
οὐδ᾽ ἔτλη Κυβέλης ἱερὸν βρόμον ὑλονόμος θὴρ
μεῖναι, ἀν᾽ ὑλῆεν δ᾽ ὠκὺς ἔθυνεν ὄρος,
δείσας ἡμιγύναικα θεῆς λάτριν, ὃς τάδε Ῥείᾳ

ἐνδυτὰ καὶ ξανθοὺς ἐκρέμασε πλοκάμους.




Als der Priester der Rhea vor dem winterlichen Schneesturm Schutz suchte und die einsame Höhle betrat, hatte er gerade den Schnee aus seinem Haar gewischt, als ihm ein Löwe, ein Rinderfresser, in den Hohlweg folgte. Doch er schlug mit ausgestreckter Hand auf die große Trommel, die er hielt, und die ganze Höhle hallte von dem Klang wider. Auch das Waldtier wagte es nicht, dem heiligen Donnern der Kybele zu trotzen, sondern stürmte den bewaldeten Hügel hinauf, aus Furcht vor dem halb mädchenhaften Diener der Göttin, der ihr diese Gewänder und sein blondes Haar geweiht hatte.

Epigramm 6.217

(Zufallsepigramm)
Re: Löwentrommler
Γραικύλος schrieb am 25.07.2025 um 14:01 Uhr (Zitieren)
Der Autor heißt mutmaßlich Leonidas.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 14:35 Uhr (Zitieren)
Leo? Nie das!

Aber mir gefällt das so lebendig gemalte Bild vom furchtsamen Löwen und dem kräftig dreinhauenden Trommler (sein Urururur...enkel hieß nicht zufällig Oskar?) sehr.

Noch etwas Sprachliches (vielleicht auch etwas für Patroklos?):
Die (ξανθοὺς) πλοκάμους, die hier mit '(blondes) _Haar_' übersetzt werden - lt. LSJ gilt die Kollektivbezeichnung überwiegend für den Singular -, sind (sprachlich) eng verwandt mit dem, was unser Vorväter mit "Flechten" bezeichnet haben, mit den Zöpfen.
Die gemeinsame Wurzel ist lt. DWDS https://www.dwds.de/wb/Flechte das "griech. plékein (πλέκειν) ‘flechten’, das auf ie. *plek- ‘flechten, zusammenwickeln’ zurückführt.
Enger am Text wäre vielleicht 'Locken'.
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 25.07.2025 um 15:07 Uhr (Zitieren)
... der Autor ist leider nicht nicht genannt, viell. findet ihn jmd. in einer anderen Ausgabe? Es gibt wohl noch 3 scholia, welche bedauerlicherweise nicht angezeigt werden. Deshalb dachte ich mit den threadtitel spontan aus.
Re: Löwentrommler
Patroklos schrieb am 25.07.2025 um 15:08 Uhr (Zitieren)
Das englische „to plait“, flechten, geht auf πλέκω zurück.
ξάνθος; der liebste Blonde, eins der beiden weinenden Pferde. Sehr anrührend.
(Um wen sie weinen, möchte ich verschweigen.)
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 25.07.2025 um 15:19 Uhr (Zitieren)
... es gilt als Simeonidisches Epigramm der Serie 6.212-7 (falls ich das nicht verwechsle)
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 25.07.2025 um 15:38 Uhr (Zitieren)
βουφάγος

Was für ein Wort, nichts für Vegetarier.
Und es enthält außerdem eine Methaphorik für das Epigramm.

Re: Löwentrommler
Γραικύλος schrieb am 25.07.2025 um 15:38 Uhr (Zitieren)
Simeonides steht bei Beckby in Klammern [...]; einige Philologen vermuten: Leonidas von Tarent.
Re: Löwentrommler
Patroklos schrieb am 25.07.2025 um 15:52 Uhr (Zitieren)
Kleiner Fund:
Buphagus (which means bull, cattle-eater) was also a surname of Heracles, Lepreus, and others, who were believed to have eaten a whole bull at once.
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 25.07.2025 um 16:57 Uhr (Zitieren)
Flechten oder Locken? Wie wäre es mit Mähne, Löwe und Trommler farblich abgestimmt?

