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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Das Metrum (126 Aufrufe)
βροχή schrieb am 06.11.2025 um 13:20 Uhr (Zitieren)
Das Metrum, ich mag es nicht.
Es ist eine Maschine mit Zahnrädern,
die den Faden der Worte zerbeißen.
Re: Das Metrum
Udo schrieb am 06.11.2025 um 14:19 Uhr (Zitieren)
Was willst du uns damit sagen?
Hintergrund? Anlass? Kontext?
Re: Das Metrum
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 06.11.2025 um 14:50 Uhr (Zitieren)
Wenn ich mich recht an meine Schulzeit erinnere, wo wir genau dieses Thema behandelt haben:

Das Empfinden, daß das Metrum störe (den Textfluß zerhacke), liegt möglicherweise daran, daß das quantitative Metrum in den modernen Sprachen durch Druckakzent markiert wird (nur dieser steht zur Verfügung), der soundsooft dem "natürlichen" Wortakzent zuwiderläuft, während im antiken Vortrag die melodischen Akzente (Akut: Anstieg, Gravis: Abfall, Zirkumflex: Hochtonmodulation) realisiert wurden, und die metrische Struktur für eine zeitliche Strukturierung sorgte - ein für uns kaum vorstellbares, noch weniger realisierbares Phänomen.
Re: Das Metrum
Γραικύλος schrieb am 06.11.2025 um 14:51 Uhr (Zitieren)
Das Metrum hängt mit der Musikalität von Versen zusammen, die in der Antike noch oft gesungen wurden.

Bei Gedichten ist das heute nicht mehr üblich; wo sie aber gesungen werden (Vokalmusik jeder Art), ist das Metrum auch jetzt noch unverzichtbar.
Re: Das Metrum
Γραικύλος schrieb am 06.11.2025 um 14:54 Uhr (Zitieren)
Das Nebeneinander von Längen-Kürzen und natürlichem Wortakzent, das m.E. zwei Arten von Rhythmus ergibt, ist heutzutage kaum nachzuempfinden oder gar (in Übersetzungen) nachzumachen.
Re: Das Metrum
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 06.11.2025 um 14:55 Uhr (Zitieren)
das Metrum auch jetzt noch unverzichtbar
Ohje, Γραικύλε, da begibt man sich auf ein schwieriges Terrain, die Wort-Ton-Problematik ist in der abendländischen Musik ein Dauerbrenner ...
Re: Das Metrum
Γραικύλος schrieb am 06.11.2025 um 15:09 Uhr (Zitieren)
Hat nicht auch der Rap ein Metrum?
Re: Das Metrum
βροχή schrieb am 06.11.2025 um 15:16 Uhr (Zitieren)
der soundsooft dem "natürlichen" Wortakzent zuwiderläuft


Ja, genau. Lieber kein Metrum als ein zuwiderlaufendes, so ist es gemeint.
Re: Das Metrum
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 06.11.2025 um 15:49 Uhr (Zitieren)
Hat nicht auch der Rap ein Metrum?
Man verwechsle nicht Rhythmus mit Metrum oder setze sie in eins.
Re: Das Metrum
Γραικύλος schrieb am 06.11.2025 um 16:25 Uhr (Zitieren)
Ich habe gedacht, das Metrum sei der Rhythmus des Verses. Ist das falsch?
Re: Das Metrum
Udo schrieb am 06.11.2025 um 16:27 Uhr (Zitieren)
eine kurze Geschichte der lat. Metrik:

Die lateinische Metrik ist nicht ursprünglich römisch, sondern wurde nach griechischem Vorbild geschaffen. Etwa ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. übernahmen römische Dichter – zuerst Livius Andronicus (um 240 v. Chr.), dann Naevius und Ennius – die griechischen Versmaße, die auf der Quantität der Silben (Länge oder Kürze) beruhen.

Die Griechen unterschieden zwischen langen Silben (—) und kurzen Silben (⏑). Diese Zeitwerte bildeten rhythmische Versfüße (z. B. Daktylus: — ⏑ ⏑; Spondeus: — —). Die Römer übernahmen dieses System und passten es ihrer Sprache an.

Das Lateinische war zwar ebenfalls eine quantitative Sprache, aber seine Silbenstruktur, Wortbetonung und Lautdauer unterschieden sich erheblich vom Griechischen. Die Römer mussten daher die griechischen Metren an ihre eigenen Wortformen anpassen, Regeln finden, wann eine lateinische Silbe lang oder kurz ist, und metrische Lizenzen entwickeln (z. B. Elision, Hiat, Synizesis).

Vor der Übernahme der griechischen Metrik hatte die römische Dichtung (z. B. Volkslieder, Saturnier) rhythmische, betonte Verse, die auf Akzent und nicht auf Silbenquantität beruhten. Das älteste bekannte lateinische Metrum ist der Saturnische Vers (etwa in Inschriften und bei Naevius).

Erst mit Ennius (239–169 v. Chr.) wurde der griechische Hexameter fest im Latein etabliert. Er verband die lateinische Rede mit griechischem Versmaß.

