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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Sport und Religion (98 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 27.10.2025 um 14:48 Uhr (Zitieren)
Unter dem Titel "Die Ersten werden die Ersten sein" analysiert die FAZ vom 27.10.2025 das enge Verhältnis von Sport und Religion im antiken Griechenland, ausgehend von den Grabungen in Olympia.
Re: Sport und Religion
Udo schrieb am 27.10.2025 um 15:59 Uhr (Zitieren)
Gesicherte Ausgrabungsergebnisse
Topographie des Heiligtums:

Altis (heiliger Hain): ummauerter Bezirk mit Tempeln und Altären
Zeustempel: 64 x 28 m, erbaut 470-456 v. Chr., dorischer Peripteros
Heratempel: ca. 600 v. Chr., einer der ältesten dorischen Steintempel
Pelopion: ummauerte Kultstätte, vermutlich für den Heros Pelops
Prytaneion: öffentliches Gebäude mit Hestia-Altar (Staatsherdaltar)

Sportstätten (außerhalb der Altis):

Stadion: mehrere Bauphasen; klassisches Stadion (4. Jh. v. Chr.) fasste ca. 45.000 Zuschauer
Hippodrom: Lage bekannt, aber weitgehend vom Fluss Alpheios weggeschwemmt
Gymnasion und Palästra: Trainingsbereiche aus hellenistischer Zeit

Räumliche Beziehung:

Die Sportstätten sind dem Heiligtum angegliedert, nicht umgekehrt
Das religiöse Zentrum (Altis) ist älter als die monumentalen Sportstätten
Klare räumliche Hierarchie: Tempel im Zentrum, Sport an der Peripherie

Fundobjekte
Weihgeschenke (9.-4. Jh. v. Chr.):

Über 6.000 Bronzefiguren (Menschen, Tiere, besonders Pferde)
Waffen und Rüstungsteile
Dreifüße und Kessel
Tausende Tonfiguren

Siegerstatuen:

Über 200 Statuenbasen mit Inschriften gefunden
Bronzestatuen selbst meist eingeschmolzen (Metallrecycling)
Inschriften nennen: Name, Herkunft, Disziplin, manchmal Bildhauer

Inschriften:

Weiheinschriften auf Objekten
Siegerlisten (fragmentarisch)
Bau- und Stiftungsinschriften

Was diese Befunde zeigen:
Chronologie:

Kultische Nutzung ab mykenischer Zeit (Keramikfunde)
Systematischer Tempelbau ab ca. 600 v. Chr.
Monumentalisierung der Sportstätten später (klassisch/hellenistisch)

Interpretation der räumlichen Anordnung:

Die Integration von Kultstätten und Sportstätten im selben Komplex ist einzigartig
Das Verhältnis ist nicht gleichberechtigt: religiöser Kern + sportliche Peripherie
Die Masse der Weihgeschenke zeigt intensive kultische Aktivität

Objektive Feststellung:
Sport fand in einem Heiligtum statt, nicht umgekehrt. Die archäologische Evidenz zeigt einen religiösen Komplex mit integrierter Sportanlage.
Grenzen der archäologischen Aussagen:
Die Ausgrabungen zeigen wo und wann Dinge standen. Warum genau Sport und Kult so verbunden waren, wie die Rituale abliefen, und was die Menschen dachten - das erschließen wir aus schriftlichen Quellen, nicht aus Steinen und Scherben.
 
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