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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Das Gebet der Hetäre (130 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 09.10.2025 um 00:08 Uhr (Zitieren)
Poseidippos von Pella (3. Jhdt. v.u.Z.):
Ἃ Κύπρον ἅ τε Κύθηρα καὶ ἃ Μίλητον ἐποιχνεῖς
καὶ καλὸν Συρίης ἱπποκρότου δάπεδον,
ἔλθοις ἵλαος Καλλιστίῳ, ἣ τὸν ἐραστήν
οὐδέποτ‘ οἰκείων ὦσεν ἀπὸ προθύρων.

Die du das Eiland Kythera, Miletos und Kypros besuchest
und des syrischen Lands rossedurchstampftes Gefild,
o du, nahe dich huldvoll und segnend Kallistions Hause,
die einem liebenden Mann niemals die Türe verschloß.

[Anthologia Graeca XII 131]

Gemeint ist Aphrodite. Zu wem sonst sollte eine Hetäre beten?
Re: Das Gebet der Hetäre
Aurora schrieb am 09.10.2025 um 08:43 Uhr (Zitieren)
Zur Wirkung von Gebeten in der Antike sagt KI:

1. Gebet als Kommunikation mit den Göttern
Gebete (εὐχή, euchē) waren Anerkennung der Göttermacht und Ausdruck menschlicher Abhängigkeit.
Sie dienten dazu, um Hilfe, Schutz oder Erfolg zu bitten, z. B. im Krieg, bei Krankheit oder bei Ernte.

Ziel war weniger die Durchsetzung eines eigenen Willens, sondern die Herstellung eines Verhältnisses zwischen Mensch und Gott.

2. Ritual und Form
Die Griechen betonten korrekte Form, Reinheit und Opfergaben.
Gebete waren oft formelhaft und Teil von Opferhandlungen (thysia) oder Tempelzeremonien.

Richtiges Ritual → erhöhte Chance auf göttliche Gunst; Fehler oder Nachlässigkeit konnten die Wirksamkeit mindern.

3. Psychologische und soziale Wirkung
Gebet half innerlich, Gefühle wie Angst, Hoffnung oder Dank auszudrücken.
Es stabilisierte soziale Bindungen, z. B. in gemeinschaftlichen Zeremonien.
Manche Philosophen (z. B. die Stoiker) sahen Gebete eher als Selbstkontrolle und moralische Übung, weniger als Werkzeug, um die Götter zu beeinflussen.

4. Kein garantiertes Eingreifen
Anders als in manchen monotheistischen Religionen gab es bei den Griechen keine Garantie, dass Gebete Erfolg haben.
Erfolg galt als Geschenk der Götter, nicht als rechtmäßige Forderung.
Die Wirkung von Gebeten konnte man nicht erzwingen, nur die eigene Haltung und die rituelle Genauigkeit beeinflussen.

Das hat wohl auch stark im Christentum nachgewirkt.
Die Heiligen- und Marienverehrung weit viele Parallen auf.

Mir fällt dazu Schleiermacher ein:
Religion ist nur das unmittelbare Gefühl der Abhängigkeit des Menschen von Gott; es ist noch nicht durch den Begriff hindurch gegangen, sondern nur im Gefühl erwachsen. (…) Daher muss alles Handeln und Thun ein religiöses werden. Die Offenbarung ist keine von obenher gekommene, ausserordentliche Mittheilung, sondern das Bewusstwerden des eigenen innersten Lebens und einer neuen Anschauung des Unendlichen.

(Aus: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern, 1799).
 
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