Re: Löwentrommler
Patroklos schrieb am 25.07.2025 um 18:29 Uhr (Zitieren)
Flechte nennt man in der norddeutschen Tiefebene einen Hefezopf, der auf der Oberseite verflochten geformt ist.
Auf die Nennung „Stuten“ reagiert man mit Unverständnis.
Die Süßigkeit des Hefeteigs macht die Unwiderstehlichkeit aus.
Dies zum Wochenende, Rubrik Schleckermaul, Naschkatze. Gibt es für letztere ein griechisches Wort?
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 18:43 Uhr (Zitieren)
Flechte nennt man in der norddeutschen Tiefebene einen Hefezopf, der auf der Oberseite verflochten geformt ist.
Aha - man sieht wieder einmal die Beharrungskräfte sprachlicher Erscheinungen in regionalem Sprachgebrauch, sehr schön. Danke für den Hinweis, Patrokle, wieder was lernt ... ;-)
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 25.07.2025 um 19:05 Uhr (Zitieren)
γλυκοφάγος

Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 19:18 Uhr (Zitieren)
Re Leckermaul, Naschkatze:

Im Neugriechischen λιχούδης, das auf λείχω (= lecken) zurückgeht.
Eine Suche im Pape ergab:
- λιχάζω: lecken, lüstern sein (wonach τινὀς)
- λιχνεἰα: Leckerei, Näscherei, auch Gefräßigkeit ... Auch leckere Gerichte heißen λιχνεἰαι
- λιχνεὐω: belecken,benaschen; Md. lecken, ein Leckermaul sein, auch nach etw. lüstern sein.
- λιχνοβὀρος: lecker im Essen, naschhaft
und schießlich:
- λἰχνος: naschend, naschhaft ... auch Subst. Leckermaul

Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 19:19 Uhr (Zitieren)
Md, lies Med.
Re: Löwentrommler
Patroklos schrieb am 25.07.2025 um 19:34 Uhr (Zitieren)
Kann vor dem λἰχνος ein γ gestanden haben?
Somit γλυκύς?
Vgl. Lakritz, Süßwurzel.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 19:57 Uhr (Zitieren)
Da bin ich eher skeptisch, Patrokle.

Zu γλυκύς gibt LSJ keine diesbezüglichen Hinweis (der Pape enthält ja keine Etymologien), wohl aber einen Fingerzeig ins Lateinische:

IV. Adv. “-κέως” Poll.4.24. (Perh. fr. Δλυκύς, cf. Lat. dulcis.
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/morph?l=glukus&la=greek#lexicon,
was aber die Elision eines Dentals darstellt.
Ich wäre eher vorsichtig, den Ausfall eines Gutturals anzunehmen, bin aber kein Spezialist in diesen Dingen. Werd' mal schauen, ob ich in der ererbten väterlichen Bibliothek etwas dazu finde.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 20:02 Uhr (Zitieren)
Elision eines Dentals bei einem supponierten Übergang von Δλυκύς zu λἰχνος

Mir erscheint das nicht schlüssig.
Re: Löwentrommler
Patroklos schrieb am 25.07.2025 um 21:56 Uhr (Zitieren)
Auf griech.-lat. glycyrrhiza ‘Süßwurzel‘
könnten wir noch herumkauen. Das γ müssen wir noch wegputzen.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 23:14 Uhr (Zitieren)
Ein erster Fund:
A. Walde: Lateinisches Etymologisches Wörterbuch. Heidelberg: Carl Winters Universitätsbuchhandlung 1938, S. 380, s. v. dulcis:

"γλυκύς wohl aus *dl0kús*) mit γλ- aus dl- durch Angleichung der Artikulationsstelle an die von κ ([Quellenbelege]; aber spätes δεῦκος "Most", δευκής "süß" nicht satzdissimilatorisch aus *δλ-, sondern wohl falsche Grammatikerabstraktion aus hom. ἀ-δευκής, s. unter duco) und mit λυ- für λα- nach dem u der zweiten Silbe; dulcis entsprechend aus *dl0kui-**) (vgl. suavis: ἡδύς, s. unter densus)..."

