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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Pompeji - In der Zeit eingefangen? (147 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 07.10.2025 um 12:32 Uhr (Zitieren)
Wenn man Pompeji heute besucht, kann man den Eindruck gewinnen, die Stadt und das Leben seiner Bewohner seien so, wie wir sie sehen, im Zeitpunkt ihrer Zerstörung durch den Vulkanausbruch am 24./25. August 79 u.Z. eingefangen ... plus ein bißchen Gras drüber. Aber dieser Eindruck täuscht:
• Von vielen Gebäuden weiß man nicht, ob sie durch den Vulkanausbruch oder bereits durch das Erdbeben im Jahre 62 zerstört und zum Zeitpunkt des Ausbruchs noch nicht wiederaufgebaut worden waren.
• Selbst wann man die Leichen in den noch nicht ausgegrabenen Teilen der Stadt hinzurechnet, dürften nicht mehr als 2000 Menschen dem Ausbruch zum Opfer gefallen sein. Die Schätzungen für die Zahl der Einwohner belaufen sich aber auf 6400 bis 30000 (abhängig von der angenommenen Bevölkerungsdichte). Der größte Teil der Menschen ist dem Ausbruch also entkommen, vermutlich durch Flucht, sobald Tage vor dem Vulkanausbruch Erdbeben einsetzten. Wahrscheinlich haben diese Flüchtenden soviel von ihrem Besitz mitgenommen, wie es ihnen möglich war, etwa auf Karren und Wagen. Das würde die auffallend minimalistische Ausstattung in vielen Räumen erklären, so wie sie uns erhalten geblieben sind.
• Schon kurz nach dem Ausbruch haben Plünderungen eingesetzt. Plünderer haben Stollen in die verlassenen Häuser gegraben, um an zurückgelassene Wertsachen zu gelangen. Diese Stollen waren unfachmännisch angelegt und einsturzgefährdet. Wo man später Skelette gefunden hat, weiß man daher nicht, ob es sich um Opfer des Ausbruchs oder um verunglückte Plünderer handelt.
• 1943, im Zweiten Weltkrieg, ist Pompeji von den Alliierten bombardiert worden. Diese Schäden hat man nach dem Krieg durch Renovierung behoben, weshalb man als Laie bei einem „gut erhaltenen“ Gebäude nicht weiß, ob man nicht vor dem Resultat einer solchen modernen Renovierung steht.
• Das bei dem jüngeren Plinius überlieferte Datum der Katastrophe, der 24./25. August, ist sehr fragwürdig. Die Abschriften des Plinius-Briefes sind in dieser Hinsicht nicht zuverlässig, und es ist auffallend, daß in Pompeji viele Reste von Früchten gefunden worden sind, die nicht für den Sommer, sondern für den Herbst typisch sind.

(Zusammengefaßt aus: Mary Beard, Pompeji. Das Leben in einer römischen Stadt. Stuttgart 2011, S. 18-38)
Re: Pompeji - In der Zeit eingefangen?
Γραικύλος schrieb am 09.10.2025 um 19:44 Uhr (Zitieren)
Nachtrag:

• Zahlreiche Wandbemalungen und auch das berühmte Alexander-Mosaik sind in Museen ausgelagert worden und befinden sich also nicht mehr dort, wo sie ursprünglich hingehörten.
• Fast alles, was aus Holz war, ist entweder von den flüchtenden Bewohnern mitgenommen oder beim Ausbruch zerstört worden.
 
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