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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Medicus tyrannicida (107 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 16.09.2025 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Calpurnius Flaccus, Deklamationen 13:
Medicus tyrannicida / Der Arzt als Tyrannenmörder

Tyrannicidae praemium. Tyrannus suspicatus sibi venenum datum ab eo medico, quem in arce habebat, torsit eum; ille pernegavit. Misit ad medicum civitatis. Dixit datum illi ab illo venenum, sed se remedium daturum. Dedit poculum, quo exhausto statim periit tyrannus. Contendunt de praemio.

Einem Tyrannenmörder soll eine Belohnung zustehen. Ein Tyrann vermutete, dass ihm von dem Arzt, den er auf der Burg hatte, Gift verabreicht worden sei, und folterte ihn; der leugnete beharrlich. Der Tyrann schickte zum Stadtarzt. Der sagte, dass ihm von dem anderen Arzt Gift verabreicht worden sei, er ihm aber ein Gegenmittel geben wolle. Er gab ihm einen Trank, an dem der Tyrann sofort starb, nachdem er ihn getrunken hatte. Die beiden Ärzte streiten um die Belohnung.

[Für den Leibarzt]
1. Fern möge es Euch liegen, hochwürdige Richter, unserem Tyrannenmord den Glauben zu verweigern, den sowohl der andere Arzt als auch der Tyrann bestätigt hat.

2. Man täuscht eine Tötungsabsicht vor, nachdem man keine Heilmethode gefunden hat.

3. Stellt euch meine Marterungen hierauf vor, bei denen sich weder sein Zorn noch sein Temperament im Zaum gehalten hat. Gewalt ist erträglich, sobald zur Gewöhnung an Leiden ein Grund für ihre Unvermeidbarkeit hinzukommt [Tolerabilis vis est, ubi ad consuetudinem mali causa necessitatis emergit].

4. Geht die Belohnung an jemanden, der es gewagt hat, sowohl mein Gift zu bestätigen als auch sein Gegenmittel zu versprechen?

5. Freilich war dies Rache, keine Vernehmung auf der Folter.

6. Der Tyrann hätte mich zum Gift befragt? Nein, er übte Rache!

7. O wie leicht lenken Verlockungen unsere Überzeugungen und kehren die Wahrheit ins Gegenteil [O quam facile regunt persuasiones illecebr<ae ver>umque in contrarium transferunt]! (1)

8. Das Gift breitete sich in seinen Eingeweiden aus, und durch die lange Dauer meiner Marterungen waren alle seine Gliedmaßen schlaff. Der Tyrann hatte das Gift bereits gespürt. Weil er sein baldiges Ende fühlte, verlangte er mit Nachdruck eilends einen Arzt.

9. Wie hast du das Gift so schnell zubereitet?

10. Vielleicht sagst du: „Ich hatte die bessere Gelegenheit, ihm Gift zu verabreichen, da er sie mir aus eigenem Willen bot.“ Die Art von Angst ist angeboren, dass aus einer früheren Erfahrung eine in allen Belangen größere Vorsicht resultiert. Machte nun dem Tyrannen seine gegenwärtige Furcht nicht alles verdächtig?

11. Er schrie in der ganzen Burg nach einem Arzt, als ob ich den Tyrannenmord nicht geleugnet hätte.

12. Auf der Burg fehlte mir weder Mut noch Gift.

(Calpurnius Flaccus: Deklamationen. Hrsg. v. Stefan Knoch. Berlin/Boston 2024, S. 60-63)

(1) Dies soll erklären, dass der Stadtarzt selbst an seine Version glaubt.
Re: Medicus tyrannicida
Udo schrieb am 16.09.2025 um 14:55 Uhr (Zitieren)
Wenn jemand Putin oder Kim umbrächte, was wäre das juristisch?

KI sagt dazu Folgendes:
Juristische Bewertung der Tötung von Putin oder Kim Jong-un
Die rechtliche Einordnung hängt stark vom Kontext, Tatort, Täter und Rechtsraum ab. Hier sind die wichtigsten juristischen Perspektiven:
1. Strafrechtlich – aus Sicht des Täters (z. B. in Deutschland)
In fast allen Ländern wäre die vorsätzliche Tötung eines Menschen – auch eines Diktators – juristisch ein Mord oder mindestens Totschlag, je nach Motivation, Planung und Ausführung.

Beispiel: Ein deutscher Staatsbürger, der Kim Jong-un tötet, würde nach deutschem Strafrecht (§ 211 StGB) wegen Mordes belangt – auch wenn die Tat im Ausland geschieht.
Es gibt keine legale Ausnahme, die eine Tötung rechtfertigt, nur weil die Zielperson ein Diktator ist.

2. Völkerrechtlich / Kriegsrechtlich
Wenn ein Staatschef im Rahmen eines bewaffneten Konflikts gezielt getötet wird (z. B. durch ein anderes Militär), könnte das als gezielte Tötung im Krieg gelten – aber das ist völkerrechtlich sehr umstritten.
Beispiel: Die Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani durch die USA 2020 wurde völkerrechtlich als möglicher Bruch des UN-Rechts gewertet.

Ohne legitimen Kriegszustand kann so eine Tötung als illegale außergerichtliche Hinrichtung gewertet werden.

3. Aus Sicht des betroffenen Staates (Russland / Nordkorea)
Beide Länder würden eine solche Tat als Mord oder Terroranschlag einstufen. Im Falle einer Festnahme wären drakonische Strafen zu erwarten – in Nordkorea etwa die Todesstrafe.

4. Moralische oder politische Bewertung
Historisch werden politische Attentäter manchmal moralisch gerechtfertigt, obwohl sie juristisch Straftäter waren.
Beispiel: Die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 gelten heute in Deutschland als Widerstandskämpfer – juristisch waren sie damals Hochverräter und sollten hingerichtet werden.

5. Zusätzliche juristische Aspekte
Staatschutzdelikte: Eine solche Tat könnte auch als Angriff auf die internationale Sicherheit oder als terroristischer Akt eingestuft werden.
Asylrecht: Ein Täter könnte sich auf politische Motive berufen – das ändert aber nichts an der Strafbarkeit.

Fazit
Juristisch wäre die Tötung von Putin oder Kim Jong-un fast immer ein Mord oder Totschlag.
Die politische Motivation ändert nichts am Straftatbestand – auch wenn die moralische oder historische Bewertung später anders ausfallen kann.



Re: Medicus tyrannicida
Γραικύλος schrieb am 16.09.2025 um 15:12 Uhr (Zitieren)
Mit dem von Calpurnius Flaccus geschilderten Fall, der von einer ganz anderen Rechtslage ausgeht und in dem es sich darum handelt, wem die Belohnung für den Tyrannenmord zusteht, hat das freilich nichts zu tun.
 
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