*) die hier tiefgestellte Null ist subliterales Diakritikum des l.

**) das u besitzt das Diakritikum eines subliteralen, konvexen Bogens, hier nicht darstellbar.

Das bestätigt meine Zweifel bzgl. eines anzunehmenden Abfalls des initialen γ zur Erreichung des λεικ-/λιχ-Stamms.
Re: Löwentrommler
Γραικύλος schrieb am 25.07.2025 um 23:32 Uhr (Zitieren)
Der Frisk (Griechisches Etymologisches Wörterbuch) weiß von einem γ bei λείχω, λιχανος nichts.
Re: Löwentrommler
Γραικύλος schrieb am 25.07.2025 um 23:44 Uhr (Zitieren)
Spezialbuchstaben aller Art lassen sich bei Word finden: Einstellungen --> Symbol --> weitere Symbole.
Übrigens auch altgriechische Buchstaben, die im hiesigen Angebot nicht vorkommen, z.B. das große Rho mit Spiritus asper: Ῥ.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 23:44 Uhr (Zitieren)
Und aus der anderen Richtung kommend:

Zu lambo 'lecken, belecken' gibt Waldo a. a. O., zunächst S. 754: "seit Cic. rom. [neben lingere, *lappare, *licigare]", dann unter 'Nachträge und Berichtigungen' S. 871: "st{att} rom. *ligicare ist eher *liccare (germ.) anzusetzen, vgl. leccator."

Die Gleichläufigkeit des ligicare/liccare und λεἰκειν ist wohl recht deutlich, es bedarf also - wenigstens sprachlich/sprachhistorisch - keiner besonderen Süße, um die Naschkatzen zu Leckermäulern [sic] werden zu lassen ... schade zwar, aber wohl unabweislich ;-)
Re: Löwentrommler
Γραικύλος schrieb am 25.07.2025 um 23:45 Uhr (Zitieren)
Ist dieses u gemeint? ȗ
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 23:55 Uhr (Zitieren)
Danke vielmals, Γραἰκυλε, für den Hinweis auf die Spezialzeichen und, viel wichtiger, für die Bestätigung meiner Vermutung, es sei irrig anzunehmen, bei λείχω sei ein ursprünglich vorhandenes γ weggefallen.

Was mich allerdings zum wiederholten Male frappiert, ist die Feststellung, daß das Griechische und das Deutsche, wie hier mit λείχω/licco/lecke, in den Stämmen dichter beieinander sind als das Lateinische, mit lambo, zu beiden. Wenn jemand dafür eine Erklärung weiß, immer her damit!
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.07.2025 um 23:57 Uhr (Zitieren)
Nein, der Bogen, zwar nach der richtigen Seite geöffnet, ist ein Subskript.
Ich schaue gleich mal nach.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 26.07.2025 um 00:02 Uhr (Zitieren)
Welche Word-Version benutzest Du?
ich finde bei meiner (Office 365, Versionsnummer 2301) keinen Menupunkt mit der Bezeichnung Einstellungen.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 26.07.2025 um 00:06 Uhr (Zitieren)
Ich bitte, in 23:14 λεἰκειν und λεἰκ- als λεἰχειν und λεἰχ- zu lesen.
Re: Löwentrommler
filix schrieb am 26.07.2025 um 00:50 Uhr (Zitieren)
Hinter dem sprachlichen Befund steht wohl die historische Entwicklung der Ernährungsweise - der Fokus auf den Konsum von Süßspeisen bei Naschen und Naschkatze ist m.E. eine reaktive Folge der Zuckerrevolution im 18./19. Jhdt., die Saccharose von einem Luxus- zu einem Massenprodukt werden lässt. Das kennt die Antike offenbar so nicht, weder hinsichtlich der Verbreitung und Verfügbarkeit, noch auf der Ebene sozialer Typologie.