Von Catull, Lucretius und besonders Vergil an wurde die Metrik vollendet. Verwendet wurden:

der Hexameter für das Epos (Vergil, Ovid, Lucretius)

das elegische Distichon (Catull, Properz, Tibull, Ovid)

die lyrischen Metra (Horaz nach Alkaios, Sappho, Asclepiades)

Die Römer verbanden griechische Formen mit eigener Sprachmusik: mehr Elisionen und Kürzungen, stärkere Bedeutung der Wortgrenzen, Zäsuren und Alliteration.

In der Spätantike (ab dem 4. Jahrhundert n. Chr.) verlor das Latein seine klare Silbenquantität. Dadurch wandelte sich auch die Metrik. Es entstand die betonte Metrik, die auf Wortakzenten beruht. Kirchendichter wie Ambrosius und Prudentius schufen den Übergang zur mittelalterlichen rhythmischen Dichtung. Daraus entwickelte sich später der Reimvers.

Zusammenfassung:

Frühzeit (vor 240 v. Chr.): rhythmische, betonte Verse (Saturnisch), kein Quantitätsmaß.
3.–1. Jh. v. Chr.: griechisch-quantitative Metrik, Nachahmung und Anpassung (Ennius, Catull, Vergil, Horaz).
1.–4. Jh. n. Chr.: vollendete Quantitätsmetrik (Ovid, Lucan, Statius).
Ab 4. Jh. n. Chr.: akzentuierende Metrik (Ambrosius, Hymnen).
Re: Das Metrum
Udo schrieb am 06.11.2025 um 16:29 Uhr (Zitieren)
und hier zur griechischen:

Entstehung der griechischen Metrik

Die griechische Metrik ist die älteste bekannte Form der europäischen Verskunst. Sie entstand aus dem natürlichen Sprachrhythmus der altgriechischen Sprache, die quantitierend war, d. h. der zeitliche Längenunterschied der Silben (lang = —, kurz = ⏑) war bedeutungstragend.

1. Ursprung im Kult und Gesang

Die ältesten griechischen Verse waren rituelle Gesänge, z. B. Hymnen, Klagelieder und Arbeitslieder.
Aus diesen kultischen Formen entwickelten sich rhythmisch geregelte Verse, die aus der Verbindung von Sprache und Musik entstanden.

Die Musik spielte dabei eine entscheidende Rolle: Der Rhythmus des Gesangs bestimmte den Versbau.
So entstanden zuerst lyrische Rhythmen (z. B. Paion, Kretikus, Dactylus, Anapest), die nach der Länge der Silben gegliedert wurden.

2. Bildung der Versfüße

Mit der Zeit erkannte man wiederkehrende rhythmische Muster – die Versfüße –, also Kombinationen aus langen und kurzen Silben (z. B. Daktylus = — ⏑ ⏑, Trochäus = — ⏑).
Aus diesen Versfüßen wurden Verszeilen (Metra) gebaut.

3. Früheste Formen

Die ältesten schriftlich fassbaren Metren stammen aus der epischen Dichtung.
Der daktylische Hexameter ist die älteste feste Form, überliefert vor allem in den Epen Homers (Ilias, Odyssee, ca. 8. Jh. v. Chr.).
Wahrscheinlich war dieses Metrum schon vorhomerisch im mündlichen Vortrag von Sänger-Barden (aoidoi) fest verankert.

4. Entwicklung und Differenzierung

Im 7. und 6. Jh. v. Chr. entstanden weitere metrische Formen:

Elegisches Distichon (Hexameter + Pentameter): frühe Lyrik, z. B. Kallinos, Tyrtaios, Solon

Iambische und trochaïsche Metren: volkstümliche Spott- und Dialogverse (Archilochos, Hipponax)

Lyrische Metren (z. B. sapphisch, alkäisch, asklepiadeisch): gesungene Strophen mit Musikbegleitung (Sappho, Alkaios, Pindar)

Anapästische Metren: für Marsch- und Theatergesänge (Chorverse der Tragödie)

Jede dieser Formen hatte ihren eigenen Ursprung im Gebrauch: Epos → Erzählung, Elegie → Reflexion, Iambos → Angriff, Lyrik → Lied, Drama → Bühne.

5. Theoretische Systematisierung

Die Griechen selbst entwickelten später eine genaue Metriktheorie.
Besonders Aristoxenos (4. Jh. v. Chr.) und die alexandrinischen Grammatiker (z. B. Hephaistion) analysierten die Versformen und legten die metrischen Regeln schriftlich fest.

6. Einfluss der Sprache

Die griechische Metrik war nur möglich, weil das Altgriechische eine klare Silbenquantität besaß.
Die Länge einer Silbe hing ab von:

der Länge des Vokals (α vs. ᾱ)

oder der „Schwere“ der Silbe (Vokal + Konsonant = lang)

So konnte der Rhythmus genau nach Zeitwerten gemessen werden – ähnlich wie musikalische Takte.

7. Übergang und Wirkung

Die griechische Metrik blieb bis in die römische Zeit das Vorbild für alle Dichtung.
Die Römer übernahmen sie direkt aus der griechischen Literatur und passten sie an das Latein an.
Über das Latein wirkte sie später auf die abendländische Dichtung insgesamt.
Re: Das Metrum
Γραικύλος schrieb am 06.11.2025 um 18:11 Uhr (Zitieren)
Ich sehe hier keinen Unterschied zwischen Metrik und Sprachrhythmus.
Die Aussage von στρουθίον οἰκιακόν hat mich allerdings verunsichert.
 
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