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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Lactanz über das Weltende #2 (86 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 05.11.2025 um 23:12 Uhr (Zitieren)
Lucius Caelius Firmianus Lactantius (ca. 260-330 u.Z.): Divinae institutiones
Die Erde bringt keinen Ertrag mehr hervor; sie ist unfruchtbar durch das Übermaß von Kälte oder von Wärme. Alles Wasser verwandelt sich teils in Blut, teils schlägt es in Bitterkeit um, so daß nichts mehr für Speisen brauchbar oder zum Trinken heilsam ist. Zu diesen Übeln gesellen sich noch Schreckenszeichen vom Himmel, damit den Menschen nichts fehle, was Furcht erregt. Häufig ist das Erscheinen von Haarsternen (1); die Sonne umdüstert sich zu immerwährender Blässe, der Mond färbt sich in Blut und ergänzt nicht mehr die Einbuße des verlorenen Lichtes; die Sterne fallen sämtlich vom Himmel; den Zeiten bleibt nicht mehr ihre Gesetzmäßigkeit, Winter und Sommer sind vermengt. Dann kürzt sich auch das Jahr und der Monat und der Tag; und dies ist „das Alter und die Ermattung der Welt“, von der Trismegistus (2) geweissagt hat.

Wenn diese Dinge eintreten, dann mag man wissen, daß die Zeit da ist, in der Gott zur Umwandlung der Welt wiedererscheinen wird. Während des Andauerns dieser Übel erhebt sich ein gottloser König, der nicht nur dem menschlichen Geschlechte, sondern auch Gott abhold ist. Was jener frühere Tyrann noch übrig gelassen, das wird dieser zertreten, quälen, martern und töten.

Nun gibt es kein Aufhören der Tränen mehr und keine Unterbrechung der Seufzer; vergeblich sind die Bitten zu Gott; da ist kein Ausruhen mehr von dem Grauen und kein Schlaf mehr zur Erquickung. Der Tag mehrt immer das Unheil, und die Nacht stets die Furcht.

(Des Luc. Cael. Firm. Lactantius Schriften. München 1919, S. 213-217)

(1) Kometen
(2) Hermes Trismegistos, fiktiver Verfasser mystischer Schriften
Re: Lactanz über das Weltende #2
meine Meinung schrieb am 06.11.2025 um 08:39 Uhr (Zitieren)
Quellen von Laktanz nach KI:
(Die Stellen habe ich nicht überprüft.)
1. Stoische und platonische Kosmologie

Laktanz greift auf Vorstellungen der Stoiker und Platoniker zurück, die eine periodische Weltvernichtung (ekpýrosis oder kataklysmos) lehrten.

Bei den Stoikern (bes. Seneca, Naturales Quaestiones III, 28–30; De providentia 1–2) heißt es, dass die Welt am Ende durch Feuer oder Kälte zugrunde geht.

Auch Platon, Timaios 22c–23b, spricht von „großen Katastrophen“ (Feuer und Wasser), welche die Welt wiederholt reinigen.
→ Laktanz nennt ausdrücklich die „Überfülle von Kälte oder Wärme“ – das ist typisch stoisch.

2. Biblische und apokalyptische Tradition

Laktanz ist Christ, also verbindet er antike Naturphilosophie mit biblischen Apokalypsen:

Altes Testament:

Ex 7,17ff. – Wasser wird zu Blut (ägyptische Plagen).

Joel 3,3–4 – Sonne verfinstert sich, Mond wird blutig.

Jes 13,10, Jes 34,4 – „Himmel zerfallen, Sterne fallen“.

Neues Testament:

Offb 6,12–14 – Sonne schwarz, Mond wie Blut, Sterne fallen.

Mt 24,29 – identisches Motiv.
→ Diese Stellen stehen klar hinter den Zeichen am Himmel und den Naturverwandlungen.

3. Zeitgenössische Naturphänomene & Omina-Tradition

Die Erwähnung von Haarsternen (cometae criniti) verweist auf die römische Omina-Literatur:

Seneca, Naturales Quaestiones VII, 17–24 – Deutung von Kometen als Vorzeichen.

Plinius, Naturalis historia II, 22 – Kometen als furchtbare Zeichen göttlichen Zorns.
→ Laktanz übernimmt diese Vorstellung als „Schreckenszeichen vom Himmel“.

4. Hermetische Philosophie

Am Ende nennt Laktanz ausdrücklich Trismegistus (Hermes Trismegistos), den ägyptisch-hellenistischen Weisen, aus der hermetischen Literatur.

In den Hermetica, besonders im Asclepius (Kap. 24–25), findet sich die Prophetie vom Untergang der Welt:

„Die Erde wird nicht mehr fruchtbar sein, der Himmel wird sich verfinstern, das Meer wird vergiftet werden, und die Welt wird altern.“
→ Laktanz paraphrasiert diesen Text fast wörtlich.
 
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