Für die Verknüpfung des anderen weißen Goldes mit der Weltgeschichte siehe zuletzt etwa Ulbe Bosmas The World of Sugar: How the Sweet Stuff Transformed Our Politics, Health, and Environment over 2,000 Years: https://lareviewofbooks.org/article/sugar-slavery-and-capitalism-on-ulbe-bosmas-the-world-of-sugar/
Re: Löwentrommler
Bukolos schrieb am 26.07.2025 um 01:32 Uhr (Zitieren)
Zitat von στρουθίον οἰκιακόν am 25.7.25, 23:55Was mich allerdings zum wiederholten Male frappiert, ist die Feststellung, daß das Griechische und das Deutsche, wie hier mit λείχω/licco/lecke, in den Stämmen dichter beieinander sind als das Lateinische, mit lambo, zu beiden. Wenn jemand dafür eine Erklärung weiß, immer her damit!

Das mit λείχ-ω stammverwandte lateinische Verb ist ja nicht lamb-o (PIE *lh₂-m-P-), sondern ling-o; aber während die griechische Wurzel auf die vollstufige Wurzel (PIE *leiǵʰ-) zurückgeführt wird, geht die lateinische auf ein Nasal-Infix-Präsens (PIE *li-n-ǵʰ-) zurück.

Aktuellere Literatur (d. h. nach Entzifferung von Linear B entstandene)* kann für die Etymologie von γλυκύς noch auf mykenisch de-re-u-ko zurückgreifen, was vielleicht als /dleukos/ = gr. γλεῦκος gedeutet werden kann. Die vermutete Stammverwandtschaft von gr. γλυκύς und lat. dulcis birgt dennoch einige ungeklärte Schwierigkeiten. Die Annahme, dass γλυκύς und λείχω auf verschiedene indoeuropäische Wurzeln zurückzuführen sind, ist davon allerdings nicht betroffen.

* Beekes, Etymological Dictionary of Greek Online; de Vaan, Etymological Dictionary of Latin Online and the other Italic Languages; Meier-Brügger, Griechische Sprachwissenschaft, Bd. 2, Berlin/New York 1992; Rix, Historische Grammatik des Griechischen, Darmstadt ²1992.
Re: Löwentrommler
Bukolos schrieb am 26.07.2025 um 01:41 Uhr (Zitieren)
Zitat von στρουθίον οἰκιακόν am 25.7.25, 23:57Nein, der Bogen, zwar nach der richtigen Seite geöffnet, ist ein Subskript.

Das Phonem-Symbol für das halbvokalische U besitzt, soweit ich weiß, keine eigene Unicode-Definition. Im englischsprachigen (und inzw. auch im deutschsprachigen) Raum wird das /w/ verwendet. Für das Schreiben in Word kann man den Font Cardo installieren, wo es zu finden ist. Ansonsten muss man mit combining characters arbeiten, was meist nicht gut funktioniert: u̯.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 26.07.2025 um 09:24 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank, Bukolos, für Deine so fundierten Bemerkungen! Du hast Recht, ich hätte auf jeden Fall ein caveat hinzufügen müssen hinsichtlich des wahrscheinlich veralteten Forschungsstandes, aber die Freude über den Fund hat die Vorsicht vergessen lassen 😊
Der Tip zum Zeichensatz ist hochwillkommen, auch dafür danke.

Und bei filix‘ Hinweis, der wie üblich einen Blick auf die kulturellen und kulturgeschichtlichen Hintergründe und Zusammenhänge eröffnet, stand mir sofort die silberne Zuckerdose, von einem Vorfahr Ende des 18. Jhdts, gefertigt, vor dem inneren Auge, die besitzt ein veritables Schloß, um den kostbaren Inhalt vor unziemlichem Zugriff von Naschkatzen zu schützen.
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 26.07.2025 um 10:26 Uhr (Zitieren)

γαλακτός
|
V
lacte


ein bisschen ist das vermisste γ doch mit im Spiel




Re: Löwentrommler
Patroklos schrieb am 26.07.2025 um 11:04 Uhr (Zitieren)
Der Gutturalverlust vor /n/ im Englischen (Aphärese) könnte helfen, wenn etwa das Englische älter als das Griechische wäre, insbesondere, wenn dieser Verlust auch vor Liquiden stattfände. Doch noch nicht einmal dies ist der Fall. Uns zuliebe wäre glycerin=lycerin. Schade!
Erfreulich ist dagegen, dass dem „naschen“ in einigen Sprachen ein /g/ oder /h/ vorgefügt ist. Unklare Herkunft, womöglich nagen. Das Schleckermaul steht mit λείχειν in Verbindung. Das Sch bzw s gibt es in einigen Sprache. Lecker ist uns willkommen. Leider hieß es früher nicht glecker. Warum das Unternehmen Lekkerland derart firmiert, ohne holländisch zu sein, mag einem Distinktionsgewinn geschuldet sein.
Re: Löwentrommler
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 26.07.2025 um 11:06 Uhr (Zitieren)
βροχή, da machst Du aber ein weiteres Faß, diesmal ein Milchfaß, auf! Ob und wann ich mich da reinstürzen soll/kann, muß ich offen lassen (keine Sorge, das Faß bleibt bis dahin zu, damit die Milch nicht sauer wird ...).

Aber der Cardo-Zeichensatz ist 'ne Wucht - danke nochmals sehr, Bukolos!
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 26.07.2025 um 11:10 Uhr (Zitieren)
στρουθίον οἰκιακόν


Mit diesem Fass möchte ich keine direkte streng nachvollziehbare Verbindung behaupten.

Es gibt wahrscheinlich zw. den Wörten auch Querverbindungen.

Ich meine es im Sinne von Wortfeld.

Re: Löwentrommler
Bukolos schrieb am 26.07.2025 um 11:26 Uhr (Zitieren)
Zitat von βροχή am 26.7.25, 10:26
γαλακτός
|
V
lacte


ein bisschen ist das vermisste γ doch mit im Spiel

Der Pfeil, den du zwischen γαλακτός und lacte gesetzt hast, legt nahe, dass sich das lateinische Wort aus dem griechischen entwickelt habe. Davon kann man nicht ausgehen: Die griechischen Dialekte und die italischen (einschließlich der lateinischen) Sprachen bilden zwei eigenständige Sprachfamilien innerhalb der indogermanischen Sprachen. Sie stehen nicht in einem Mutter-Tochter-Verhältnis.

Der (innerlateinische) Lautwandel lat. lac(t)- < *glakt- (Meiser* nimmt regressive Ferndissimilation an, die im Lateinischen auch andernorts beobachtet werden kann) betrifft nicht das Griechische, um das es ja bei γλυκύς und λείχω ging.

* Meiser, Historische Laut- und Formenlehre der lateinischen Sprache, Darmstadt ³2010, S. 127.
Re: Löwentrommler
filix schrieb am 26.07.2025 um 11:30 Uhr (Zitieren)
Schöner Hinweis auf den Spiegel der Entwicklung in den Gebrauchsgegenständen. Passend zur Diskussion hat dieses Modell https://h1.nu/14BZn (Günzburg um 1840) nicht nur ein versperrbares Schloss, es steht auch noch auf Löwentatzen, die der Naschkatze signalisieren sollen, dass dieser Hort der Süße bewacht wird und unter mächtigem Schutz steht. Auf dem Deckel ein mythologisches Ebenbild der Verlockung, ich vermute eine Darstellung der nereidischen Meeresnymphe Galateia, die Milchweiße, die der sich verzehrende Akis bei Ovid (Met. 13, 789ff) mit den Worten besingt:

Candidior folio nivei Galatea ligustri … splendidior vitro … lucidior glacie, matura dulcior uva …


Allesamt Eigenschaften, die sein »Sugarbabe« mit dem Inhalt der Dose teilt. Zu gu­ter Letzt zum Epigramm (anscheinend eine Variation von AG 6,220) noch die zoologische Frage: Wie kommt der Löwe in den verschneiten Wald?
Re: Löwentrommler
Bukolos schrieb am 26.07.2025 um 12:39 Uhr (Zitieren)
Ein Forschungsbericht*, der fossile, archäologische und textliche Zeugen zur Verbreitung von Panthera leo persica (letzte Bestände existieren noch heute in Gujarat) zusammenführt, kommt zu dem Schluss, dass gerade "in remote areas like high mountains (Olympus, Zagros, Atlas, Taurus)" die Subspezies sich länger halten konnte als in den stärker besiedelten Regionen, ohne das zeitlich genauer einzugrenzen. Im Raum nördlich von Griechenland gab es wohl bis ins 1. nachchristliche Jh. Löwen.

Fossil remains

Greece. Fossil remains dating from the Bronze Age (1100–1500 BC) were recorded at Kastanas (11) in the north (Becker 1986), Delfoi (12), Tiryns (13), Pylos (14; Nobis 2001), Kolona (15; Yannouli 2003), Mycenae (16; Yannouli 2003), Kalapodi (17; near Mount Olympus; Meyer 1903), and Samos (18). Some of bones had been disposed of together with meal leftovers (Tiryns), others were burned or cut (Kastanas), indicating that lion meat was consumed. In Pylos, the lion is represented exclusively by loose teeth, which would have served as items of prestige or amulets. In the islands of Samos, and probably Kolona, the bones were certainly imported items (Yannouli 2003).

Written sources

Greece. Lions became extinct in the Peloponnese (56) during the late Mycenaean Age (100–1400 BC; de Planhol 2004). Herodotus mentioned lions living in the Nestos floodplain (57); some of them attacked the camels of Xerxes' land army transporting cereals in Thrace in 480 BC. Lions also lived in the Olympus Mountains (58) at the same time. In the Homeric poems, dated from 850 to 750 BC, lions are mentioned 45 times (de Planhol 2004). They became extinct in the mountains north of Greece in the 1st century AD (Meyer 1903 [= The Antiquity of the lion in Greece. Zoologische Garten. XLIV:65–73]).


* Annik E. Schnitzler: Past and present distribution of the North African–Asian lion subgroup: a review in: Mammal Review 41 (2011), 220–243.
Re: Löwentrommler
filix schrieb am 26.07.2025 um 13:20 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank. Panthera leo persica steht dann womöglich auch hinter dem Plot der Bakchen des Euripides. Agaue und Anhang denken ja im Wahn einen im Waldgebirge Kithairon im Baumwipfel sitzenden Berglöwen getötet zu haben, der sich als ihr eigener Sohn Pentheus, den der auf Rache sinnende Dionysos dort platziert hat, entpuppt.

Hat also das mögliche Vorkommen des Asiatischen Löwen in Griechenland im ersten Jahrtausend v. Chr. – zusätzlich zur Unzugänglichkeit der Gebirge und dem mythologischen Ruf dieser Orte als Sitze mächtiger Götter – dazu beigetragen, dass bestimmte Gebirgsregionen als gefährlich, heilig oder besser zu meiden galten?
Re: Löwentrommler
βροχή schrieb am 26.07.2025 um 14:56 Uhr (Zitieren)
Der asiatische Löwe lebt auch im Laubwald. Das passt gut zum Epigramm.
Wurde er gejagt, um sein Fell (Kleid) und Haar (Mähne) der Göttin zu weihen?
Re: Löwentrommler
Patroklos schrieb am 26.07.2025 um 15:30 Uhr (Zitieren)
Die zahmen Löwen der Kirke setzen beim Publikum offenbar die (Existenz der?) wilden Löwen voraus.
Und noch dies, weil Sonntag ist:

The lion [Goldwyn] was chosen as the company‘s mascot in 1916 by publicist Howard Dietz, as a tribute to his alma mater Columbia University, whose mascot is a lion. Dietz was most directly inspired by the university’s fighting song „Roar, Lion, Roar.“
Quelle: engl. Wikipedia, Leo the Lion (MGM)
 
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